Eine spektakuläre Revanche

MATCHWINNER: Außenverteidiger Orhan Demir (schwarzes Trikot) traf gleich doppelt in der turbulenten Verbandsliga-Begegnung zwischen seinem SV Rot-Weiß Walldorf und der Spvgg. Neu-Isenburg. Hier schiebt er zum 1:0 ein, in der Nachspielzeit erzielte er das 2:2. Weil Rot-Weiß in der letzten Aktion des Spiels durch Aydemir sogar noch einen weiteren Treffer erzielte, glückte die Revanche der Roten für die Hinspiel-Niederlage. (Foto: A. Keim)

Rot-Weiß Walldorf – Fußball (em).  Rot-Weiß Walldorf - Spvgg. Neu-Isenburg 3:2 (1:2). Am vergangenen Sonntag wurde wieder eindeutig bewiesen, dass ein Fußballspiel erst dann zu Ende ist, wenn es der Schiedsrichter abpfeift. Und das kann durchaus fünf Minuten nach der regulären Spielzeit sein. Genau diese Zeit nutzte Walldorf aus, um mit hohem Engagement und vollem Einsatz das von vielen verloren geglaubte Spiel doch noch herumzureißen.

Trainer Kures Massali hatte noch eine Rechnung offen. „Wir haben beim Rundenstart in Neu-Isenburg zwei Tore nach Standardsituationen kassiert und zu allem Überfluss eine rote Karte gegen unseren Torwart bekommen“, blickte Massali zurück. Seither ist Walldorfs Top-Team allerdings gewachsen und nicht mehr so einfach zu überrumpeln.

Nach einer Viertelstunde ging Walldorf mit 1:0 in Führung. Alexander Stumm schlenzte aus halbrechter Position einen Freistoß über Torwart Mombauer hinweg auf den langen Pfosten. Dort lauerte RW-Außenverteidiger Orhan Demir, der nur wenig Mühe hatte, das Leder zum Führungstor einzutreten. Drei Minuten später war Walldorf zu oberflächlich im Abwehrverhalten und gab so für kurze Zeit das Spiel aus der Hand. In der Verbandsliga wird so etwas meistens mit einem Gegentor bestraft. Der Ball wurde immer wieder zu kurz aus der Gefahrenzone hinaus gekickt und landete irgendwie vor Patrick Jungmanns Flinte. Sein präziser Schuss aus 18 Metern traf ins Schwarze und bedeutete den Ausgleich. Die knapp 200 Besucher sahen eine abwechslungsreiche und schnelle Partie zu sehen. Und kurz vor dem Halbzeitpfiff – nach Ecke von Marx – gingen die Gäste sogar noch in Führung. Für Trainer Massali und seine Spieler war das ein Déjà-vu zum Hinspiel. Aber genau dass wollte keiner kampflos akzeptieren.

Während die erste Halbzeit noch weitestgehend ausgeglichen war, gehörte der zweite Durchgang dann aber doch den Gastgebern. Youssef Hassoun scheiterte in der 60. Spielminute an Torwart Mombauer. Gleiches passierte Adam Gomina in der 67. Minute. Und auch Geburtstagskind Fabian Süle konnte Philipp Mombauer weder in der 77. noch in der 88. Spielminute überwinden. Einige der Zuschauer verließen nach diesen vergebenen hundertprozentigen Chancen den Sportplatz – „es wird ja eh nichts mehr passieren“. Weit gefehlt. Trainer Massali hatte längst die Viererkette aufgelöst und alle Kräfte nach vorne beordert. Dann kam die erste Minute der Nachspielzeit. Adriano Nuzzo legte sich den Ball an der Mittellinie zurecht und haute das Leder in den Isenburger Strafraum hinein. Adam Gomina sprang am höchsten und verlängerte zu Orhan Demir. Und der Junge fackelte nicht lange und schoss aus 18 Metern zum mehr als verdienten 2:2-Ausgleich. Und auch nach diesem Treffer gaben sich die Roten mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Das Kick and Rush schien genau das richtige Mittel gegen die kompakt stehende Neu-Isenburger Abwehr zu sein. Wegen einiger Verletzungspausen und Einwechslungen ließ der Unparteiische bereits drei Minuten über die reguläre Zeit spielen. Irgendwie ahnten die Walldorfer Spieler, dass dies die letzte Aktion des Tages sein würde. Also versammelten sich neun Walldorfer im gegnerischen Strafraum und erwarteten den Freistoß, den Alexander Stumm treten sollte. Dann ging alles ziemlich schnell. Das Leder flog über zwanzig Spieler hinweg zu Joker Fuat Aydemir. Er hielt – für ihn äußerst ungewöhnlich – den Kopf hin und traf tatsächlich zum 3:2. Nur einen Spielzug später beendete Schiedsrichter Weibe die Partie. Alles Weitere kann sich der Fußballfan lebhaft vorstellen – große Freude, super Stimmung.

Mit 26 Punkten hat Rot-Weiß Walldorf das Zwischenziel erreicht und kann nun gelassen auf die Rückrunde schauen und sich schon jetzt auf das 38. Hallenfußballturnier (26. und 27.12.) in der Sporthalle an der Okrifteler Straße freuen.

RW Walldorf: Meyer – Mathes, Demir, Pfeffer, Süle, Wiederhold (55. Aydemir), Ibrahimaj, Stumm, Gomina, Nuzzo, Penz (55. Hassoun).

Tore: 1:0 Demir (15.), 1:1 Jungmann (18.), 1:2 Büttner (42.), 2:2 Demir (90+1.), 3:2 Aydemir (90+3.).

Zuschauer: 300.

RW Walldorf II – SKG Walldorf 5:1 (3:0). Rot-Weiß Walldorf heißt der überlegene Derbysieger. Obgleich die Begegnung der beiden Walldorfer Teams auf Kreisligaebene als Derby bezeichnet wurde, fehlte dem Fußballexperten der Derbygeist, der bei solchen Begegnungen alle andere Rationale ausschaltet. Derbys haben ihre eigenen Gesetze heißt es, aber an diesem Sonntag waren die gastgebenden Roten zu stark.

„Meine Spieler haben erkannt, dass es auch kurz vor der Winterpause die volle Konzentration und den uneingeschränkten Einsatz benötigt, um gegen vermeintlich schwächere Konkurrenten zu bestehen“, konstatierte RW-Trainer Hüseyin Top. Aus Erfahrung weiß Top, dass die meisten Spiele der vorderen Teams kurz vor der Winterpause verloren werden. Und genau diese Situation sollte vermieden werden. Vom Anpfiff weg setzten die Gastgeber die SKG unter Druck, sodass ein geregeltes Spiel erst gar nicht zustande kam. Sturm und Mittelfeld der Roten arbeiteten Hand in Hand und attackierten früh. Bis zur Halbzeit erarbeitete sich Rot-Weiß einen komfortablen Vorsprung durch zwei Tore vom besten Walldorfer Spieler, Sebastian Wind und durch Jamal Wahid.

Nach dem Wiederanpfiff war Rot-Weiß auf allen Positionen zu lasch, sodass SKG Walldorf in der 55. Spielminute zum berechtigten 3:1-Anschlusstreffer durch Luigi Scollo kam. Aber ehe irgendjemand auf abwegige Gedanken kommen konnte, nahmen die Platzherren wieder Fahrt auf und setzten in der 70. und 80. Spielminute noch zwei Tore oben drauf. Mit diesem Sieg setzte sich Rot-Weiß Walldorf an die Tabellenspitze der Kreisliga A.

RW Walldorf II: Qiam, Becker, Böhm, Salzmann, Ünal (60. Leschik), Bellamin (60. El Hallaoui), Obertowski, Wahid, Pertsinidis, Erol, Wind.

Tore: 1:0 Wind (16.), 2:0 Wahid (20.), 3:0 Wind (43.), 3:1 Scollo (55.), 4:1 Wind (70.), 5:1 Erol (80.).

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