Feuerwehr Kelsterbach: Zehn Nachwuchskräfte absolvieren 32-Stunden-Übung

Reinschnuppern in den Alltag der Aktiven

Löschangriff wird vorbereitet: Ein Scheunenbrand mit Menschenrettung war nur ein Szenario bei der 32-Stunden-Übung der Jugendfeuerwehr. Foto: Koslowski

Kelsterbach – Die beiden jungen Feuerwehrleute leuchten mit ihrer Lampe den Raum aus. Sie sind auf der Suche nach drei vermissten Personen. Dichter Rauch macht die Sicht dennoch fast unmöglich. Da, endlich sehen sie schemenhaft die erste von ihnen neben einem Fahrzeug kauern. Schnell eilen sie herbei, heben sie leicht an und tragen sie ins Freie, an die frische Luft. 

Ein realistisches Szenario haben die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr in der Lagerhalle des Dachdeckerbetriebs Köhlhofer inszeniert. Denn die beiden jungen Feuerwehrleute gehören zu den zehn Kindern und Jugendlichen der Jugendwehr, die von Samstag bis Sonntag bei einer 32-Stunden-Übung zeigen, was sie in ihren Dienststunden gelernt haben. 
Und die Herausforderung ist groß. Übrigens auf beiden Seiten, wie Stadtbrandinspektor Christian Rolle mitteilt. Denn die Szenarien müssen geplant sein und die über viele Stunden gehende Übung muss vorbereitet werden. Auch müssen passende Orte für die einzelnen Übungen gefunden werden und auch Menschen, die ihr Grundstück zur Verfügung stellen – wie Thomas Köhlhofer. Er kennt die Feuerwehr, unterstützt sie manchmal bei Sturmschäden, wenn schnell ein Dach abgedichtet werden muss. „Ich helfe der Jugendfeuerwehr gerne“, sagt er. 
Und die hat am Wochenende einiges zu meistern. Es gilt, ein brennendes Auto zu löschen, die besagten Personen in der Lagerhalle zu finden, eine Tür in einer Notfallsituation zu öffnen, ein brennendes Gestrüpp und eine Gartenlaube zu löschen. Ein Waldbrand und ein Flächenbrand stehen ebenfalls auf der Liste der Übungen. Viel zu tun also.
„Die Kinder sollen einen Tag wie bei einer Berufsfeuerwehr erleben“, sagt Rolle: Ankommen, Fahrzeug- und Gerätekontrollen und noch vor dem Mittagessen der erste Einsatz. Mit den Übungen werde eine breite Palette von möglichen Einsätzen abgedeckt, informiert der Feuerwehrchef. Bei dieser langen Übungseinheit könnten die jungen Feuerwehrleute einmal konzentriert am Stück praktische Feuerwehrarbeit leisten.
Natürlich steht neben all der Action auch die Kameradschaft im Vordergrund. Die kommt schon bei den Einsätzen und Übungsstunden zum Tragen, aber auch beim Sport, beim Filmabend, Grillen oder beim Übernachten in der Feuerwache. Auch einige aktive Einsatzkräfte sind über das Wochenende immer mit dabei. Das ist auch gewollt, denn die Jugendlichen sollen durchaus schon mal ihre hoffentlich bald zukünftigen Kameraden kennenlernen. Zehn aktive Feuerwehrleute unterstützen die 32-Stunden-Übung. 
Aktuelle zählt die Jugendwehr dreizehn Jungen und zwei Mädchen. Mit dieser Zahl ist Rolle durchaus zufrieden, wenn er freilich auch sagt, dass er sich über mehr Kinder und Jugendliche freuen würde. Die Feuerwehr wolle die Öffentlichkeitsarbeit für die Jugendwehr verstärken und so neue Mitglieder werben, denn sie sei als Unterbau der Einsatzabteilung eine ganz wichtige Quelle, betont Rolle. Denn immer wieder wechseln junge Feuerwehrleute in die Einsatzabteilung. Im vergangenen Jahr konnte die Einsatzabteilung allerdings keinen neuen Kameraden aufnehmen, in diesem Jahr soll einer aus der Jugendwehr die Leiter zu den Erwachsenen hinaufklettern. Im Gegensatz zu den Quereinsteigern hätten die Kameraden aus der Jugendwehr eben schon Erfahrungen mit feuerwehrtechnischen Dingen sammeln können. 
Das Ziel von Maya und Silas ist jedenfalls die Einsatzabteilung. Silas bereitet die 32-Stunden-Übung großen Spaß, weil sie von der üblichen Routine der Dienststunden abweicht. Maya sagt, dass sie sich wie bei den Aktiven fühle, wenn sie von Einsatz zu Einsatz eilt. Beide Elternteile des zehnjährigen Mädchens sind bereits bei der Einsatzabteilung. „Ich bin praktisch mit der Feuerwehr aufgewachsen“, erzählt sie lachend. Sie möchte später Menschen helfen, die in Not geraten sind. Der Vater des drei Jahre älteren Silas ist ebenfalls Feuerwehrmann. Ihn reize die Kameradschaft, das Miteinander mit den Freunden und eben auch die Hilfe am Menschen. 
Die Feuerwehr will übrigens eine Kinderwehr aufbauen, bei der schon sechs Jahre alte Mädchen und Jungen mitmischen dürfen. Die Bestrebungen gebe es schon länger, sagt Stadtbrandinspektor Rolle. Allerdings müssen auch die notwendigen Voraussetzungen, wie beispielsweise Betreuer, die ein Faible für die Zusammenarbeit mit Kindern haben, geschaffen werden. Im kommenden Jahr soll die Bambini-Wehr dann realisiert werden. VON RÜDIGER KOSLOWSKI

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