Der Wald macht Sorgen

Trockenheit im Mönchbruch: 20 Prozent der Nadelbäume sterben ab

BEI EINER PFLANZAKTION setzen Bernhard Klug, Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Stefan Nowack von Hessen Forst und Hessens Umweltministerin Priska Hinz (von links) eine Flatterulme. Die Aktion zum Baum des Jahres fand im Naturschutzgebiet Mönchbruch statt. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Die Dürre des vergangenen Sommers, dann der heftige Herbststurm und aktuell die Schülerproteste der „Fridays for Future“-Bewegung haben eindringlich in Erinnerung gerufen, wie fragil unser Ökosystem ist. Zum „Tag des Baumes“ wurde nun in Hessens zweitgrößtes Naturschutzgebiet eingeladen, wo sich Wiesen in sattem Grün präsentieren und die meisten Bäume bereits austreiben.

Das Forstamt Groß-Gerau und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald begrüßten im Mönchbruch Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne), die zum Anpflanzen mehrerer Flatterulmen aus Wiesbaden anreiste. Die Ulmenart ist der Baum des Jahres und soll dazu beitragen, die biologische Vielfalt im Naturschutzgebiet zu erhöhen. Dabei konnte man meinen, Baumsterben und Trockenheit sind kein großes Thema. Doch das Mönchbruch ist ein besonders feuchter Standort, erklärte Forstamtsleiter Klaus Velbecker. Für den Kreis Groß-Gerau und ganz Hessen gebe es durchaus Grund zur Sorge.
Das Forstamt rechnet damit, dass in seinem Zuständigkeitsbereich etwa 20 Prozent der Nadelbäume den heißen Sommer 2018 nicht überlebten. Für Laubbäume gebe man derzeit keine Prognose ab, da einige Arten noch austreiben könnten, sagte Velbecker. Fragte man ihn nach der weiteren Entwicklung, zeigten sich Sorgenfalten auf seiner Stirn. Im Winter sei deutlich zu wenig Regen gefallen und es brauche eigentlich mehrere Wochen mit kontinuierlichen Schauern. „Ich bin seit 2005 hier und so trocken habe ich es noch nie erlebt.“ Selbst im Mönchbruch zeige sich dies, denn die Wiesen sollten aktuell eigentlich unter Wasser stehen.

Die Situation ist außergewöhnlich und sehr kritisch

Die Situation sei „außergewöhnlich“ und „sehr kritisch“, ergänzte Stefan Nowack von Hessen Forsts Landesbetriebsleitung. Infolge der Dürre hätten sich etwa Pilze an geschwächten Kiefern gebildet, bei anderen Arten beobachte man Rindenkrankheiten und ein Absterben der Triebe. Mittelfristige Folgen seien noch nicht wirklich abzusehen, sagte Nowack. Auch sei es für Hessen Forst eine neue Situation, dass in Landstrichen ganze Baumbestände absterben oder akut bedroht seien. Dass es mancherorts zu keiner Versteppung komme, liege an Baumarten, die in der Region nicht heimisch seien und Trockenheit besonders gut verkrafteten. 
„Es ist sehr bitter, wenn es zu Dürren kommt“, sagte Umweltministerin Hinz angesichts des Wassermangels. Zumal Stürme nach längeren Phasen der Trockenheit einen ungleich größeren Schaden anrichteten und geschwächte Bäume entwurzelten. Der Wald habe für den Menschen eine ganze Reihe wichtiger Funktionen, fuhr die Ministerin fort. Er sorge nicht nur für frische Luft und diene als Naherholungsgebiet, sondern liefere mit Holz einen Rohstoff und helfe, das Klima zu schützen. Jeder Baum nehme pro Jahr zehn Kilogramm Kohlendioxid auf, betonte Bernhard Klug. Der Landesvorsitzende der Schutzgemeinschaft hob die Wälder als wichtigen Faktor im Kampf gegen den Klimawandel hervor. 

Mehrere Flatterulmen gepflanzt

Für neue Kohlendioxidspeicher sorgte der kleine Arbeitseinsatz mit Priska Hinz. Gemeinsam mit den „Waldfüchsen“, der Jugendgruppe der Schutzgemeinschaft, pflanzte die Ministerin mehrere Flatterulmen auf einer Lichtung im Mönchbruch. Dank seiner Brettwurzeln verträgt die Ulmenart auch längere Phasen einer Überflutung und passt in das traditionell feuchte Naturschutzgebiet. Bei guten Bedingungen kann der Baum 35 Meter hoch und etwa 250 Jahre alt werden. Dafür braucht es aber auf absehbare Zeit deutlich mehr Regen, denn sonst könnte es auch im Mönchbruch ernst werden.

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