Zentrale Feuerwache beschlossen

SPD, Freie Wähler und FDP im Parlament dafür – Scharfe Kritik von der Opposition

SOLIDARITÄT MIT DER FEUERWEHR wurde am Dienstag vor dem Rathaus angemahnt. Rund 300 Menschen demonstrierten vor Beginn der Stadtverordnetenversammlung gegen die zentrale Feuerwache. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Die Feuerwehren von Mörfelden und Walldorf ziehen an einen Standort außerhalb des bewohnten Stadtgebietes und werden zusammengelegt. So hat es das Stadtparlament am Dienstag nach langer Debatte mit den Stimmen der Koalition aus SPD, Freien Wählern und FDP beschlossen. 

Die Opposition sah in dieser Frage weiteren Beratungsbedarf, übte scharfe Kritik und brachte Änderungsanträge zur Sanierung der Gerätehäuser ein, die keine Mehrheit fanden. Den umstrittenen neuen Standort an der Kreuzung Wageninger Straße/B44 lehnten CDU, DKP/Linke Liste und die Grünen ab.
Einig waren sich alle Fraktion, dass die Sicherheit der Bürger höchste Priorität hat. Wie es darum mit dem neuen Standort der Feuerwache bestellt sein wird, beantworteten sie dann höchst unterschiedlich. Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) betonte, Fahrversuche hätten gezeigt, dass gesetzliche Hilfsfristen weiterhin eingehalten würden, auch wenn es etwas längere Anfahrtszeiten zum zentralen Gerätehaus gebe. 
In der Koalition teilt man diese Einschätzung, während die Opposition vor einer deutlichen Verschlechterung beim Brandschutz warnte. „Hysterie ist nicht angebracht“, erwiderte SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Best. Und weiter: „Es geht nicht nur um den Brandschutz.“ Bei der Entscheidung gelte es, die gesamte Stadtentwicklung im Blick zu behalten.
In der Magistratsvorlage sind so mehrere Themen mit der Gerätehausfrage verknüpft. Die alten Feuerwehrstandorte sind für den Wohnungsbau vorgesehen. Die Vermarktungseinnahmen sollen dazu dienen, neben der Feuerwache ein neues Bauhofgelände und eine Station für das DRK Walldorf zu realisieren. 
Die dafür angegebenen Kosten von rund 9,9 Millionen Euro seien „schön gerechnet“, meinte Grünen-Fraktionschefin Andrea Winkler. Im Finanzierungsplan seien etliche Posten offen. Außerdem müsse man etwa 1,8 Millionen Euro jährlich hinzurechnen, da mit der zentralen Wache eine Berufsfeuerwehr nötig werde, um Fristen einhalten zu können, so Winkler.
Das Thema Berufsfeuerwehr kam immer wieder auf, und bei der Koalition machte es den Anschein, als bereite man sich schon darauf vor. Schon jetzt sei es schwierig, tagsüber ausreichen viele Einsatzkräfte aufbieten zu können, meinte etwa FW-Fraktionsvorsitzender Joachim Rommel. In ganz Deutschland gingen die Zahlen ehrenamtlicher Rettungskräfte zurück, überall würden Feuerwachen zusammengelegt. 
Hauptamtliche Feuerwehrleute könne man zudem nicht an zwei Gerätehäusern finanzieren, ergänzte FDP-Fraktionsvorsitzender Carsten Röcken. Gemeinsam müsse man sich jetzt darauf fokussieren, wie der Brandschutz mit einer Feuerwache gewährleistet werden könne, sagte Röcken. 
Weitere Argumente für einen Neubau fasste der Bürgermeister zusammen. Die alten Gerätehäuser genügten längst nicht mehr den Anforderungen und ließen sich aufgrund ihrer Bausubstanz nicht nachhaltig sanieren. Außerdem fehle es an Erweiterungsflächen, die notwendig würden, wenn die Stadt weiter wachse. 
„Das Ehrenamt wird infrage gestellt“, betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Karsten Groß. Die zentrale Wache könnten deutlich weniger Feuerwehrleute in der nötigen Zeit erreichen, womit Hilfsfristen gefährdet seien. Eine Berufsfeuerwehr nehme man so in Kauf. Um die Innenstädte zu erreichen, brauche die Wehr zukünftig länger, nur An den Eichen und im Gewerbegebiet Ost verbessere sich die Lage, hieß es von Groß. 
„Es wird leichtfertig ein funktionierendes System gefährdet“, sagte Gerd Schulmeyer. Der Fraktionschef von DKP/LL berichtete, bei Zusammenlegungen sei ein Mitgliederverlust von 30 Prozent die Regel. Die Stärkung gewachsener Strukturen müsse vor der Schaffung von neuem Wohnraum kommen. 
Die rund zweistündige Debatte war nicht die letzte Auseinandersetzung um das strittige Thema. Eine Fertigstellung der neuen Wache ist in sieben bis acht Jahren geplant, bis dahin sind weitere Parlamentsbeschlüsse nötig. (seb)

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