Aus Papier kleine Kraniche gezaubert

Deutsch-Japanisches Freundschaftsfest lockt hunderte Gäste an

KOTO-KONZERT: Klassische und moderne Stücke spielte das Ensemble auf dem japanischen Saiteninstrument. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Kunstvoll arrangierte Blumengestecke, temporeiche Kampfsportarten und traditionelle Musik und Tänze – einen kleinen Einblick in die japanische Kultur bot das Deutsch-Japanische Kultur- und Freundschaftsfest „Nihon Daisuki“ (Ich mag Japan sehr). Die Veranstaltung lockte einige hundert Japanfans und Interessierte aus der ganzen Region in die Mehrzweckhalle Nord.

Zum mittlerweile vierten Mal hatten die Organisatoren Siegfried und Akemi Roscher sowie der Turn- und Sportverein (TuS) das Japan-Fest veranstaltet. Neben einem abwechslungsreichen Bühnenprogramm gab es zahlreiche Stände, an denen reges Treiben herrschte.
„Wir sind sehr zufrieden“, freute sich Siegfried Roscher über die gute Resonanz, die seit dem ersten Fest 2011 ungebrochen ist. Mit dem Freundschaftsfest wolle man zeigen, welche unterschiedlichen Facetten die japanische Kultur zu bieten habe, erklärte Roscher, der selbst seit 20 Jahren das traditionelle Bogenschießen betreibt und vor acht Jahren beim TuS die Kyudo-Abteilung gegründet hat. Derzeit praktizieren dort sechs Mitglieder die Kunst des Kyudo.
Gelungen war die Mischung aus traditioneller und moderner Kultur. Gut an kam, dass man selbst aktiv werden konnte. Komplizierte Schriftzeichen wurden am Kalligraphie-Tisch mit schwarzer Tinte aufs Papier gebracht. Direkt daneben versuchten sich vor allem Kinder in der Kunst des Papierfaltens (Origami) und zauberten aus buntem Papier kleine Katzen und Kraniche. Über japanische Comics (Manga) und Zeichentrickfilme (Anime) informierte der Wiesbadener Verein für moderne Kunst und Kultur Japans (Wie.Mai.Kai).
Aber Nihon Daisuki bot auch einen kleinen Einblick in die japanische Küche. Neben dem bekannten Sushi konnten die Besucher unter anderem japanische Nudelsuppen, Curryreis und Süßigkeiten probieren. Weiter gab es original japanischen Tee, verschiedene Lebensmittel und Reiswein zu kaufen. Zum Stöbern lud ein kleiner Flohmarkt ein.
Abwechslungsreich war auch das Programm auf der Bühne, das verschiedene Vereine aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet gestalteten. Neben verschiedenen bekannten Kampfsportarten wie Karate und Aikido wurden auch weniger bekannte Sportarten wie die Kunst des Schwertziehens (Iaido) gezeigt. Meditativ und von langsamen Bewegungen gezeichnet war dagegen das traditionelle Bogenschießen. „Es geht nicht um den Treffer, sondern die Bewegung ist Mittel zum Zweck und eine Auseinandersetzung mit sich selbst“, erklärte Roscher das Prinzip der Sportart.
Etwas flotter und kämpferischer ging es beim Lanzenfechten (Naginata) zu. Geschützt von einem Helm mit Gittermaske, Brustpanzer, Unterleibschutz und Schienbeinschützern versuchten die Sportler mit der Holzlanze einen Treffer auf dem Körper des Gegners zu setzen. Wie Siegfried Roscher erklärte, sei das Lanzenfechten ein Kampfsport, der in Japan vor allem von Frauen und Mädchen ausgeübt werde, was vor allem historische Gründe habe. Denn war im feudalen Japan der Mann als Kämpfer aus dem Haus, musste die Frau mit der Lanze Hab und Gut verteidigen.
Um den Besuchern möglichst verschiedene Aspekte der japanischen Kultur näher bringen zu können, hatte man in diesem Jahr wieder einige neue Programmpunkte eingebaut. So trat erstmals ein Koto-Ensemble unter der Leitung von Naoko Kikuchi auf, das auf dem Saiteninstrument – ähnlich der Harfe – klassische und moderne Lieder aus Japan spielte. Viel Applaus gab es auch für die Tänzerinnen und Tänzer des Japanisch-Deutschen Bon-Odori-Tanzkreises aus Frankfurt.
Zum ersten Mal konnten die Besucher das Brettspiel Go erlernen. „Die Regeln sind simpel und es gibt wenige Einschränkungen. Die Anzahl der Zugmöglichkeiten ist höher als beim Schach“, erklärte Gunnar Dickfeld, Mitglied im Hessischen Go-Landesverband.
Auch bei den Gästen kam das abwechslungsreiche Angebot gut an. „Besonders gut finde ich, dass man selbst aktiv werden und mitmachen kann“, erklärte Doris Carthaus. Neben den verschiedenen Sportarten erfreute sich die Rüsselsheimerin an den ausgestellten Blumengestecken. Sie selbst habe vor zehn Jahren Ikebana als Hobby entdeckt und könne das nur empfehlen.
„Man kann mit wenig Material sehr viel ausdrücken. Ein Zweig wird auf das Wesentliche reduziert und die Schönheit herausgearbeitet“, fasste Carthaus die Faszination des japanischen Blumensteckens zusammen. (nad)

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