Wanderers als starke Gastgeber

Bei der zehnten Auflage des Big Bowl waren 65 Flagfootball-Teams am Start

FLAGFOOTBALL auf hochklassigem Niveau boten 65 Teams beim zehnten Big Bowl auf dem TGS-Rasen. Die Walldorf Wanderers (orange-schwarz) kämpften mit viel Herzblut – verloren jedoch personell geschwächt deutlich gegen die Atlantic Devils. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. Ein Ei wurde am Wochenende zum Synonym für Völkerverständigung. 65 Mannschaften aus Europa und Übersee trafen auf dem Rasen der TGS Walldorf beim Big Bowl X aufeinander um sich im Flagfootball miteinander zu messen – und anschließend zu feiern. Die zehnte Auflage des Big Bowl bei den TGS Wanderers war ein Wettbewerb der Superlative. 

„Zum ersten Mal sind auch Mannschaften aus den USA dabei“ – Jonathan Vorrath aus dem Organisationsteam der Gastgeber zeigt auf ein paar durchtrainierte, muskelbepackte Männer, die zum Aufwärmen ein paar Spielzüge durchgehen. Gut 900 Sportler, Trainer, und mitgereiste Fans tummeln sich auf dem Rasen. Auf sechs Spielfeldern wird es ernst: Beim Flagfootball, der ebenso wie die deutlich aggressivere Variante des American Football aus den Vereinigten Staaten kommt, wird jedoch auf die berüchtigten „Tackles“ verzichtet.
 „Verletzungen gibt es eher wie beim Fußball“, erklärt Vorrath, Gelenke, Knie und Kreuzbänder sind bei der fintenreichen, schnellen Teamsportart massiv beansprucht.
Auf dem Rasen herrscht ein munterer Sprachenmix. Englisch, Niederländisch, ein paar slawische Brocken, auch Spanisch verschmelzen zu einem tollen Sound, den eine Mädelstruppe jedoch zu übertönen weiß. Die Cheerleaders der Dortmund Devils formieren sich lautstark, um ihr Team zu unterstützen.
Mädchen sind nicht nur am Spielfeldrand, sondern auch auf dem Rasen schwer aktiv. Mit einem Dutzend Teams ist das Damenfeld diesmal hervorragend besetzt. Flagfootball ist in Deutschland seit den 90er Jahren erst langsam im Kommen, reine Frauenmannschaften haben definitiv Exotenstatus. Doch es geht aufwärts. „In diesem Jahr gibt es erstmals einen Ligabetrieb“, so Vorrath, in dem auch die männlichen Wanderers starten.
Das weibliche Pendant der TGS-Flagfootballer spielt erst seit einigen Wochen zusammen und feiert beim eigenen Turnier seinen Einstieg. Immerhin: Einen Sieg haben die Debütantinnen am Samstag bereits davongetragen, dann gibt es allerdings eine herbe Niederlage geben die starken Mexikanerinnen. Rebeca Corchado Gonzáles ist mit neun Spielerinnen des mexikanischen Nationalteams eingeflogen – die Mädels gelten neben der österreichischen Nationalmannschaft, den amtierenden Europameisterinnen der Austrian Amazones, als Favoriten.
Während andere Kader entspannt im Hotel abstiegen, zeigt sich Rebecas Truppe nicht zimperlich. „Wir haben in der Sporthalle geschlafen“, berichten die Mädchen. In der TGS-Halle ist der Boden nahtlos mit Matten, Schlafsäcken, Taschen und Koffern belagert.
„Die Slowenen haben gar nicht geschlafen, sondern sind nach zehn Stunden Autofahrt um 8.30 Uhr am Samstag gleich zum ersten Spiel angetreten“, lacht Jonathan Vorrath. Die Wanderers starten beim Kampf um die Big Bowl-Trophäe nicht in erster Besetzung. Teamcaptain Benjamin Klever saust ohne Ei über den Rasen – er packt hinter den Kulissen mit an. Die Ausrichtung des Turnier bindet viele Kräfte, 60 Helfer sind am Start, alle 40 Wanderers stemmen die Turnierausrichtung mit.
Die TGS-Flagfootballer sehen es sportlich: Organisation und Logistik haben Vorrang vor einem Sieg auf dem Spielfeld. Mit seiner Prognose, wer am Sonntag in die Finalkämpfe um den Big Bowl-Pott vorstößt liegt Jonathan Vorrath richtig. Bei den Damen sind die Mexican Girls neben den Austrian Amazones gleichauf. Unter den Männern haben die dänischen Copenhagen Fusions, die Londons Expads, die Gäste aus Philadelphia und Boston, aber auch die Allerod Armadillos gute Chancen.
Die Wanderers tragen den Sieg als starke Gastgeber davon, haben mit den Finalkämpfen jedoch nichts mehr zu tun. Vielleicht lässt sich bei einem Auswärtsspiel entspannter auftreten. Die Einladung nach Mexiko steht. Rebeca Corchado nutzt gleich die Gelegenheit, um zum Cancun Bowl in ihrer Heimat einzuladen. (ula)

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