Charakter soll erhalten bleiben

Parlamentsdebatte über Bebauungsplan für Wohngebiet Walldorf Nord

IM NORDEN VON WALLDORF soll ein neuer Bebauungsplan in Kraft treten. Das Stadtparlament hat über Vorgaben und Einschränkungen für zukünftige Bauprojekte diskutiert und eine Vorlage des Magistrats verabschiedet. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Im Norden von Walldorf soll weiterhin gebaut werden können, aber maßvoll und ohne den Charakter des rund 50 Hektar großen Wohngebiets zu verändern. 

Das Parlament verabschiedete eine entsprechende Vorlage mit den Stimmen der Koalition aus SPD, Freien Wählern und FDP. Auch die CDU votierte für den Antrag. Während die Grünen den überarbeiteten Bebauungsplan ablehnten, enthielt sich die DKP/Linke Liste. In einem nächsten Schritt wird der Plan nun öffentlich ausgelegt und Stellungnahmen der Behörden eingeholt. 
Betroffen ist das Gebiet zwischen Farmstraße, Robert-Koch-Straße, Kelsterbacher Straße und Waldstraße mit etwa 720 Grundstücken und gut 1650 Wohnungen. Bei der Überarbeitung des Bebauungsplans sehen die Grünen Interessen von Investoren und Bauherren zu stark berücksichtigt, weshalb sie einen Änderungsantrag stellten. 
Dieser sah vor, dass der Abstand zwischen hinterer Grundstücksgrenze und hinterer Baugrenze mindestens 12,5 Meter betragen muss. Durch diese Festlegung sollten größere Gartenbereiche erhalten bleiben. In die gleiche Richtung zielte der Vorschlag, die erlaubte Zahl der Wohnungen je angefangenen 250 Quadratmetern Grundstücksfläche bei einer Wohneinheit festzulegen.
Wie Richard Lehner (Grüne) erklärte, waren diese beiden Punkte in einem früheren Entwurf des neuen Bebauungsplans enthalten, sind aber mittlerweile abgeändert worden. Statt 12,5 Meter sind es nun zehn Meter. Weiter möchte der Magistrat zulassen, dass ab einer Grundstücksgröße von 200 Quadratmeter eine Wohneinheit gebaut werden darf. Bei diesen Vorgaben bleibt es auch, nachdem der Grünen-Antrag mit den Stimmen der Koalition sowie der CDU abgelehnt wurde.
Zuvor hatte Richard Lehner gefordert, dass in dem Viertel mehr Wert auf Wohnqualität gelegt werden müsse. Dafür habe sich auch eine Mehrheit während des bisherigen Beteiligungsverfahrens stark gemacht. Von 140 Bürgern sprachen sich demnach 80 für striktere Beschränkungen aus, sagte Lehner. Bewohner des Viertels fürchteten nun eine zu intensive Bebauung von Nachbargrundstücken. 
Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) sprach dagegen von einem gelungenen Kompromiss. Die neuen Vorgaben verhinderten den Bau von großen Wohnblocks, erlaubten aber gleichzeitig eine maßvolle Nachverdichtung. Grundstückseigentümer könnten etwa das Dachgeschoss ausbauen oder ein neues Gebäude errichten. Gleichzeitig blieben Gartenbereiche weitgehend erhalten.
Der Wohnungsbau sei ein zentrales Thema für die Koalition, sagte Steffen Ueberschär (SPD). Da aber kaum neue Wohngebiete ausgewiesen werden könnten, müsse im bestehenden Stadtgebiet gebaut werden. Mit dem geänderten Bebauungsplan könnten im Norden von Walldorf auch kleinere Grundstücke für eine Bebauung genutzt werden.
In Zukunft falle die Nachverdichtung zu stark aus, meinte dagegen Gerd Schulmeyer. Der Fraktionsvorsitzende von DKP/Linker Liste geht davon aus, dass der Charakter des Wohngebiets verloren geht. Grundsätzlich gebe die DKP/LL aber einer Nachverdichtung den Vorzug vor neuen Baugebieten.
Verwundert zeigte sich der Erste Stadtrat Burkhard Ziegler (Freie Wähler). Der Bebauungsplan mache Mieten günstiger, weil so neue Wohnungen entstehen könnten. „Die Freien Wähler machen eine sozialere Politik als Grüne und DKP“, stand für ihn damit fest. (seb) 

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