Große Schäden im Stadtwald

Sommerhitze und Pilzbefall fordern Tribut – Viele Bäume müssen gefällt werden

KRANK sind auch viele Jungkiefern, sagt Forstassessor Martin Klepper. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Die monatelange Trockenheit im Sommer haben dem Kelsterbacher Wald massiv zugesetzt. Nun kommt ein weiteres Problem hinzu: Pilzbefall. Viele Bäume müssen nun gefällt werden. 

„Ja, auch Bäume haben Stress – in diesem Sommer ganz besonders“, sagt Martin Klepper. Der Abteilungsleiter Forst im Kelsterbacher Kommunalbetrieb (KKB) mag gar nicht mehr nach oben schauen, wenn er eine Waldschneise auf seinen Kontrollgängen befährt.
Nach den Eichen, die in den letzten Jahren unter anderem durch Insektenbefall mächtig Stress hatten, trifft es nun die Kiefer – allerdings gleich doppelt. Die Wald- und Schwarzkiefer, die früher vor allem zur Harzgewinnung für die Chemieindustrie angepflanzt wurden, sind im Prinzip nährstoffarme Böden und Trockenlagen gewöhnt. Aber nur, wenn sonst keine weiteren Stressfaktoren hinzukommen.
Doch genau das es war im vergangenen Sommer der Fall: Begünstigt durch die lange Hitze- und Trockenperiode nahm das Diplodia-Triebsterben, das durch einen Erreger ausgelöst wird, seinen Lauf. „Das Bild hat sich innerhalb von zwei Wochen total verändert“, so Klepper mit Blick in die Kronen eines Altkiefernbestands.

Jetzt ist die Katastrophe da

Dort sind unverkennbar nicht nur rotbraune Äste, sondern auch braune, bereits abgestorbene Baumkronen zu erkennen. Zunächst habe sich an einer Stelle etwas gezeigt, dann etwas weiter weg und jetzt sei die Katastrophe da, beschreibt Klepper die Situation. Im Frühsommer hatte der Forstassessor erste, bereits von dem Pilz befallene Bäume markiert, jetzt kann er die ganze Aktion noch einmal durchführen. Denn es sind viele weitere Bäume krank geworden. In einer der Waldabteilungen brauche er gar keine Markierungen mehr anbringen, da sehe jeder, dass die meisten Bäume abgängig seien.
Eigentlich wollte man die Kiefern im knapp 300 Hektar großen Stadtwald ohnehin sukzessive stark verringern und dafür Laubbäume nachpflanzen, jedoch geplant und nicht so radikal, wie es jetzt sein muss. In Kürze werden also weitere Bäume aus bestimmten Abteilungen entnommen – und in zwei Abteilungen kommt wohl der Harvester zum Einsatz, da großflächig Bäume gefällt werden müssen.
„Uns tut dieser Eingriff genau so weh wie den Kelsterbachern, die ihren Wald lieben“, betont Klepper. „Freilich könnten wir die Bäume noch zwei oder auch drei Jahre stehen lassen, dann werden diese aber zu sehr aktiven Brutstätten der Pilze“, verdeutlicht der Fachmann. Mit den Fällungen will man die noch gesund erscheinenden Bäume, die sich bisher gegen den Pilz wehren konnten, schützen und dadurch vielleicht auch noch retten.
Zum ohnehin schon nicht unerheblichen ungewollten Waldverlust folgt nun auch ein finanzieller. „Nicht nur wir sind davon betroffen, andere Wälder freilich auch, dadurch ist das Holzangebot auf dem Markt sehr groß geworden und die Preise gehen dadurch stetig nach unten“, erklärt Klepper die Krux. Bereits jetzt liegen an vielen Wegen im Stadtwald große Holzpolter mit Stämmen, meist Kiefern. „Für das von Pilzen befallene Holz gibt es ohnehin weniger an Verkaufserlösen und wenn wir uns nicht beeilen, die Stämme noch einigermaßen verwendbar in den Markt zu bringen, dann gibt es nur noch Brennholz“, so Klepper.

Hohe Kosten für Neuanpflanzungen und Wässerung

Auf der anderen Seite stiegen die Kosten für die Pflege der Neuanpflanzungen ebenfalls erheblich. „Wir haben einerseits schon eine höhere Pflanzdichte eingebracht, um Ausfälle zu kompensieren. Um aber überhaupt die Jungpflanzen über diesen Extremsommer zu bringen, war ein wesentlich höherer Wässerungseinsatz nötig“, beschreibt der Forstassessor die Mehraufwendungen.
So schlugen die Kosten für die Bewässerung, die im letzten Jahr von Mai bis September nötig waren, mit nahezu 100 000 Euro zu Buche. „Von diesen Wässerungen haben aber auch unübersehbar die dort belassenen Altbäume profitiert, diese zeigen sich jetzt in einem buchstäblich frischen Grün“, verweist Klepper auf einen schönen Nebeneffekt.
Auch könnte die bei den Bürokraten der Planfeststellung so ungeliebte Roteiche zum Retter in der Not werden. „Die hat bisher alles am besten überstanden“, betont Klepper und will jetzt vorrangig die Entnahme der kranken Kiefern sowie Neuanpflanzung forcieren. 

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