Ein Highlight zum Jahresauftakt

Johann-Strauß-Orchester Frankfurt begeistert 400 Zuhörer beim Neujahrskonzert

„DURCH DIESEN KUSS“: Das Duett von Bronislava und Jan aus Millöckers Bettelstudent sangen die Solisten Manami Okazaki (Sopran) und Saya Lee (Tenor) beim Neujahrskonzert vor rund 400 Zuhörern im Fritz-Treutel-Haus. Das schwungvolle Konzert mit dem Johann-Strauß-Orchester Frankfurt ist für viele Kelsterbacher eine lieb gewonnene Tradition zum Jahresauftakt. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Den musikalischen Höhepunkt des Jahres gibt es in der Untermainstadt seit 1991 immer gleich zu Beginn des Jahres: Das Neujahrskonzert. Am letzten Samstagabend war es wieder soweit: Das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt gab sich im Fritz-Treutel-Haus vor rund 400 Zuhörern die Ehre und begeisterte mit einem schwungvollen Repertoire aus der goldenen und silbernen Operetten-Ära. „Bravo“-Rufe und tosenden Applaus gab es auch für die Solisten Manami Okazaki (Sopran) und Saya Lee (Tenor).

Als „Highlight zum Jahresbeginn“ bezeichnete Kurt Linnert das mittlerweile 26. Neujahrskonzert bei seiner Begrüßung. „Und man höre und staune: Wir sind alle jünger geworden“, scherzte der Erste Stadtrat, der Bürgermeister Manfred Ockel vertrat. Der weilte mit Stadtverordnetenvorsteherin Helga Oehne zu Gesprächen in der französischen Partnerstadt Baugé-en-Anjou.
„Gehen Sie positiv ins neue Jahr“, forderte Linnert die Besucher auf. Jeder habe gute Vorsätze. Er wolle abnehmen, acht Kilogramm seien schon weg. „Das Jackett geht also wieder zu“, witzelte der Erste Stadtrat, der vom Kampf gegen den inneren Schweinehund zu berichten wusste. Es sollte egal sein, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, interessant sei eher, wie viele volle Flaschen man davon noch im Schrank habe, so Linnert.
Immer für einen Scherz gut war auch Moderator Rainer Zagovec, der wieder in gewohnt charmanter Weise durch das gelungene Konzert führte und das Programm mit kleinen Gedichten und Wissenswertem über die Operetten und Komponisten auflockerte. Auch zum neuen Jahr hatte Zagovec einen passenden Spruch von Erich Kästner ausgesucht: „Wird’s besser? Wird’s schlimmer?, fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.“
Mit einem musikalischen Scherz, dem „Perpetuum mobile“ von Johann Strauß, stimmte das Orchester unter der Leitung von Dirigent Stefan Ottersbach die Zuhörer ein. Im klassischen Dreivierteltakt kam der schwungvolle Walzer „Morgenblätter“ von Strauß daher – eine schnippische musikalische Antwort des Komponisten auf den Rivalen Jacques Offenbach, der zeitgleich mit Strauß in Wien weilte und dessen Stück „Abendblätter“ laut Zagovec nicht so gut beim Publikum ankam. „Da hat es Strauß sofort gekitzelt“, so Zagovec, und er habe die „Morgenblätter“ komponiert. 
Die waren auch der klassische Tanzwalzer des Abends. Nach Aufforderung durch Ottersbach wagten sich einige Paare aufs Parkett, auch wenn bedauerlicherweise in diesem Jahr die Tanzfläche wegen der Bestuhlung etwas kleiner ausfiel. Doch davon ließen sich die Tänzer nicht abhalten und drehten ihre Runden an den Seiten des Saals. 
Ein Gewinn für das Konzert waren wieder die Solisten. So begeisterte der südkoreanische Tenor Saya Lee mit dem Lied des Caramello „Komm’ in die Gondel“ aus der Operette „Eine Nacht in Venedig“. Verspielt war der Auftritt von Manami Okazaki. Die zierliche Sopranistin aus Japan sang „Spiel ich die Unschuld vom Lande“ aus „Die Fledermaus“ und schlüpfte dabei in die Rolle der koketten Adele. 
Aus der so genannten silbernen Operetten-Ära (1900 bis 1920) spielte das Orchester den Walzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár. Ebenfalls von Lehár stammte die Operette „Das Land des Lächelns“, aus dem Okazaki das Lied der Mi „Im Salon zur blauen Pagode“ sang. Viel Applaus erhielt Lee für das kraftvolle „Dein ist mein ganzes Herz“ aus der gleichen Operette.
Nach der Pause ging es mit der Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé weiter. Dann glänzten wieder die Solisten: Okazaki mit „Ach wir armen Primadonnen“ aus Carl Millöckers „Der arme Jonathan“ und Lee mit „Ich hab‘ kein Geld, bin vogelfrei“ aus der beliebten Operette „Der Bettelstudent“. Aus dieser stammte auch das Duett „Durch diesen Kuss“, das Okazaki und Lee gefühlvoll vortrugen.
Weiter begeisterten die Sänger mit „Märchentraum der Liebe“ (Lee) und „Spiel‘ mit das Lied von Glück und Treu“ (Okazaki) aus „Die ungarische Hochzeit“ von Nico Dostal. Schwung in das Konzert brachte das bestens aufspielende Orchester mit der Polka „Außer Rand und Band“ von Eduard Strauß und dem „Fliegermarsch“ von Hermann Dostal. 
Die Zuhörer waren entsprechend begeistert. „Es gefällt mir sehr gut. Die Solisten sind super“, sagte Angela Jährling, die seit vielen Jahren die Neujahrskonzerte besucht. „Für mich gehört das zur Tradition“, so Jährling, die dabei auch die Gelegenheit genutzt hatte, mit ihrem Partner Daniel Strauch einen flotten Walzer zu tanzen. „Der Ausdruck und die Stimmen der Solisten sind fantastisch“, schwärmte Strauch, der zum ersten Mal dabei war.
Für Wolfgang und Eva-Maria Hardt ist der Konzertbesuch im Fritz-Treutel-Haus ein Muss. „Das ist ein Highlight zum Jahresanfang“, freute sich Eva-Maria Hardt, die froh ist, dass es so eine Veranstaltung in Kelsterbach überhaupt noch gibt. Die Kelsterbacher waren von der Musik und den Solisten begeistert. Richtig ergreifend sei der Gesang von Tenor Saya Lee gewesen, fand Wolfgang Hardt. 
Dem stimmten auch Margit und Ferdinand Wegmann zu. Die ehemaligen Kelsterbacher waren aus Wiesbaden zum Konzert gekommen. Vor allem der schwungvolle „Gold und Silber“-Walzer gefiel Margit Wegmann. „Der war wunderschön.“ „Das war ein sehr gelungenes Konzert“, lobte auch Ferdinand Wegmann. (nad)

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