Mancher macht spontan einfach mit
„Mein erster Kunde war mein Nachbar“, sagte Joachim Endraß, der eine ausgemusterte Kaffeemaschine quasi über den Gartenzaun in der Liebknechtstraße verkaufte. Nicht nur dort, auch in den Anliegerstraßen wuchsen die Warenstände in den Vorgärten. 66 Marktbeschicker hatten sich angemeldet. „Ein paar sind noch spontan dazugekommen“, berichtete Gerald Bamberg, der mit der Spendenbüchse durchs Viertel tourte. Die Teilnehmer entrichteten auch bei der zweiten Flohmarktaktion eine Spende, je nach Gusto zwei, drei oder mehr Euro. Das so eingenommene Geld wollen die Organisatoren für die nächste Aktion investieren, denn die soll es geben.
Projekt Wasserturm ebenfalls dabei
Schließlich war auch die zweite Auflage der Hofflohmärkte ein Riesenerfolg. „Wir wollen unseren Stadtteil beleben, mit Nachbarn ins Gespräch kommen und etwas fürs Gemeinwohl tun“, sagte Ute Hechler. In ihrer Küche in der Liebknechtstraße 57 wurde die Initiative bei einem Glas Weißwein mit den Nachbarn Petra und Gerold Bamberg ausgetüftelt. Gesagt und angepackt: Im Vorjahr wurde die Nachbarschaftsaktion im Viertel bereits mit rund 60 Teilnehmern umgesetzt. Schon damals mit dabei: das Projekt Wasserturm, dessen Mitglieder ebenfalls mit an Bord waren. Im Schatten des historischen Kleinods wurden Würstchen gebrutzelt und Kuchen verzehrt. Wer die 130 Stufen zur Turmspitze bewältigte, hatte nicht nur einen spektakulären Blick über die Heimat, sondern konnte die versprengelten Flohmarkt-Hotspots aus etwa 33 Metern Höhe, beobachten. „Wir möchten mit der Aktion auf unsere Arbeit aufmerksam machen, neue Mitglieder werben und den Turm in den Fokus rücken“, sagte Andrea Vinson, neben Ina Martella Vorsitzende des Vereins.
Man hilft sich gegenseitig
Zurück am Boden ging es von Hof zu Hof, zum Stöbern, Handeln und Verweilen. „In der Wilhelm-Leuschner-Straße gibt es auch Crepes und Bowle“, kostbare Tipps wurden unter Schnäppchenjägern ausgetauscht, denn um die Mittagszeit knurrte vielen der Magen. Gut, dass neben den Warenauslagen der ein oder andere Hausgrill angezündet wurde. Kuchenliebhaber kamen ebenfalls auf ihre Kosten. So etwa bei Ur-Oma Angela Schönhaber. Im prächtig blühenden Vorgarten gab es für Besucher neben einem Sortiment ausrangierter Kinderspiele, Bücher und Hausrat auch Selbstgebackenes. Urenkelchen Merle ging der 82-Jährigen zur Hand, die zu den ältesten Teilnehmern zählte.
Die Veranstaltung diente als Kontaktbörse, das prachtvolle Wetter tat sein Übriges. „Es ist ein tolles Miteinander“, sagte Bärbel Kunz fröhlich, „beim Aufbau haben wir uns als Nachbarn gegenseitig geholfen.“ Und während am Kunzschen Gartenzaun mit Wäscheklammern Bademoden zum Verkauf standen, gab es beim Nachbarn Wintermode und einen historischen Schlitten.
Auch die Gemeinschaft wird gepflegt
Überhaupt: Kurioses und Raritäten bereicherten den kunterbunten Hofflohmarkt. „Ich habe unser altes Akkordeon verkauft, schon hatten wir schöne Musik“, strahlte Kunz. Nur die historische Schreibmaschine ging nicht weg: „Da gibt’s ja gar keine Smiley-Taste“, monierte eine potenzielle Kundin. Zum Abschluss der Aktion wurde nicht etwa Kassensturz gemacht, sondern eine andere Kostbarkeit gepflegt: die Gemeinschaft. Am Wasserturm trafen sich alle Mitstreiter, um die Flohmarktaktion im Wasserturmviertel ausklingen zu lassen.
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