Schwimmfähigkeit: Großer Nachholbedarf auch in Kelsterbach

Abzeichentag am Sonntag im Sport- und Wellnessbad

Auch Tauchen gehört bei einigen Prüfungen dazu: Die Schwimmabzeichen können beim DLRG-Bezirk Kelsterbach gemacht werden, wie zuletzt 2022 im Sport- und Wellnessbad. (Archivfoto: Scherer)

 Kelsterbach (oh). Eine Studie im Auftrag der DLRG hat kürzlich Alarmierendes hervorgebracht: Immer mehr Kinder können nicht richtig schwimmen. Laut der Forsa-Studie hat sich die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren konnten 2022 nicht schwimmen. Außerdem kam durch die Studie heraus, dass 23 Prozent der Kinder unsichere Schwimmer seien.

Offensichtlich ist, dass vor allem die Corona-Pandemie mit all ihren Auswirkungen, wie Schwimmbadschließungen und Kursausfällen aufgrund von Kontaktbeschränkungen, diesen Zustand verursacht hat. Auch der DLRG-Bezirk Kelsterbach hatte damit zu kämpfen. Deren Leiter Eduardo Augusto Alonso sagte im Gespräch mit dieser Zeitung: „Erstmal muss ich betonen, dass wir viel Glück haben, dass die Stadt sich damals entschieden hat, das Sport- und Wellnessbad zu bauen. Damit ist eine Zukunftssicherheit gegeben. Und die Stadt tut alles dafür, dass wir zusätzlich auch noch das Lehrschwimmbecken der Karl-Treutel-Schule haben, um das für Schwimmtraining zu nutzen.“

2022 über 260 Abzeichen von Seepferdchen bis Gold abgenommen

Dennoch könnte auch die DLRG in Kelsterbach besser aufgestellt sein: „Wir sind da auch schon an unserer Kapazitätsgrenze angekommen. Einmal, was das Personal, aber natürlich auch, was die Wasserfläche angeht. Denn man geht nicht morgens um 7 Uhr hin, sondern es muss natürlich auch zu einer Zeit sein, wo die ehrenamtlichen Helfer und auch die Kinder schwimmen lernen können. Also wenn zum Beispiel keine Schule ist.“
Natürlich herrsche auch in Kelsterbach ein hoher Nachholbedarf, der sich bei den Kursen im vergangenen Jahr laut Alonso deutlich widergespiegelt habe. „Wir haben im vergangenen Jahr von Seepferdchen bis Gold über 260 Abzeichen abgenommen. Und da ist jetzt noch nicht dabei, was die Schulen selbst gemacht haben. In normalen Zeiten kommen wir etwa die Hälfte der Abzeichen. Da haben wir wirklich Gas gegeben“, so Alonso.
Auch im Rettungsschwimmbereich sei ein erhöhter Nachholbedarf gewesen. „Da haben wir im letzten Jahr in Kelsterbach über 120 Rettungsschwimmerabzeichen abgenommen. Die Teilnehmer kamen aus den verschiedensten Bereichen: von Lehrern bis Sportstudenten“, sagt Alonso.
Grundsätzlich sei es freilich immer besser, wenn genügend Personal vorhanden ist, so der DLRG-Bezirksleiter. Gerade im Anfängerschwimmen müsse gewährleistet sein, dass maximal zwölf Kinder in einem Anfängerkurs Schwimmen lernen. Außerdem sollten immer mindestens zwei Trainer im Wasser sein, damit die Sicherheit gegeben ist. „Je mehr Personal wir haben, desto besser ist es, desto mehr Fehler können korrigiert werden.“ Damit gewährleistet wird, dass es weiterhin genügend Personal gibt, muss laut Alonso vor allem das Ehrenamt attraktiver gemacht werden. 

 Allgemeiner Schwund der motorischen Fähigkeiten der Kinder

Vor und während Corona seien Kinder teilweise zwei bis drei Jahre auf der Warteliste gewesen. „Dann sind Altersgrenzen eingeführt worden, damit Kids, die schon älter sind auch mal dran kommen. Statistisch gesehen haben wir mit Kindern angefangen, die ein bisschen älter sind, weil dann die Wahrscheinlichkeit, dass die ihr Seepferdchen oder Bronze schaffen, auch höher ist. Doch wir sind jetzt in Kelsterbach dazu übergegangen, dass es die Warteliste in dieser Form nicht mehr gibt. Es ist sehr mühselig, das immer nachzuverfolgen und es auch für alle fair zu halten. Bei uns gibt es jetzt nur noch eine sogenannte Mailing Liste. Das heißt, die Leute melden sich über die Liste an und bekommen dann eine Mail, dass die Anmeldung freigeschaltet ist. Die, die sich dann als erstes anmelden, sind dann dabei“, erläutert Alonso.
Dass grundsätzlich die Schwimmfähigkeit abnimmt, sieht er in einem allgemeinen Schwund der motorischen Fähigkeiten der Kinder begründet. „Schwimmen ist eine Grundfähigkeit, die natürlich auch unter der fehlenden Zeit der Eltern leidet, wo mittlerweile ja oft beide berufstätig sind.“ Abschließend hoffe er, dass in den Schulen weiterhin viel Wert auf den Schwimmunterricht gelegt wird.
Übrigens findet am Sonntag, 21. Mai, der bundesweite Schwimmabzeichentag statt. Diesen veranstaltet die DLRG gemeinsam mit dem Deutschen Schwimm-Verband und weiteren Organisationen. Dieser Tag soll den Höhepunkt der Schwimmausbildung markieren. Alle, die bis dahin das Schwimmen gelernt haben, sollen ein Schwimmabzeichen bekommen. Das Sport- und Wellnessbad der Stadt Kelsterbach nimmt an der Aktion teil und die Mitglieder des DLRG Bezirks Kelsterbach nehmen von 10 bis 15 Uhr die Schwimmabzeichen ab. Der Schwimmbadeintritt muss regulär bezahlt werden. Für die Abnahme der Abzeichen verlangt die DLRG nichts, aber freut sich über eine kleine Spende.

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