Bunte Spielsachen werden nicht vermisst
Auf dem 500 Quadratmeter großen Gelände am Schwimmbadweg ist die Betreuungseinrichtung zu Hause. Aber eigentlich werden die Kinder hier nur gebracht und abgeholt. Die meiste Zeit ist man unterwegs, berichtete Michelfelder. Zwar gebe es mit dem speziellen Bauwagen auch einen Gruppenraum, doch die Kinder wollten am liebsten in den Wald. „Im Prinzip sind wir so immer draußen.“ Manche buddelten in der Erde, andere seien mit Rollenspielen beschäftigt oder bauten sich etwas aus Hölzern. „Die Kinder vermissen keine bunten Spielsachen, sondern nutzen alles, was der Waldboden bereithält und die Kraft ihrer Fantasie.“ Aufgrund der kleinen Gruppe, die Waldkita zählt nur 20 Plätze, habe sich auch ein besonders gutes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt. „Das Untereinander ist toll und alle haben ein super Sozialverhalten“, freute sich die Leiterin. „Es wurde ein völlig neues Konzept für Mörfelden-Walldorf aus dem Boden gestampft“, betonte Susan Nestripke, Leiterin der Kita V in der Heidelberger-Straße.
Umzug war früher geplant
Dort stand der Bauwagen bereits seit vergangenem Sommer. Es wurde übergangsweise der Betrieb aufgenommen und der pädagogische Leitfaden entwickelt. „Danke für das Asyl, es war eine tolle Zeit“, sagte Kathrin Michelfelder. Doch habe man jeden Tag sehr viel laufen müssen, bis man mit den Kindern im Wald angekommen war. Umso glücklicher sind nun alle, da der Bauwagen endlich im Wald steht.
Eigentlich wollte man auch schon viel früher umgezogen sein, sagte Bürgermeister Heinz-Peter Becker. Doch Planungs- und baurecht habe eine schnellere Eröffnung verhindert. „Wenn man in Deutschland auf Dauer eine Milchkanne aufstellen möchte, braucht es dafür eine Genehmigung“, meinte der Rathauschef schmunzelnd. Zuletzt sei daher sehr intensiv an dem Projekt gearbeitet worden. Entsprechend zufrieden zeigte sich Erster Stadtrat Burkhard Ziegler am Montag. In der Stadtgesellschaft komme das neue Konzept gut an und es herrsche eine sehr positive Einstellung gegenüber der Waldkita. Das zeige sich auch daran, dass es schnell eine große Nachfrage gab und sämtliche Plätze für das Betreuungsangebot vergeben sind.
In Mörfelden-Walldorf ist die Nachfrage unterdessen weiterhin deutlich größer als das Angebot. So warten aktuell über 50 Kinder auf einen Platz in einer städtischen Einrichtung.
Fachkräftemangel hat große Auswirkungen
Bis Ende 2019 wird erwartet, dass diese Zahl auf über 200 ansteigt. Ausschlaggebend dafür ist der Fachkräftemangel, wie Ziegler erklärte. Rund 20 offene Stellen könne man derzeit nicht besetzen. Da helfe es nur wenig, dass die Stadt in letzter Zeit ein großes Ausbauprogramm durchführte und weitere Kapazitäten schaffte. Zum Sommer werden in zwei Kitas Bauprojekte abgeschlossen und 50 neue Plätze entstehen. So lange man aber Probleme habe, Personal zu finden, helfe das nur bedingt weiter. Da aber abzusehen ist, dass in Mörfelden-Walldorf weiterhin viele Kinder betreut werden müssen, denkt Ziegler bereits an einen möglichen weiteren Kita-Ausbau. Dabei sei es gut möglich, dass eine zweite Waldkita ins Auge gefasst wird. Doch zunächst möchte man weitere Erfahrungen sammeln und die pädagogische Arbeit im Wald ein komplettes Jahr beobachten.
Derweil hat sich die Familieninitiative Mörfelden-Walldorf zu Wort gemeldet. Sie kritisiert die schleppende Entwicklung der Betreuungsplätze und fordert eine zeitnahe Lösung für die über 200 betroffenen Kinder.
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