Kaum vom Platz zu kriegen

Nach vielen Jahren gibt es in der Untermainstadt wieder eine Mädchen-Fußballmannschaft. Die Initiative kam von den Spielerinnen selbst, sie gingen auf die beiden BSC-Jugendleiter Michael Hofmann und Susanne Decker zu und fragten einfach, ob sie nicht eine Mannschaft gründen könnten. „Sie standen plötzlich auf dem Platz und wollten spielen. Ihre Trainer hatten sie auch gleich mitgebracht“, so Susanne Decker erfreut.
Sie habe früher schon mit Freunden Fußball gespielt, erklärt Paula Klein. „Aber jetzt habe ich den Ehrgeiz zu zeigen, dass auch Mädchen Fußball spielen können. Und ich will Spiele gegen andere Teams gewinnen“, so die Zwölfjährige entschlossen. Zusammen mit ihren Freundinnen, darunter Fotios Karageorgious Töchter Vicky und Lilli, habe sie die Gründung einer Mannschaft besprochen und gemeinsam seien sie zu den BSC-Jugendleitern gegangen.
Zunächst sprang Fatih Kökten ein, der bereits eine C-Mannschaft beim BSC trainiert. Am Anfang habe er die Mädels einfach spielen lassen, es sei vor allem um den Spaß gegangen, so Kökten. Auch der Verein habe zunächst schauen wollen, ob die Mädchen es ernst meinen.
An ihrem Vorhaben ließen die Schülerinnen aber keinen Zweifel, seit zwei Monaten wird zwei Mal in der Woche hart trainiert. Mittlerweile zählt das Team 18 Mädchen zwischen zwölf und 14 Jahren. Mit den Brüdern Karageorgiou haben sich engagierte Trainer gefunden.
„Wichtig sind Disziplin, Kameradschaft und vor allem Spaß. Der Zusammenhalt ist wichtig“, betont Fotios Karageorgiou. Am Anfang habe es ein wenig „Zickenkrieg“ gegeben, erklärt der Trainer. Verneinen wollen das auch die Mädchen nicht. Aber jetzt halten die Spielerinnen zusammen und helfen sich auch außerhalb des Platzes, beispielsweise bei Schulaufgaben.
Die meisten Mädchen besuchen die IGS, so wie Annmarie Haist. Die 14-Jährige hat schon bei Allemania Nied und dem BSC Schwalbach trainiert und spielt seit vier Jahren Fußball. Dass es jetzt auch in Kelsterbach ein Mädchen-Team gibt, findet sie super. „Das ist cool, wenn man von Anfang an dabei sein kann“, freut sich Haist.
Für die beiden Trainer, die selbst früher Fußball gespielt haben, ist es absolutes Neuland, eine Mädchenmannschaft zu trainieren. Manche haben bereits Spielerfahrung, bei anderen fange man bei Null an. Kondition, Kraft und Technik müssten geübt werden, dann folge das Ballgefühl.
„Aber sie sind alle schon viel besser geworden“, lobt Nikolaus Karageorgiou, dessen Tochter Sophia im Sturm spielt. „Sie sind schon Stunden vor dem Training aufgeregt und können es kaum erwarten, bis es los geht“, so Karageorgiou.
Viele seien schon eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn da, sogar verletzte Spielerinnen kämen zum Training und schauten zu. „Und ist um 18 Uhr Schluss, kriegen wir sie kaum vom Platz.“
Ihr erstes Trainingsspiel gegen eine BSC-Mannschaft haben die Mädchen zwar mit 2:3 verloren, dabei aber laut Fotios Karageorgiou zwei wunderschöne Tore gemacht. Nun wird das Team beim Hessischen Fußballverband gemeldet; laut Michael Hofmann hat sich für die Mädels sogar schon ein Sponsor gefunden. „Und einen Satz eigener Trikots haben wir auch für sie“, so Hofmann. Das Team tritt ab September zunächst in der untersten Kreisklasse an – aber um den Aufstieg spielen ja alle Mannschaften mit.
Die BSC-Mädchenmannschaft sucht auch weiter motivierte Spielerinnen ab zwölf Jahren. Nach den Sommerferien wird wieder regelmäßig trainiert, immer dienstags und donnerstags von 17 bis 18 Uhr auf dem Kunstrasenplatz an der IGS. (nad)