Wenn die Helfer nicht durchkommen

Rettungsgasse blockiert – Feuerwehr muss sich noch freche Kommentare anhören

VERANTWORTUNGSLOS: Autofahrer kümmerten sich am Mittwoch letzter Woche nicht um eine Rettungsgasse und versperrten der Mörfelder Feuerwehr und dem Notarzt den Weg zum Einsatzort auf der A 5. (Foto: Feuerwehr)

Mörfelden-Walldorf. Nachdem das Thema „Rettungsgasse“ durch die Einsätze der letzten Tage deutschlandweit an Brisanz gewonnen hat, weist Kreisbrandinspektor Friedrich Schmidt nochmals darauf hin, dass unbedingt eine Rettungsgasse zu bilden ist, wenn es auf Autobahnen und mehrspurigen Straßen zu einem Stau oder auch nur zu zäh fließendem Verkehr kommt. Offenbar sei das vielen Verkehrsteilnehmern noch nicht bewusst.

Um eine Rettungsgasse zu bilden, müssen Autofahrer, die auf der linken Spur stehen oder fahren, nach links ausweichen. Alle anderen Fahrzeuge müssen so weit wie möglich nach rechts fahren. Zum Vordermann sollte genügend Abstand gehalten werden, um rangieren zu können. Die Rettungsgasse muss solange bestehen bleiben bis der Verkehr wieder normal fließt. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und der Polizei fahren oft nach und nach durch die Rettungsgasse, weil sie von verschiedenen Standorten kommen.
Am Mittwoch vergangener Woche war ein Arbeiter von einer Brücke, die bei Gräfenhausen über die A 5 führt, fünf Meter tief auf eine abgesperrte Fahrspur in Richtung Darmstadt gestürzt. Die gegen 16.30 Uhr alarmierte Feuerwehr Mörfelden sperrte die Autobahn in Richtung Süden voll, weil auch der Rettungshubschrauber im Anflug war, der den Verletzten in eine Klinik nach Frankfurt brachte. 
Bei der Anfahrt zur Einsatzstelle kam es zu Verzögerungen, weil unvernünftige Autofahrer den ersten Rettungsfahrzeugen folgten, um so schneller voranzukommen und dadurch die gebildete Rettungsgasse versperrten, teilt Theo Herrmann, Pressesprecher der Mörfelder Feuerwehr mit. 
Die Helfer der Großfahrzeuge und der Notarzt mussten die letzten etwa 800 Meter zu Fuß zurücklegen, weshalb sie etwa eine halbe Stunde später an der Unfallstelle eintrafen. Bei einem Unfall ist das eine sehr lange Zeit, betont Herrmann. Ein Notarzt der Flughafenklinik stand auf der Gegenfahrbahn im Stau und kam dem Verletzten zur Hilfe bis sein Kollege an der Unfallstelle eintraf. 
„Was wollt ihr?“, „Stellt euch nicht so an“ oder „Was soll das?“ waren Kommentare, die die Feuerwehrleute zu hören bekamen, als sie die Autofahrer, die die Rettungsgasse versperrten, darauf ansprachen. „Wir sind freiwillig im Einsatz“, sagt Herrmann, die Einsatzkräfte der Feuerwehr versehen ihren Dienst ehrenamtlich. Umso schlimmer sei es, wenn es zu solchen Reaktionen komme. 
Die Feuerwehrleute machten Fotos von etwa 30 Autofahrern, die die Rettungsgasse blockiert hatten und leiteten sie an die Polizei weiter, die prüft, ob Anzeige erstattet werden kann. Inzwischen verbreiteten sich die haarsträubenden Ereignisse in Windeseile über die Medien.
Bilden Autofahrer keine Rettungsgasse, so ist dies eine Ordnungswidrigkeit und es wird ein Bußgeld von 20 Euro fällig. Autofahrer, die den Rettungsdiensten folgten, an den stehenden Autos vorbeifuhren und die Gasse damit versperrten, müssen allerdings mit einem Bußgeld von hundert Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen. In diesem Fall ist es ein Überholen auf der rechten Spur. (ine)

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