Volles Haus beim „Benefizkonzert für Maria und Hamid“

„Ihr seid uns ans Herz gewachsen“ – 3700 Euro an Spenden gesammelt

„DAFÜR SIND FREUNDE DA“: Klangvolle Solidarität mit und vom Gospel-Chor in der evangelischen Kirche Walldorf. (Foto: Keber)

Mörfelden-Walldorf (wk). „Wir sind eine Familie“ und „Wir wollen Euch nicht mehr hergeben“. So brachte es am Ende des Benefiz-Konzertes für Maria Pourbakshi und Hamidreza Mohamadkhani unter starkem Beifall Heinz-Peter Becker, ehemaliger Bürgermeister und Moderator des Abends auf den Punkt.

Volles Haus herrschte am Freitagabend über zwei Stunden aus diesem Anlass in der evangelischen Kirche Walldorf, wo mehrere Gesangsensembles und Solisten fast schon symbolträchtig neben dem zur Tradition dieser Kirchengemeinde zählenden Waldenser-Wahlspruch „Lux lucet in tenebris – ein Licht leuchtet in der Dunkelheit“ Musikbeiträge vom Feinsten boten. Hinzu kamen von lokalen Unternehmen gespendete Getränke und Speisen, serviert vor ehrenamtlichen Helfern der TGS Walldorf. All dies führte zu einem Reinerlös von 3700 Euro, die der juristischen Auseinandersetzung um das von Abschiebung bedrohte iranische Ehepaar zufließen werden, teilte der Unterstützerkreis mit. Über den aktuellen Stand der Dinge berichtete beim Konzert Cornelia Rühlig von der Margit-Horvath-Stiftung und aktiv tätig im Unterstützerkreis. Nachdem vor dem Verwaltungsgericht zunächst der Eilantrag gegen die drohende Abschiebung angenommen worden war, sei wenige Tage später jedoch die Entscheidung gefallen, dass die Abschiebung vollzogen werden solle. Vor dem Hintergrund dieser neuen Entwicklung seien daher mehrere Initiativen angelaufen.

Über 2000 Unterschriften für eine Petition gesammelt

Vor allem erhoffe man sich mit einem neuen renommierten Anwalt bessere Chancen für den Verbleib des als gut integriert geltenden Ehepaares. Angestrebt werde zunächst eine Duldung, wofür die Chancen als gut gälten. Denn Ehefrau Maria absolviere zurzeit eine Ausbildung als Krankenschwester, mithin in einem Mangelberuf hierzulande. Ehemann Hamid habe eine feste Stelle. Beide finanzierten ihren Lebensunterhalt selbst, seien somit nicht von Unterstützungsleistungen abhängig. Vor diesem Hintergrund seien aber für die kommenden Prozesse weiter großzügige Spenden notwendig, betonte Rühlig für die Unterstützer, lobte ausdrücklich die Hilfsbereitschaft und das soziale Netz am Ort zugunsten der beiden jungen Leute. Über 2000 Unterschriften seien bei einer Petition und Sammlung für das Ehepaar abgegeben worden. 

Paar ist in vielen Vereinen engagiert

„Ihr seid uns sehr ans Herz gewachsen“, unterstrich Horst Bauer von der TGS-Walldorf und neben Cornelia Rühlig, Edda Bassler, Heinz-Peter Becker, Klaus Müller und Manuel Campos im Unterstützerkreis aktiv. Hamidreza Mohamadkhani und Maria Pourbakshi seien beide als Trainer und Übungsleiter in der TGS aktiv, sie im Taekwondo und er im Basketball des Walldorfer Großvereins. Darüber hinaus engagierten sie sich in einer Tanzgruppe für traditionelle Tänze und im Gospel-Chor von Rot-Weiß-Walldorf. Heinz-Peter Becker erinnerte an die „lange und gute Tradition“ von Benefiz-Konzerten in Mörfelden-Walldorf, unter anderem für den Erhalt der örtlichen Sucht-Hilfe sowie Opfer der Flutkatastrophe in den neuen Bundesländern. Unvergessen sei in diesem Zusammenhang das Engagement des leider früh verstorbenen Otmar Becker. 
Eröffnet wurde das immer wieder von starkem Beifall begleitete und am Ende mit stehenden Ovationen abgeschlossene Konzert vom 1997 gegründeten Gospel-Chor unter Leitung von Peter Koch. Fast schon programmatisch für diesen Abend war ihr Song „Dafür sind Freude da“. Beeindruckend präsentierte als Solist, später auch als Mitglied des Heine-Chores, Manuel Campos eine deutsche Version des Cohens-Songs „Hallelujah“. Besonderer Hintergrund: Der seit Jahrzehnten in Walldorf Lebende war einst selbst als politischer Flüchtling aus seiner damals noch von einer faschistischen Diktatur beherrschten früheren portugiesischen Heimat nach Deutschland gekommen. 

In Mörfelden-Walldorf eine neue Heimat und Familie gefunden

Nach der Pause, in der auf Spendenbasis im Saal des Gemeindehauses getrunken und gespeist werden konnte, sang sich als Solistin Inge Remler aus Mörfelden-Walldorf in die Herzen des Publikums mit Beiträgen wie „Ich wünsche dir all das Glück dieser Welt“. Die beliebte Sängerin ist seit Jahren fester Bestandteil lokaler Benefiz-Konzerte. Zum von ihr ebenfalls vorgetragenen mitreißenden „Mambo“ begeisterten als flotte Tänzer Hamidreza Mohamadkhani und Maria Pourbakshi. Ihre ungewöhnliche Bühne dabei war der Altarraum. Für viele war der vierte und letzte Beitrag des Abends wohl der Höhepunkt, der Auftritt des Heinrich-Heine-Chores. Er bot mitreißenden Chorgesang der Spitzenklasse mit Beiträgen als Abgesang auf einstige Diktaturen in Europa, nämlich Griechenland, Portugal und die Nazi-Barbarei. Und der Chor betonte, gern sei er für die Ziele dieses Abends in Walldorf aufgetreten, fühle sich dabei auch seinem Namensgeber Heinrich Heine verpflichtet, der einst selbst als Flüchtling vor der Obrigkeit Deutschland habe verlassen müssen. Auch ihr beider Ziel sei es, in Freiheit leben zu dürfen, betonte Maria Pourbakshi sichtlich bewegt in ihren Dankesworten. Mit der Hilfe vieler hätten ihr Ehemann und sie in Mörfelden-Walldorf eine neue Heimat und Familie gefunden. 

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