Die Vielfalt als Reichtum erkennen

Neu gegründeter Stadtverband der Europa-Union will Skepsis entgegenwirken

ALS EHRENGAST sprach der hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister (CDU), bei der Gründungsveranstaltung für den Stadtverband der Europa-Union. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. „Die Vielfalt ist der eigentliche Reichtum Europas“, betonte Sezer Isik. Dafür gelte es die Menschen zu begeistern. Um daran zu arbeiten, ist ein Stadtverband Mörfelden-Walldorf der Europa-Union ins Leben gerufen worden. Bei der Gründungsversammlung begrüßten die Initiatoren Gäste aus der Landespolitik und stellten ihre Pläne vor. Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion zu europapolitischen Fragen.

In ganz Deutschland zählt die parteiübergreifende Organisation rund 18 000 Mitglieder und versteht sich als Bürgerinitiative, die sich für einen stärkeren europäischen Einigungsprozess einsetzt. Ziel ist die Schaffung eines europäischen Bundesstaats mit eigener Verfassung. 
Angesichts zunehmender Europaskepsis eine ambitionierte Aufgabe, für die sich die jungen Erwachsenen Juliano Ament, Sezer Isik, Talha Kiraz und Roman Lorenz bei der Gründungsveranstaltung stark machten. Alle vier sind bereits im Vorstand der Jungen Union vor Ort aktiv.
Als entscheidenden Anstoß zur Gründung führte Juliano Ament einen Besuch im Europaparlament in Straßburg an. Vor Ort habe man hautnah erlebt, wie sich die Abgeordneten für die europäische Idee einsetzten, weshalb die vier Initiatoren selbst aktiv wurden. In einem Arbeitskreis bereiteten sie erste Veranstaltungen vor, bei denen Bürger und EU-Abgeordnete ins Gespräch kamen. Der nächste logische Schritt sei dann gewesen, sich einer unabhängigen Initiative anzuschließen und im Heimatort einen Stadtverband zu grünen. „Egal aus welcher Partei man kommt, man muss für Europa kämpfen“, betonte Ament.
Die Ziele des Verbands umriss Sezer Isik. So gehe es darum, alle Bürger Europas zusammenzuführen und Einigkeit herzustellen. Dabei bilde Europa als Wertegemeinschaft den gemeinsamen Rahmen, kulturelle Vielfalt stelle eine Bereicherung dar. „Es geht darum, zukünftige Generationen für Europa zu begeistern.“ Erreichen möchte man dies über Veranstaltungen, bei denen verschiedene Standpunkte aufeinandertreffen sollen. Gegensätzliche Positionen und kritische Fragen wolle man gerade nicht außen vor lassen, ergänzte Talha Kiraz, und so an strittigen Punkten arbeiten. „Fakten statt Hass“, gab er als Leitlinie aus.
Begeistert von diesem Engagement zeigte sich der hessische Staatssekretär für Europaangelegenheiten, Mark Weinmeister (CDU). Gerade angesichts fallender Zustimmungsraten zur Europäischen Union und vor dem Hintergrund des Brexit, brauche es solchen Einsatz vor Ort. In Italien liege die Zustimmung gerade noch bei 33 Prozent, während sie in Deutschland bei 71 Prozent angekommen sei. In solchen Zeiten gründe sich eher selten ein neuer Stadtverband der Europa-Union, so der Staatssekretär. Dabei brauche es aktuell den direkten Austausch rund um Europa. 
„Aktive Europäer sind mehr denn je gefordert“, betonte auch Kerstin Geis (SPD), die im hessischen Landtag im Europa-Ausschuss mitarbeitet. Man müsse derzeit „klare Kante“ gegen rechte Bewegungen und Populisten zeigen.
Die Leitung des Gründungsakts übernahmen Siegfried Münzer, Vorsitzender des Kreisverbands der Europa-Union, und die stellvertretende Landesvorsitzende Hildegard Klär. In ihrer Ansprache erinnerte Klär daran, dass die Europa-Union vor 70 Jahren als Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen wurde. Gemeinsam habe man sich für Frieden eingesetzt und die Menschen dazu bringen wollen, miteinander zu reden, damit nicht mehr so schnell geschossen werde. Heute gelte es, die Spaltung Europas zu verhindern. „Mit dem Kopf, dem Herzen und der Hand müssen Grenzzäune eingerissen werden.“ (seb)

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