War es das mit dem Kunstfenster?

Erika Herdt beklagt mangelnde Kommunikation seitens der VHS und sagt alles ab

DIE LETZTE AUSSTELLUNG? Im Kunstfenster zeigte Hilde Haase Gemälde von Alt-Mörfelden. Bis auf weiteres steht das frühere Schuhgeschäft in der Bahnhofstraße nun nicht mehr für Ausstellungen zur Verfügung. (Foto: Sonnabend)

Mörfelden-Walldorf. Mörfelden wie es früher einmal war zeigte bis vor Kurzem eine Ausstellung im Kunstfenster mit Gemälden von Hilde Haase. Geschichte könnte nun allerdings auch die Ausstellungsreihe im Schaufenster des früheren Schuhgeschäfts in der Bahnhofstraße sein.

Ursprünglich sollte die aktuelle Ausstellung bis zum 11. Dezember zu sehen sein. Sie wurde aber bereits nach einer Woche wieder abgebaut. Bis auf weiteres werde es keine Ausstellungen mehr im Kunstfenster geben, obgleich es schon eine lange Liste mit interessierten Hobbykünstlern gab, teilte Initiatorin Erika Herdt mit. Sie bedaure dies sehr. Hintergrund sei die erweiterte Nutzung seitens der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau (VHS), so Herdt.
Bisher wurde der Raum von der VHS einmal wöchentlich genutzt, um Weiterbildungsberatungen anzubieten. Inzwischen erhalten dort Flüchtlinge an vier Tagen in der Woche Deutschunterricht, bestätigte Fachbereichsleiterin Silvia Parra auf Anfrage des Freitags-Anzeiger.
Die Ausstellungen von Kunstobjekten und Bildern im Schaufenster seien eine Bereicherung für die Stadt und sollten weiter stattfinden, heißt es in einer Stellungnahme von Heinrich Krobbach. „Als Mieter der Räume fühlen wir und unsere Kursteilnehmenden uns in keiner Weise gestört“, lässt der Leiter der Kreisvolkshochschule wissen.
Erika Herdt begrüßt ihrerseits das Sprachangebot für die Flüchtlinge in ihren Räumen, die sie als sehr freundlich kennengelernt habe. Allerdings sei sie verärgert, weil sie und ihr Ehemann als Eigentümer der Räume nicht vorab über die Veränderungen informiert wurden. Durch Zufall hätten sie von dem Vorhaben der VHS erfahren, als Tische und Stühle eingeräumt wurden. Erst später sei eine Mitteilung gefolgt, dass die Räume nun häufiger genutzt würden. Von der VHS war hierzu keine Stellungnahme zu erhalten.
Es habe sich inzwischen gezeigt, dass sich eine Menge Feuchtigkeit in den Räumen bilde, wenn sich beim Unterricht mehrere Personen darin aufhielten. Die Räume seien schlecht zu belüften, so Herdt. Die Scheiben der Schaufenster und der Tür würden beschlagen, die Feuchtigkeit sammele sich in den Räumen. Eine weitere Frage, die sich stelle, sei die Haftungsfrage für die Exponate, so Herdt.
Dies alles hätte man ihrer Ansicht nach bei einer Besprechung im Vorfeld klären müssen. Daher habe sie sich entschlossen, vorerst keine Kunstwerke mehr auszustellen.
Trotz der kurzen Zeitspanne sei die Ausstellung von Hilde Haase auf viel Resonanz gestoßen, berichtete Herdt außerdem. Anfragen, ob die Bilder zu kaufen seien, verneinte die Malerin. Neben dem Dalles waren historische Ansichten der Langgasse, Langener Straße, aber auch von der Gerauer Straße mit dem Gänsbach zu sehen. Das Wiegehäuschen in der Langgasse, bei dem die alten Fuhrwerke mit Feldfrüchten, Kohle und Tieren gewogen wurden, hatte die 87-jährige Mörfelderin ebenso wie die Gaststätte „Zum Rosengarten“, die nach dem Zweiten Weltkrieg umgestaltet wurde, mit Liebe zum Detail auf Leinwand gebannt. Die alte Post und die Kalbsgasse, die früher eine Sackgasse war, fehlten ebenfalls nicht.
Die rüstige Seniorin wurde in Mörfelden geboren und ist hier aufgewachsen. Nachdem sie sich 30 Jahre lang um die Familie und die Kinder gekümmert hatte, ermunterte sie Ehemann Kurt, ihr Hobby wieder aufzunehmen. Sie suchte historische Aufnahmen von Mörfelden, um sie zu malen. So entstanden in der Zeit von 1980 bis 2000 die Bilder, die nun ausgestellt wurden.
Hilde Haase begleitete zudem die Vereinigung der Hobbykünstler von den Anfängen an und war ihnen 20 Jahre lang verbunden. (ine)

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