„Zustand ist äußerst gefährlich“

Linden vor Kulturhaus werden gefällt – Durch falsche Pflege irreversibel geschädigt

Kein schöner Anblick: Die fünf großen Linden am Kulturhaus in Mörfelden mussten weichen, nachdem Faulschäden an den Bäumen festgestellt wurden. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Am Kulturhaus dröhnte die Motorsäge, verwundert blickten Passanten auf die Kronen der mächtigen Linden. Meter für Meter, Ast für Ast wurde am gestrigen Mittwochvormittag der erste der fünf Bäume gefällt. Mit einem Hubwagen waren Arbeiter angerückt und warfen das Holz von hoch oben auf den Parkplatz. Immer wieder mussten Autos und Fußgänger anhalten und warten, bis sie vorsichtig vorbei konnten.

Nachdem an den fünf Linden starke Schäden festgestellt wurden, hat sich die Stadtverwaltung zu diesem Schritt gezwungen gesehen. Die Bäume sind wohl zwischen 100 und 150 Jahren alt und können laut Bürgermeister Heinz-Peter Becker auch mit Pflegemaßnahmen nicht langfristig erhalten werden. 
„Sie sind irreversibel geschädigt“, sagte Bauhofleiter Bruno Raab. Der Grund dafür liege schon viele Jahre in der Vergangenheit und hänge mit einem Rückschnitt der Bäume zusammen. Nachdem die Linden auf etwa fünf Meter Höhe gekürzt worden seien, hätten die Schnittstellen zu faulen begonnen. Bei einem weiteren Rückschnitt hätte sich dies wiederholt. 
Zwar habe man mit Drainagen versucht, das Faulwasser abzuleiten, allerdings ohne großen Erfolg. Mittlerweile gebe es abgestorbene Äste und Pilzschäden. „Der Allgemeinzustand ist äußerst gefährlich“, betonte Raab.
Bürgermeister Becker sprach von einem massiven Eingriff in das Stadtbild, der die Folge einer falschen Baumpflege sei und sich leider nicht verhindern lasse. Am Kulturhaus seien viele Passanten unterwegs, die von herabfallenden Ästen verletzt werden könnten. Auch Autos könnten getroffen werden. 
„Das Risiko kann niemand übernehmen“, meinte Becker. Dabei sei ein Sachschaden noch die geringste Gefahr und es sei schnell möglich, dass ein Anwalt oder die Staatsanwaltschaft vor der Rathaustür stünden. Bei geschädigten Bäumen vertraue er daher auf das Urteil der Experten.
Wie Gärtnermeister Raab erläuterte, würden sämtliche Pflegemaßnahmen das Absterben der Bäume nur hinauszögern. Eine Option sei etwa ein drastischer Rückschnitt der Linden, allerdings blieben dann nicht viel mehr als die massiven Baumstümpfe stehen. 
Beim Bauhof hat man sich daher für die Fällung der fünf Linden ausgesprochen. Auch um in dem gesamten Bereich neue Bäume anpflanzen zu können. Würde man vorerst nur zwei oder drei Bäume entfernen, müsse man dennoch stark ins Erdreich eingreifen und verletzte dabei wohl das verbleibende Wurzelwerk. Wenn nun alle Linden wegkommen, kann die Stadt das gesamte Erdreich austauschen, so Raab. 
Voraussichtlich im Herbst stehen dann Neuanpflanzungen an. Was dann genau in die Erde kommt, steht noch nicht fest. Es sollen aber wieder Bäume werden, die hoch hinaus wachsen und die von den Linden hinterlassene Lücke ausfüllen können. Bis es aber soweit sein wird, vergehen noch einige Jahre. (seb)

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