370 000 Besucher am Wochenende

Hessen feiern ihr Landesfest bei Sonnenschein mit viel Musik und tollem Programm

DAS RIESENRAD dreht sich und bietet Besuchern des Hessentags in Rüsselsheim einen guten Blick über das Festgelände. (Foto: Scherer)

Rüsselsheim. Über einen Auftakt nach Maß konnten sich die Organisatoren des Hessentags in Rüsselsheim am Main freuen. Konzerte, Ausstellungen, Mitmachangebote und das herrliche Sommerwetter sorgten für einen kräftigen Ansturm auf die Opelstadt. Laut Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt kamen allein am Wochenende rund 370 000 Besucher zum größten deutschen Landesfest. Noch bis Sonntag, 18. Juni, dauert der Hessentag, der unter dem Motto „MAIN Rüsselsheim – UNSER Hessen“ steht.

Schon am Eröffnungstag waren tausende Besucher per Fahrrad, Bus und Bahn oder – von Flörsheim aus – per Fähre zur Festmeile geströmt, woran auch dunkle Wolken und kurze Regenschauer nichts änderten. Am Samstag und Sonntag dann gab es Sonnenschein satt, wobei es am Sonntag vielleicht auch paar Grad zu warm für den langen Spaziergang war. 
Immerhin galt es, einige Kilometer zurückzulegen, wenn man sich einen Überblick über das gesamte Gelände vom Mainvorland bis Opel verschaffen wollte und keinen Shuttlebus erwischte. 
Als ein Besuchermagnet erwies sich die Sonderausstellung „Der Natur auf der Spur“ auf dem Mainvorland, die mit Ausstellungen der hessischen Umweltschutzverbände lockt, darunter BUND und Nabu. Ins Schwitzen kommt man auf dem „Waldpflege-Tandem“ des Forstamts Groß-Gerau, einem Kettensägenfahrrad, mit dem Baumstämme in Scheiben gesägt werden konnten. 
Auch der Regionalpark Rhein-Main und der Opelzoo sind mit Infoständen vertreten. Produkte aus der Region, darunter Wildschweinbraten, Liköre und Honigwaffeln gibt es auf einem Bauernmarkt zu kaufen. Für strahlende Gesichter, vor allem bei den kleinen Gästen, sorgen die ausgestellten Tiere: Galloway-Rinder, Hühner, Enten, Esel und Zwergziegen sind auf dem Gelände zu entdecken. Blickfang ist das Dioramazelt, in dessen Inneren man durch eine nachgebaute Flusslandschaft mit heimischen Wäldern wandern kann.
Die hessische Polizei hatte am Sonntag im Stadion zu einem „Tag der Polizei“ mit Vorführungen, unter anderem vom Sondereinsatzkommando (SEK), geladen. Von Ministerpräsident Volker Bouffier und Innenminister Peter Beuth wurden außerdem 860 Polizeikommissaranwärter feierlich vereidigt, darunter 274 Frauen.
Nicht unumstritten ist die Teilnahme der Bundeswehr, dem flächenmäßig zweitgrößten Einzelaussteller nach dem Hessischen Rundfunk. Auf rund 6000 Quadratmetern zeigen 330 Soldaten, Zivilangestellte und Reservisten 25 Fahrzeuge und Einheiten, darunter das Sanitätsfahrzeug Boxer. Einen Blick kann man auch in ein Tornado-Cockpit werfen und sich über Aufgaben der Feld- und Fallschirmjäger informieren. „Wir wollen das große Spektrum und die Fähigkeiten der Bundeswehr vorstellen“, sagt Oberstleutnant Wolf von Rabenau. Außer beim Hessentag gebe es für die Wehr kaum noch eine Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren. 
Gegen die Präsenz der Bundeswehr demonstrierte am Samstag ein Bündnis aus verschiedenen Organisationen und Friedensaktivisten, die mit Sprechchören und Protestplakaten ihrem Unmut gegen die Ausstellung lautstark Luft machten. Die meisten Hessenstagsbesucher allerdings bestaunten die Fahrzeuge, stellten Fragen zum Alltag im Heer und ließen sich mit Kind und Kegel vor Panzern fotografieren. 
Am anderen Ende der Hessentagsstraße in den Hallen der Opel AG präsentieren sich auf 20 000 Quadratmetern im Rahmen einer Landesausstellung die hessischen Ministerien, Institutionen – darunter auch der Verfassungsschutz – sowie die politischen Parteien, Verbände und Vereine, insgesamt rund 200 an der Zahl.
Nahe der Landesausstellung erhalten die Besucher auf dem Platz der Hilfsorganisationen Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes oder des Technischen Hilfswerks (THW), das unter anderem eine Kletterwand aufgebaut hat und mit Wasserspielen für Abkühlung sorgt.
Tradition und Moderne gehen auf dem Hessentag gekonnt ineinander über. Im Zelt der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege am Landungsplatz stellen sich neben traditionellen Trachten- und Brauchtumsgruppen aus ganz Hessen auch Vereine vor, die sich dem orientalischen Tanz oder dem Linedance verschrieben haben. 
Wer mit flüssigem Stickstoff experimentieren oder mal einen handbetriebenen Teilchenbeschleuniger bedienen will, ist am Stand der Wissenschaft richtig, wo sich unter anderem die Universität Gießen und die Technische Universität Darmstadt präsentieren. Moderne Technik, darunter Hybrid-Motoren, gibt es auf der Straße der Innovationen zu sehen.
Die Drei-Gewinnt-Kommunen Rüsselsheim, Kelsterbach und Raunheim sind zusammen mit dem chinesischen Telekommunikationsdienstleister ZTE mit einem Stand vertreten, an dem das Zukunftsmodell einer digital vernetzten „smarten“ Stadt vorgestellt wird.
Entspannen lässt es sich an vielen Orten. Lauschig im Schatten liegt etwa das Weindorf im Verna-Park. Im Vereinsdorf nahe der Opelvillen stellen sich zahlreiche Vereine auf der Bühne vor. Kulinarisch werden Besucher hier mit Köstlichkeiten aus allen Ländern versorgt. 
Musikalischer Höhepunkt des Hessentags war das hr3-Open-Air am Eröffnungstag in der Hessentagsarena. Rund 14 000 Menschen feierten mit Silbermond, Andreas Bourani und Joris. Am Samstagabend kamen mehr als 25 000 Besucher zum Neunziger-Festival von Radio FFH. Mit je knapp 9000 Musikfans schwächer besucht waren die Konzerte der Scorpions und Kings of Leon.
Im Gegensatz zu den Konzerten sind alle Ausstellungen kostenfrei. Die Landesausstellung ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, die Ausstellung „Der Natur auf der Spur kann von 9 bis 19 Uhr besucht werden. Die Hessentagsstraße ist bis 23 Uhr, das Weindorf bis 24 Uhr geöffnet. (nad)

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