Den Wald nicht kampflos aufgeben

Über 200 Unterstützer beim Solidaritätskonzert im Treburer Protestcamp

Blick aus dem Baumhaus: Mit Transparenten protestieren Umweltschützer gegen die Rodung des Bannwaldes. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. Bei eisiger Kälte, Regen und Wind harren die Baumbesetzer seit Jahresbeginn in ihrem Camp etwa einen Kilometer vom Walldorfer Gewerbegebiet entfernt aus. Mit ihrem Protest wollen sie verhindern, dass mehrere Hektar Bannwald für einen neuen Autobahnanschluss für das Terminal 3 gerodet werden. Geplant ist, die A5 südlich der bisherigen Zufahrt zur Cargo-City an den Frankfurter Flughafen anzubinden. 

Als Dank für den Einsatz der Baumbesetzer organisierte die Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) mit weiteren Unterstützern am Sonntag ein Solidaritätskonzert im Treburer Oberwald, zu dem mehr als 200 Menschen kamen.
Kaffee, Kuchen und ein kleines Buffet standen bereit, Transparente waren aufgespannt, hoch oben in den Bäumen waren Plattformen und ein Baumhaus zu sehen. Auf dem Waldboden dienten Paletten als Bühne für Bodo Kolbe, Ralf Baitinger und Bernd Pirner. Letzterer hatte die Idee zu dem Solidaritätskonzert gehabt und dafür schnell weitere Unterstützer gefunden. Zwischen den Bäumen spielten die Musiker Riedbluesklassiker wie „Mer speele de Blues“ und „B44“, mit „Senkrecht wie die Spargel“ aber auch Politisches. 
Lange Statements zum Flughafenausbau gab es von den Musikern nicht zu hören, dafür ging der IGF-Vorsitzende Dirk Treber auf die Ausbaupläne und die Protestbewegung ein. „Wir sind nicht bereit, den Wald kampflos aufzugeben“, betonte Treber und forderte ein grundsätzliches Umdenken in Sachen Umweltpolitik. Sonntagsreden reichten nicht aus, um den Klimawandel zu stoppen. 
Die wirtschaftliche Entwicklung dürfe nicht länger vor der Lebensqualität und dem Gesundheitsschutz der Menschen stehen. Priorität müsse vielmehr eine intakte Umwelt haben. Daher gelte es, sich den Wachstums- und Ausbaubestrebungen des Flughafens in den Weg zu stellen. Darüber hinaus verurteilte Treber auch die geplanten Bannwaldabholzungen am Langener Waldsee für neue Kiesabbauflächen der Firma Sehring.
Um etwas gegen den fortschreitenden Waldverlust im Rhein-Main-Gebiet zu unternehmen, brauche es direkte Aktionen und Protestformen des sozialen Ungehorsams, sagte Petra Schmidt. „Nur so können die Verhältnisse in Bewegung gebracht werden“, so die Vertreterin der Bürgerinitiative Mörfelden-Walldorf, die sich besonders bei den Baumbesetzern bedankte.
Die Umweltschützer haben nicht vor, ihr Camp aufzugeben. Im Gegenteil, über den Sommer soll es weiter ausgebaut werden. „Auch Fraport ist nicht untätig“, berichtete Umweltaktivist Daniel Schöngart. In letzter Zeit seien Vermessungsarbeiten durchgeführt worden. Eine Rodung habe der Flughafenbetreiber zuletzt für Anfang 2019 angekündigt. 
Da die Brut- und Setzzeit begonnen habe, dürfe der Wald momentan nicht gerodet werden. Schöngart befürchtet aber, dass das Gebiet mit Zäunen abgeriegelt wird, wenn die Baumbesetzer jetzt pausierten und die Besetzung erst im Herbst weitergeht. 
Im Camp freut man sich daher auch in nächster Zeit über Besuch und Unterstützung. Über die letzten Wochen sei die Solidarität groß gewesen, hörte man von den Aktivisten. So sei man mit Lebensmitteln, Werkzeug, warmen Decken und nicht zuletzt Baumaterial versorgt worden.
In der Vergangenheit habe noch jeder Protest gegen den Flughafenausbau im Wald begonnen, meint Treber mit Blick auf das Camp. Gemeinsam müsse man jetzt verhindern, dass sich der Flughafen noch weiter in die Region hineinfresse.  (seb)

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