Wald bei Mörfelden-Walldorf wird zur Müllhalde

Jagdpächter und Helfer sammeln illegal entsorgten Abfall ein

Die Böschung hoch: An der Autobahnabfahrt Zeppelinheim finden die Aktiven von Autoreifen über Bauschutt bis Kanister allerlei Unrat. (Foto: Erlenbach)

Mörfelden-Walldorf (erl). Sebastian Arlt war fassungslos: „Das gibt es doch gar nicht“, schimpfte er und schleppte einen Sessel eine etwa 15 Meter hohe Böschung hinauf. Dort oben stand seine Frau Vanessa und nahm ihm das Möbelstück ab. Arlt ist seit einiger Zeit Jagdpächter im Treburer Oberwald, der sich rund um Walldorf zieht.

Bei seinen Touren durch den Wald ist ihm immer wieder Unrat aufgefallen, der allerorten abgeladen wird. Also schritten Arlt, einige seiner Jagdkollegen sowie Freunde und Bekannte vergangenen Samstag zur Tat. Etwa ein Dutzend Helferinnen und Helfer kamen zusammen, um den Wald von Abfall zu befreien. Doch was sie dort vorfanden, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen. Los ging es auf dem kleinen Lkw-Parkplatz kurz hinter der Einfahrt zum Langener Waldsee, an der B44 in Richtung Frankfurt. Dieser Parkplatz ist vor allem bei osteuropäischen Lastwagenfahrern beliebt, wie ein Blick auf die Kennzeichen zeigt. Viele von ihnen scheinen den Dreck einfach in den benachbarten Wald zu werfen. Dutzende Plastikflaschen lagen dort, Verpackungsmüll, zahlreiche leere Zigarettenschachteln, zwei blaue Müllsäcke voller Unrat, in manchen Ecken roch es nach Fäkalien. Warum hier keine Abfallbehälter stehen, bleibt ein Rätsel.

Landet in der Natur: Möbelstücke, Kunststoffkanister, Autoreifen, Bauschutt

Während einige aus dem Helferteam gleich an Ort und Stelle blieben und dort den Unrat einsammelten, fuhr Arlt mit einem anderen Team weiter an die Abfahrt von der A5 in Richtung Zeppelinheim. Dort entdeckte er eine regelrechte Müllkippe. Den Dreck dort zu bergen, war wegen der rund 15 Meter hohen Böschung besonders schwierig. Schon ein erster Blick nach unten zeigte, was dort alles abgeladen wurde: Möbelstücke, Kunststoffkanister, Autoreifen, Bauschutt – eben alles, was illegal entsorgt wurde, um sich die Kosten auf einer offiziellen Deponie zu sparen.
Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, da überstieg der zusammengetragene Müllhaufen bereits die Kapazität des mitgeführten Anhängers. Arlt weiß, dass es an anderen Stellen seines Reviers nicht besser aussieht. Er weiß auch, dass wenige Wochen nach der Reinigungsaktion erneut jede Menge Müll im Wald liegen wird. Deshalb geht er davon aus, dass die Müllsammelaktion regelmäßig wiederholt werden muss.
Alles, was sie bei ihrer Aktion am Samstag eingesammelt haben, haben Arlt und sein Team auf Haufen zusammengelegt und wollen nun die zuständigen Bauhöfe informieren, damit diese den Abfall abholen können. Arlt hofft, dass ihm die Abfuhr des eingesammelten Mülls nicht auch noch in Rechnung gestellt wird. Und eine weitere Hoffnung, die er mit vielen aus dem Team teilt: dass der ein oder andere Verursacher dieser Müllhaufen einmal auf frischer Tat ertappt wird.

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