Walldorf Wanderers trainieren wieder

Flagfootballer wollen in der Bundesliga ihren Titel verteidigen

Endlich fliegt das Ei wieder: Benjamin Klever, (Dritter von rechts) Übungsleiter der Walldorfer TGS-Abteilung Flagfootball, passt zu seinem Mitspieler. (Foto: Haas)

 

Mörfelden-Walldorf (oh). Sinkenden Corona-Infektionszahlen sei Dank: In allen Sportbereichen zieht langsam wieder Normalität ein. So auch in eines der Aushängeschilder der Doppelstadt: Das erfolgreiche Flagfootball-Bundesligateam der TGS, die Walldorf Wanderers, trainiert seit drei Wochen nach langer Pause wieder regelmäßig auf dem Sportplatz.

„Unser erstes Training war am 25. Mai –  im letzten Moment haben wir noch eine Sondergenehmigung bekommen“, sagt Benjamin Klever, Übungsleiter der Wanderers. „Als Bundesligateam in der höchsten deutschen Spielklasse hätten wir diese Genehmigung eigentlich schon viel früher bekommen müssen, sodass wir testbasiert wesentlich früher ins Training hätten einsteigen können. Aber wie das leider bürokratisch ab und zu mal ist, ist das Ganze scheinbar immer wieder auf dem falschen Tisch gelandet. Es hat am Ende sehr lange gedauert. Erst am 20. Mai haben wir endlich grünes Licht bekommen“, sagt Klever, und es schwingt deutlich Frust in seiner Aussage mit. Seit vergangenem Montag fallen nun auch die verpflichtenden Corona-Tests für das Training weg und sind nur noch empfohlen.

Der Ehrgeiz ist da

Der erste Spieltag findet laut Klever am 26. Juni bei München statt. Dort müssen aber alle Spieler getestet werden. Stand jetzt werden die Walldorfer wohl nicht hinfahren. „Aber Mitte Juli in Kelkheim im Taunus werden wir dann dabei sein“, sagt Klever. Doch schon jetzt sind die Jungs hoch motiviert und geben im Training alles –  erst recht nach der langen Pause. Denn coronabedingt ruhte zwischen September und Mai das Ei. „Wir waren fünf Jahre in Folge Deutscher Meister. Das wollen wir natürlich verteidigen. Der Ehrgeiz ist da, und jeder brennt nach den eineinhalb Jahren Pause“, berichtet Klever.
Neben dem bald startenden Ligaalltag gibt es aber auch noch einen weiteren, aktuellen Grund, weshalb die Spieler im Training konzentriert das Gaspedal durchdrücken. Denn jetzt am Wochenende steht das zweite und finale Tryout der Flag Football- Nationalteams statt. Dort entscheidet sich, welche Spieler die Nationalmannschaft bei der IFAF Flag Football World Championships Anfang Dezember in Israel vertreten wird. „Das Ganze ist in Kelkheim mit mehr als 140 Bewerbern. Von uns nehmen zehn Leute daran teil, und wir stellen den größten Teil der Teams.“
Zum zweiten Mal hintereinander musste allerdings der Big Bowl abgesagt werden. Das weit über die Stadtgrenzen Mörfelden-Walldorfs hinaus bekannte internationale Flag-Football-Turnier wurde bereits 2020 aufgrund der Pandemie gestrichen. Klever erläutert, warum auch in diesem Jahr das Ei beim Big Bowl nicht fliegt: „Normalerweise ist das Turnier immer Anfang Juni, wenn spielfreies Wochenende ist, aber dadurch, dass wir mehr als 30 internationale Teams dabei haben, hat sich das jetzt alles durch Corona in den Ligen verschoben. Und das Turnier dann im Spätsommer oder September zu spielen, ist einfach undenkbar. Deshalb haben wir das auf 2022 verschoben.“

Work-outs zuletzt über Zoom gemacht

Dann sollen dieselben 63 Mannschaften beim Big Bowl auf Fahnenklau gehen, wie 2020 ursprünglich vorgesehen. „Wir planen dann zum zweiten Mal fast mit denselben Teams, die sich auch vergangenes Jahr angemeldet hatten. Nur ein Team zog sich zurück und wollte sein Startgeld erstattet haben“, so Klever. 
Im Verein selbst haben die Mitglieder den Wanderers komplett die Treue gehalten. Es gab laut Klever trotz monatelang ruhendem Trainings- und Spielbetrieb keine Corona geschuldeten Vereinsaustritte bei den Flagfootballern. Im Gegenteil: „Wir hatten zwar zwei Austritte, aber nur, weil die Mitglieder weggezogen sind. Das hatte nichts mit Corona zu tun. Im Gegenzug sind drei neue Mitglieder eingetreten, sodass wir jetzt sogar mehr Mitglieder haben als vorher.“
Und aus rein sportlicher Sicht hat der Übungsleiter noch etwas anderes Positives zu melden: „Einige von uns haben über zehn Kilo abgenommen. Nachdem wir im letzten September das letzte Turnier gespielt hatten, war es nach Weihnachten fitnessmäßig schon etwas schwierig.“ Klever habe dann versucht, einige seiner Mitspieler zu Eigenkörpergewichts-Übungen zu motivieren. Offenbar mit Erfolg – die Weihnachts- und Coronakilos sind geschmolzen. „Ich habe gesagt: Wir wollen dieses Jahr Weltmeisterschaft spielen. Über Zoom haben wir abends Work-outs gemacht. Das hat ganz gut geklappt. Wir sind jetzt topfit und gut trainiert – aber halt noch ohne Ball. Und natürlich fehlt nach so langer Zeit noch die Abstimmung auf dem Feld“, sagt Klever.

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