Sturm und Regen schrecken sie nicht

Die Sternsinger sammelten wieder fleißig Spenden – bis jetzt rund 30 000 Euro

BEI WIND UND WETTER waren die Sternsinger der katholischen Gemeinde Christkönig als Heilige Drei Könige verkleidet unterwegs, um Gottes Segen in die Häuser zu tragen. Hier haben sie sich vor dem Rathaus Walldorf zum Gruppenbild aufgestellt. Gemeinsam mit den Sternsingern der Gemeinde St. Marien Mörfelden sammelten sie bis jetzt rund 30 000 Euro für ein Hilfsprojekt in Nicaragua. (ake/Foto: A. Keim)

Mörfelden-Walldorf. Vor mehr als 2000 Jahren folgten Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland, einem Stern nach Bethlehem. Er führte sie in einen Stall, wo das Christuskind in einer Krippe lag. Sie kamen um es zu feiern und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mit.
 

Heute ziehen Kinder, als Sternträger und Heilige Drei Könige verkleidet, jedes Jahr von Haus zu Haus. Sie sammeln Spenden für arme Kinder in Entwicklungsländern und bringen den christlichen Segen in jedes Haus. Die Sternsinger schreiben die jeweilige Jahreszahl und die Buchstaben C+M+B mit Kreide an die Türen. Es sind die Anfangsbuchstaben für einen Segen in Latein: „Christus Mansionem Benedicat“, was übersetzt „Christus segne dieses Haus“ bedeutet. Dieser Brauch hat seinen Ursprung im Mittelalter.
„Die Sternsinger sind immer wieder gern gesehen“, sagte Pfarrer Engelbert Müller über die Aktion, die dieses Mal unter dem Motto „Klopft an Türen, pocht auf Rechte“ steht. Innerhalb weniger Tage sammelten die 60 Sternsinger der katholischen Gemeinden St. Marien und Christkönig rund 30 000 Euro ein.
Mit dem Geld wird ein Haus für Straßenkinder in Juigalpa in Nicaragua unterstützt. Hier finden Kinder, die körperlicher Gewalt oder Missbrauch ausgesetzt sind und die auf der Straße leben, Schutz und ein neues Zuhause. Sie können eine schulische Ausbildung machen und werden rund um die Uhr medizinisch betreut.
Trotz Sturm und Gewitter waren am Donnerstag 40 Sternsinger der Christkönig-Gemeinde unterwegs und besuchten unter anderem das Walldorfer Rathaus. Erster Stadtrat Franz-Rudolf Urhahn empfing die Kinder mit ihren Betreuern im Stadtverordnetensitzungssaal. Die Sechs- bis Zwölfjährigen sangen Lieder wie „Stern über Bethlehem“ und verkündeten die frohe Botschaft.
„Ich freue mich jedes Jahr wieder über die Sternsinger. Es ist toll, dass sie trotz des Wetters gekommen sind“, sagte Urhahn. Für jede Wetterlage vorbereitet, hatten die Kinder Regencapes dabei. Als das Gewitter sehr heftig war, konnten sie sich in den Geschäften, wo sie sich gerade befanden, unterstellen, erzählte Gemeindereferentin Isabell Bienias.
Der Enthusiasmus der Kinder wurde von der Stadt mit einem Gutschein im Wert von 100 Euro gewürdigt. „Es ist toll, dass Kinder für andere Kinder Gelder sammeln“, meinte Urhahn. Nach der Segnung des Rathauses teilten sich die Kinder in zehn Gruppen auf und besuchten Kitas, Geschäfte und Firmen im Walldorfer Industriegebiet.
„Es ist gut, anderen Leuten zu helfen, denen es nicht so gut geht“, meinte der elfjährige Sternträger Alexandre. Aber die elfjährige Rebecca konnte aus Erfahrung berichten, dass es auch anstrengend sein kann. Beide sind seit vier Jahren Sternsinger.
Am Tag der Heiligen Drei Könige begrüßte Bürgermeister Heinz-Peter Becker im Mörfelder Rathaus die 20 Sternsinger der St. Marien Gemeinde. „Ich bin sehr stolz auf die Kinder. Sie wenden ihre Zeit auf um anderen zu helfen. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich“, stellte Pfarrer Engelbert Müller fest. Die Kinder im Alter von sechs bis vierzehn Jahren sangen christliche Lieder und erzählten die Geschichte der Sterndeuter. Von der Stadt bekamen sie ebenfalls eine Spende von 100 Euro.
„Ich finde diese Aktion so toll, weil sie alles selbst organisieren und Kinder für Kinder Spenden sammeln“, war der Bürgermeister begeistert. Pfarrer Müller betonte, dass die Spenden eins zu eins weiter gegeben werden. Es wurde kein Geld für Kostüme ausgegeben, da sie aus Stoffresten von Gemeindemitgliedern selbst genäht wurden. Essen und sonstige Verpflegung finanzierte die Gemeinde.
Der weitere Weg der vier Sternsingergruppen mit je fünf Kindern führte sie zu mehreren Geschäften. Der 14-Jährige Paul Peez feierte dabei bereits sein zehntes Jahr in Folge bei den Sternsingern. Die Gruppe mit den Betreuerinnen Daniela Käfer und Patrizia Marschner wurden von einer älteren Dame in einem Geschäft angesprochen. „Sie war so begeistert von den Kindern und fragte, ob wir später auch einmal bei ihr vorbeikommen könnten“, erzählte Marschner. Diese spontane Bitte konnte die Gruppe nicht abschlagen.
Während in Walldorf die Sternsingeraktion vorbei ist, geht es in Mörfelden noch weiter. Die St. Marien Sternsinger gehen am 21. Januar zum Neujahrsempfang der CDU.
Das Sternsingen ist in Deutschland die größte Spendenaktion von Kindern für Kinder. Im letzten Jahr konnten bundesweit rund 500 000 Mädchen und Jungen 41,8 Millionen Euro für benachteiligte Kinder auf der ganzen Welt sammeln. (dor)

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