„Daheim kann ich Energie tanken“

Faisal Kawusi über die Liebe zu seiner Heimatstadt und wie er Mobbingopfern helfen will

COMEDIAN FAISAL KAWUSI kehrt mit seinem aktuellen Programm "Anarchie" in seine Heimatstadt zurück. (Foto: Brainpool/Guido Schröder)

Mörfelden-Walldorf (dor). Er ist ein echter Sohn der Doppelstadt: Bevor seine Karriere als TV-bekannter Comedian begann, wuchs Faisal Kawusi in Mörfelden-Walldorf auf. Nun kommt er mit seinem Programm „Anarchie“ zurück und will das Publikum am Samstag, 2. Februar, im Jugend- und Kulturzentrum begeistern. Wie wichtig ihm heute noch seine Heimat ist, verrät er im Gespräch mit dem Freitags-Anzeiger.

Herr Kawusi, wo und mit wem haben Sie Silvester verbracht?

Silvester verbrachte ich ganz einsam in einem Wellness-Hotel in Österreich. An Mitternacht habe ich mir das Feuerwerk angeguckt. Ich bin kein Silvesterfan. Fürs Böllern bin ich zu alt, aber Feuerwerk sehe ich mir immer noch gerne an. Wenn ich allerdings an die Umwelt denke, mache ich mir Sorgen. So viele Stickoxide und Feinstaub wie wir in dieser einen Nacht in die Luft blasen. Wenn wir nicht aufpassen, töten wir uns irgendwann noch selbst. Und die Welt? Die wird sich selbst regenerieren. 

Welche Erwartungen haben Sie an 2019? 
Gar keine. Sobald du Erwartungen hast, wirst du nur enttäuscht. Ich habe aber Wünsche und Ziele. Mein Hauptwunsch ist es, gesund zu bleiben, beziehungsweise gesünder zu werden, Erfolg zu haben und die Menschen, die ich lieb habe, glücklich zu sehen. Und ich hoffe, dass die Playstation 5 rauskommt.

Sie hatten es in der Schule nicht immer leicht. Das erzählen Sie in Ihrem letzten Programm „Glaub nicht alles, was du denkst“. Engagieren Sie sich sozial, etwa gegen Mobbing?
Ich bin nie gegen Mobbing, ich bin für psychische Stärke. Durch das Internet wurde das Thema Mobbing größer. Ich bin bald bei einer Podiumsdiskussion dabei, die sich mit Hass im Netz beschäftigt. Ich denke, das ist alles Einstellungssache. Arschlöcher bleiben Arschlöcher. Man kann sich das, was die sagen, zu Herzen nehmen oder lernen damit umzugehen. Wenn ich den Hatern sage, dass sie das lassen sollen, bringt das nichts. Sie tun es sowieso. Daher glaube ich, man muss an der Einstellung des Opfers ansetzen. Es ist seine Entscheidung, ob er das an sich ranlässt, oder eben nicht. Ich glaube, dass wir mit zusehen, wie eine sehr sensible Generation heranwächst. Ihr Leben ist einfach zu leicht. Sie wissen nicht, was wahrer Schmerz ist. Dadurch reagieren sie sensibel auf blöde Sprüche. Hier sehe ich das Kultusministerium in der Verantwortung. Die gehen einfach nicht mit der Zeit. Das Internet sollte etwas Nützliches sein. Jetzt dominieren Likes das Leben mancher Teenager. Es kann doch nicht sein, dass Smartphones unser Leben bestimmen. Die Schule sollte die Kinder dafür sensibilisieren, wie man mit dem Internet richtig umgeht. 

Wo befindet sich Ihr Lieblingsort in Mörfelden-Walldorf?
Mein Zuhause, da, wo meine Eltern sind. Der Dalles ist mein Lieblingsort, weil ich damit immer Party verbinde. Sei es an Silvester oder wenn die deutsche Nationalelf irgendwas gewinnt. Ich weiss noch, als wir bei einem Sieg bei einer WM den blau-weißen Partybus schön durchgeschüttelt haben. Und natürlich die Kerb. Ich liebe die Kerb. Ich wollte als Kind immer Autoscooter fahren und wenn ich groß bin, Autoscooter-Einparker werden. Wie cool war der Typ denn bitte?

Wie war es für Sie aus der Doppelstadt wegzuziehen?
Am Anfang war es easy. Ich war happy und habe mich frei gefühlt. Aber mittlerweile spüre ich, wie sehr ich meine Familie vermisse. Mir fehlt Energie. Wenn ich daheim bin, kann ich Energie tanken. Momente, in denen ich mit meiner Familie zusammensitze, quatsche, Späße mache, wir musizieren und tanzen – das ist für mich Krafttanken. Danach fühle ich mich unbesiegbar. Ich bin nach Köln gezogen, weil hier mein Job ist. Hier ist mein Management, das TV Studio, mein Büro. Die Leute denken, um Comedian zu sein, muss man nur witzig sein. Das sind aber nur 50 Prozent des Jobs. Einen Großteil verbringe ich damit, wichtige Entscheidungen zu treffen und dafür brauche ich mein Team. Ich könnte mir ein Comeback in die Doppelstadt aber durchaus vorstellen. Viele meiner engsten Freunde wohnen ja noch in der Umgebung. 

Worauf freuen Sie sich am 2. Februar im Jugend- und Kulturzentrum? Haben Sie sich etwas Besonderes für das Publikum überlegt?
Es ist eine Vorpremiere meines Programms „Anarchie“. Und es herrscht wirklich Anarchie. Ich bin nicht vorbereitet, ich weiß nicht, was passieren wird. Das ist so wie früher in der Schule, da habe ich auch erst zwei Tage vorher angefangen zu lernen. Worauf ich mich freue? Mittags bei meiner Mama zu essen. Das vermisse ich wirklich sehr.

 

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