Tempowechsel und frühes Pressing

TORJÄGER Martin Obertowski schlenzte im Heimspiel gegen Hofheim/Ried gekonnt den Ball am gegnerischen Torhüter vorbei und brachte damit Rot-Weiß Walldorf mit 1:0 in Führung. (Foto: A. Keim)

Rot-Weiß Walldorf – Fußball. VFL Michelstadt gegen RW Walldorf 1:1 (1:0).
Walldorf: Detering – Laazar, Mathes, Hassoun (57. Hartmann), Pfeffer, Hess, Nuzzo, Obertowski (85. Anik), Durmaz (46. Kazemi), Aydemir, Mader.

Als die Spieler im 65 Kilometer entfernten Michelstadt das Ortsschild passierten, verdunkelte sich der Himmel und es begann ununterbrochen zu schütten. Das war ein schlechtes Omen. Das Spiel der Walldorfer Kicker war nicht weniger erfreulich – zumindest in der ersten Halbzeit. Es lief einfach nichts zusammen. Man konnte schon fast Mitleid mit den Fußballern bekommen, denn 70 Prozent der vermeintlich gutgemeinten Pässe kamen nicht an. Solch eine hohe Fehlpassquote gab es bisher noch in keinem Spiel. Der Gastgeber hatte ordentlich Beton angemischt und feuerte das Leder – wann immer es in die Nähe des eigenen 16-Meterraumes kam – brutal weg. Nach vorne, zur Seite, wenn es half auch mal nach oben. Darüber hinaus scheuten sich die Michelstädter auch nicht davor, auch mal rustikaler hinzulangen.
All das konnte Rot-Weiß Walldorf nicht verarbeiten. Ein perfektes Beispiel der Desorientierung war das Zustandekommen des Führungstores. Der VFL-Stürmer Stefanowski setzte sich an der linken Flügelseite gleich gegen zwei Walldorfer durch und passte das Spielgerät in den Fünfmeterraum. Dort flutschte der Ball irgendwie aus den Händen von dem ansonsten fehlerfrei spielenden Torhüter Uwe Detering, um im gleichen Augenblick von Schiedlowski über die Torlinie gestochert zu werden. Genau das sollte nicht passieren. Trainer Kures Massali raufte sich die Haare, denn er wusste, dass sich der VFL nun noch weiter verschanzen würde.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Massali auf einigen Positionen aus, um noch mehr Druck aufzubauen. Mit den zusätzlichen Stürmern Yannik Hartmann und Milad Kazemi wurde es schon bald deutlich besser. Das Toreschießen überließen die Roten jedoch ihren Abwehrleuten. Den Freistoß – von Adriano Nuzzo getreten – wuchtete Innenverteidiger Simon Mader aus acht Metern Entfernung in die Kiste. Jetzt plötzlich nahmen die Gäste Fahrt auf. Aber alle Bemühungen kamen zu spät. Der VFL wackelte ein ums andere Mal, doch das Tor wollte einfach nicht fallen. Und auch die vier Minuten Nachspielzeit verstrichen ohne Erfolg. Zwei Dinge seien noch herauszuheben. Zum Einen das vermeintliche Abseitstor (80.) von RW-Stürmer Hartmann, bei dem der Linienrichter vermutlich daneben lag. Und der Lattenschuss an das Walldorfer Aluminium von Jens Waldhoff in der 70. Spielminute.
Rot-Weiß Walldorf I gegen FV Hofheim Ried 2:0 (0:0).
RW Walldorf: Detering – Lazaar, Kazemi (75. Durmaz), Mathes, Pfeffer, Hess, Nuzzo, Obertowski,Hiyamlioglu (52. Hartmann), Aydemir (65. Campailla), Simon Mader.
In dieser Saison ist eines beständig, nämlich die Unbeständigkeit der Verfolger des Tabellenführers. Während sich der VFL Bürstadt seit Beginn der Runde auf dem Klassenprimusplatz sonnt, wechseln sich die nachfolgenden Mannschaften mit der Verfolgerrolle ständig ab. Kein Team ist derzeit in der Lage, sich durch Beständigkeit oder Cleverness ebenfalls abzusetzen. Das macht es für den Fußballfan nicht einfach. Woche für Woche muss er sich auf eine neue Tabellensituation einstellen. Und die wiederum hat nur eine Halbwertszeit von wenigen Tagen. Was den Relegationsplatz in diesem Jahr angeht, bleibt die Spannung sehr wahrscheinlich bis zum letzten Spieltag bestehen – so viel ist sicher.
Mit dem Sieg der Roten gegen den Mitkonkurrenten Hofheim/Ried hat sich Walldorf wieder in eine aussichtsreiche Position bugsiert. Nach dem verheerenden Wochentagsspiel in Michelstadt haben sich die Rot-Weiß-Fußballer wieder sortiert und eine akzeptable Leistung präsentiert.
„Ich werde heute in meiner Ansprache nicht auf den Gegner eingehen, sondern deutlich auf die aktuelle Situation und unser gemeinsames Ziel hinweisen. Das sollte zur Motivation für heute ausreichend sein“. Mit diesen Worten verdeutlichte Trainer Kures Massali noch einmal seine Einstellung und seine Anforderung an die Leistung der Mannschaft.
Hofheim/Ried, die nach wie vor Mitaspirant auf den Relegationsplatz sind, hatte am Sonntag wenig mit dem Spielausgang zu tun. Walldorf war von Beginn an aktiver und willensstärker und zeigte dies mit frühem Pressing und intelligentem Tempowechsel. Auf diese Art und Weise erspielten sich die Platzherren immer wieder gute Möglichkeiten. Wie schon nach sechs Minuten: Murat Hiyamlioglu bediente Martin Obertowski, scheiterte aber am langen Pfosten. Nach einer Viertelstunde war es Obertowski, der Milad Kazemi freispielte, aber auch sein Schuss wurde gerade noch vom Torwart abgeblockt. Und die letzte Großchance der ersten Halbzeit spielte sich in der 25. Minute ab. Zunächst scheiterte Aydemir an einem Gegnerbein, und auch den Nachschuss von Obertowski hielt Torwart Christian Steiner fest. Danach plätscherte das Spiel mehr oder minder geordnet dahin.
Die erste Hälfte blieb zwar torlos, doch es roch sehr intensiv nach einem sich anbahnenden Tor. Die erste Aktion nach dem Wiederanpfiff verstärkte diese Vorahnung. Fuat Aydemir verzog in der 47. Spielminute aus bester Position. Walldorf erhöhte den Druck. In der 52. Spielminute brach endlich der Damm. Mit einem geschickten Pass in die Schnittstelle schickte Neuzugang Marc Hess den „Unruheherd“ Martin Obertowski auf die Reise und der ließ sich dieses Törtchen nicht mehr vom Teller holen. In echter Goalgettermanier versetzte er Torwart Steiner und traf sicher zum 1:0. „Unruheherd“ deswegen, weil Obertowski seit Wochen die Gegner mit großem Ehrgeiz und Einsatzwillen fordert.
Nun kamen endlich Ruhe und Sicherheit ins Spiel. Der Walldorf-Fan hatte fortan nie den Eindruck, als wolle man das Spiel aus den Händen geben. Hofheim mühte sich sehr und warf alle Kräfte nach vorn, doch Rot-Weiß konnte sich stets aus den Angriffen befreien. Nach sehenswertem doppelten Doppelpass zwischen Salim Lazaar und Yannic Hartmann gelang es Schlussmann Steiner das drohende 2:0 noch zu verhindern. Auch die grandiosen Weitschüsse von Daniel Campailla und Adriano Nuzzo hielt Hofheims Bester. In der Schlussphase – die durch Schiedsrichter Yannick Stöhr (Fischbachtal) um drei Minuten verlängert wurde – setzten die Gäste noch einmal alles auf eine Karte und orderten alles was Beine hatte nach vorne – auch den Torwart. Alle wollten sie den letzten Eckstoß irgendwie ins Walldorfer Tor befördern. Den Ball aber, pflückte RW-Torwart Uwe Detering aus der Luft und brachte mit einem platzierten Abschlag den eingewechselten Stürmer Yannic Hartmann ins Spiel. Hartmann nahm den Ball mit hohem Tempo auf, versetzte seinen Gegenspieler und traf letztlich ins leere Tor – markierte somit den verdienten 2:0-Endstand.
Reserve: RW Walldorf II – TSV Trebur 2:1.
Walldorf: Knacker, Becker, Wahid, Demir, Leschik, Apakhan, Glaser, Haucke (63. Czaja), Yüksel (46. Gernandt), Anik, Wind (55. Kama).
Rot-Weiß Walldorf II hat am Wochenende wieder auf sich aufmerksam gemacht. Sie landeten einen verdienten 2:1-Sieg gegen die in der Tabelle weiter vorne stehenden Treburer.
Das Team um Trainer Hüseyin Top ließ keinen Zweifel daran, dass die Punkte an diesem Sonntag in Walldorf bleiben würden. Sebastian Wind und Jonas Glaser sorgten im gegnerischen Strafraum immer wieder für Angst und Schrecken. Die Gäste aus Trebur schafften es überraschend lange, das 0:0 zu halten, doch in der 70. Minute mussten sie sich dem Drängen der Rot-Weißen geschlagen geben. Nadir Kama verwandelte eine zu kurz geratene Abwehr mit dem schwächeren linken Fuß zum 1:0. Den zweiten Treffer markierte Serdar Anik. Entgegen der alten Fußallregel „schieße nie den Elfmeter, wenn du selbst gefoult wurdest“, legte sich Anik selbstsicher die Spielkugel auf den Punkt und traf unhaltbar zum 2:0. Der 2:1-Anschlusstreffer in der 85. Spielminute war eher eine kosmetische Sache und hatte keinen größeren Einfluss auf den verdienten Sieg von Rot-Weiß Walldorf. (em)

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