„Hier wurde Pionierarbeit geleistet“

Nieder-Ramstädter Diakonie feiert zehn Jahre Wohnverbund im Ludwig-Richter-Weg

DIE NIEDER-RAMSTÄDTER DIAKONIE betreut seit zehn Jahren Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen in Mörfelden-Walldorf. Wohnverbundsleiter Fabien Muller berichtete von den Anfängen und lobte die gute Zusammenarbeit vor Ort.(Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Vor zehn Jahren eröffnete die Nieder-Ramstädter Diakonie ihren Wohnverbund im Ludwig-Richter-Weg. Heute leben hier 46 Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Bei einer akademischen Feierstunde wurde auf das erste Jahrzehnt zurückgeblickt.

„Hier wurde Pionierarbeit geleistet“, betonte Wohnverbundsleiter Fabien Muller. Denn ursprünglich waren alle Wohnprojekte der Diakonie in Nieder-Ramstadt beheimatet. Im Zuge einer Regionalisierung ging es auch in andere Städte, und Mörfelden-Walldorf war als erste an der Reihe.
Hintergrund war der veraltete Wohnstandard in Nieder-Ramstadt, wo es noch Dreibettzimmer gab und Kellerräume für die Betreuung genutzt werden mussten. Schon Mitte der 90er Jahre zeichnete sich daher ab, dass die Diakonie andere Wege gehen muss. Bis das Konzept stand und das erste Haus in Mörfelden-Walldorf eingeweiht werden konnte, brauchte es Zeit. Am 20. Januar 2006 war es soweit, und die ersten neun Bewohner zogen ein. Jede Woche kamen weitere hinzu, erinnerte sich Muller.
Was seitdem alles passiert ist, zeigt die Ausstellung „Zehn“, die im ganzen Haus zu sehen ist. Einzelne Ausstellungsbereiche tragen die Überschriften „Wir feiern“, „Tierische Bilder“ oder „Bauen“. Sie geben einen Einblick in den Alltag, Veranstaltungen, Ausflüge und Kursangebote.
„Wir haben viel zu sagen, lassen aber die Bilder sprechen“, meinten Katharina Steinbacher und Andrea Möller zur Ausstellungseröffnung. Die Mitglieder des Heimbeirats betonten, wie wohl sich alle vor Ort fühlen, und dass sie sich als Bürger der Stadt einbringen und einmischen.
Die Eigenständigkeit der Bewohner stelle die Diakonie seit der Eröffnung vor zehn Jahren stärker in den Vordergrund, berichtete Regionalleiter Tom Wäsche. Das Haus in Mörfelden-Walldorf zeichne sich dabei durch eine Reihe von Besonderheiten aus. Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen ist besonders ausgeprägt, es gibt ein breites Freizeitangebot sowie das große Sommerfest und eine große Unterstützung durch die Stadtgemeinschaft, berichtete Wäsche.
„Über die zehn Jahre ist ein tolles Netzwerk entstanden“, freute sich der Muller. Mit der Stadt wird gut zusammengearbeitet, Feuerwehr und Rotes Kreuz bringen sich ein. Viele der Bewohner sind in der Werkstatt für Behinderte in der Opelstraße beschäftigt.
Eine wichtige Rolle spielt auch der Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher Mörfelden-Walldorf, wie Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) herausstellte. Schon in den 70er Jahren engagierte sich der Verein, sorgte für ein positives Klima und drang früh auf ein Wohnprojekt. „Mit der Arbeit des Vereins wurde ein breites Fundament gelegt.“ Auf dem Weg zur Inklusion gebe es zwar noch vieles zu tun, wichtige Schritte seien vor Ort aber schon gemacht, erklärte Bürgermeister Becker.
Kritische Töne kamen vom Angehörigen-Betreuerrat. Wilfried Helferbein machte auf die Personalsituation aufmerksam und forderte eine bessere Bezahlung. Die Personalfluktuation sei leider hoch, weil die anstrengende und mitunter belastende Arbeit zu schlecht bezahlt werde. Die Mitarbeiter in Mörfelden-Walldorf engagierten sich dennoch über das normale Maß hinaus, lobte Helferbein.
Waren zur akademischen Feier nur langjährige Unterstützer und Förderer eingeladen, wird im Sommer noch einmal öffentlich gefeiert. Am 24. Juni steht das Sommerfest ganz im Zeichen des runden Geburtstags. „Das wird die richtige Party werden“, kündigte Fabien Muller an. (seb)

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