„Die Wälder gehen in die Knie“

Ausstellung des BUND im Rathaus macht Folgen des Grundwasserentzugs deutlich

HENNER GONNERMANN (rechts) vom BUND erläuterte den Besuchern der Ausstellung den Zustand der Wälder. (Foto: A. Keim)

Mörfelden-Walldorf. Flughafenausbau, Kiesabbau, zunehmender Verkehr – all das sind Bedrohungen für die heimischen Wälder, insbesondere im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet.

Weniger im Fokus aber nicht minder gefährlich für den Wald ist der Entzug von Grundwasser. Als im Ried vor rund 40 Jahren die großen Wasserwerke in Betrieb gingen, wurde damit dem Wald der „Wasseranschluss“ entzogen. Gerade ökologisch wichtige Schutzgebiete werden durch hohe Fördermengen nachhaltig zerstört. Das Sterben des Waldes geschieht sehr langsam und ist nur für den geschulten Blick offensichtlich.
Auf diese Problematik möchte eine Wanderausstellung des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) derzeit im Walldorfer Rathaus aufmerksam machen. Sie trägt den passenden Titel „Rettet den einzigartigen Wald im Ried“ und kann zu den üblichen Öffnungszeiten im ersten Stock besichtigt werden.
„Das hessische Ried dient seit mehr als 40 Jahren als Wasserreserve für den Großraum Frankfurt. Das hat richtig zugeschlagen, die Folgen sind weit größer und treten weitaus früher ein als damals prophezeit“, erklärte Henner Gonnermann vom Kreisvorstand des BUND während der Ausstellungseröffnung.
Durch das Abpumpen der Grundwasserbestände habe sich der Wasserpegel bis zu sieben oder acht Meter in die Tiefe verlagert und befinde sich in den Wäldern nicht mehr wie früher direkt unter der Oberfläche. Dies führe insbesondere in längeren Trockenperioden zu Problemen für die Bäume. „Die Wälder gehen einer nach dem anderen in die Knie, der Artenreichtum geht verloren“, so der Fachmann.
Aktuell seien die alten Wasserrechte, welche diese Entwicklung ausgelöst haben, erloschen und würden neu verhandelt. „Da werden Entscheidungen für die nächsten 30 Jahre gefällt. Für die Rettung des Waldes ist eine Erhöhung des Grundwasserspiegels unverzichtbar“, so Gonnermann, der für den BUND als Sachverständiger mit an einem „runden Tisch“ zum Thema sitzt.
Die einzig richtige Lösung sieht er in der Aufbereitung von Rheinwasser. Die hierfür notwendige Technik zur Infiltration sei weitestgehend vorhanden, es bedürfe lediglich einer konsequenten Umsetzung. Hierzu müsse man an ausgewiesenen Stellen im Hessischen Ried Wasser, das in Biebesheim aus dem Rhein entnommen und aufbereitet werde, in das Erdreich einleiten und versickern lassen. Siedlungsgebiete, die von Vernässungsschäden betroffen sein könnten, müsse man vorsorglich schützen. Ein entsprechendes Modellprojekt gebe es bereits in Nauheim.
Das Gesamtpaket sichere für alle die gewohnte Trinkwasserqualität und schütze den Wald als Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Natur. „Die Lösungsmaßnahmen müssen ein fester Bestandteil der Grundwassergewinnung werden, um den wertwollen Wald und damit die Lebensqualität dauerhaft zu erhalten“, sind die BUND-Mitglieder überzeugt.
Die Investitionskosten schätze man nach ersten Berechnungen als gering ein und könne sie über den Wasserpreis umlegen. Ihnen gegenüber stünden Kosten die beim Verlust des Waldes entstünden, um höhere Schadstoffeinträge aus dem Wasser zu filtern, um die gewohnte Trinkwasserqualität zu sichern. Kosten, die bei einer Rettung des Waldes gar nicht erst entstünden.
Die Ausstellung zeigt mehrere informativ gestaltete Plakatwände zum Thema und fasst in relativ kurzen Stichworten und mit anschaulichen Bildern und Grafiken die Problematik zusammen. „Hier wird scharfsichtig der Zustand des Waldes im Hessischen Ried aufgezeigt und zum Nachdenken angeregt“, so der Erste Stadtrat Franz-Rudolf Urhahn (Grüne). (ake)
Weitere Informationen gibt es auch im Internet unter www.bund-hessen.de 

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