„Verwechslung mit Müllcontainer“

DRK-Ortsverein muss bei Kleiderspenden viel aussortieren – Sorgen wegen Standort

BERGEWEISE ALTKLEIDERSPENDEN kommen beim DRK Walldorf an und müssen sortiert werden. Hier packen Ingrid Weber und der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Sven Tolksdorf mit an. (Foto: Scherer)

Mörfelden-Walldorf. Seit über 40 Jahren betreibt das Rote Kreuz Walldorf seine Kleiderkammer für Bedürftige. 

Mittlerweile kämpfen die ehrenamtlichen Helfer jedoch mit einigen Problemen: Die Räumlichkeiten werden knapp, die Nachfrage nach Kleidung steigt, und immer öfter wird der Kleidercontainer als Mülleimer missbraucht. Hinzu kommt die Standortdiskussion um das Gelände, auf dem DRK, Feuerwehr und Bauhof untergebracht sind. „Hier hängen wir vollkommen in der Luft“, so der Ortsvereinsvorsitzende Holger Steckenreiter mit bangem Blick in die Zukunft.
Etwa eine halbe Tonne Kleidung wird wöchentlich beim DRK abgegeben, schätzt Steckenreiter. Meist über den Kleidercontainer, der drei Mal pro Woche geleert wird. Der Verein ist froh über die Spendenbereitschaft der Bürger, denn laut Sven Tolksdorf steigt die Nachfrage nach gebrauchter Kleidung. „Wir merken, dass die Mittelschicht wegbricht“, so der stellvertretende DRK-Vorsitzende. So gebe es immer mehr Menschen, die am Existenzminimum lebten und auf Spenden angewiesen seien. Bis zu 30 Bedürftige kämen zu den wöchentlichen Ausgabeterminen.
Da zudem die Nachfrage durch Asylbewerber steigt, die Räumlichkeiten für den Andrang jedoch zu klein sind, bietet das DRK alle zwei Wochen einen zusätzlichen Ausgabetermin nur für Flüchtlinge an, den regelmäßig rund 50 Menschen wahrnehmen. Derzeit sei man gut mit Kleidung ausgestattet, doch die Spendenbereitschaft dürfe nicht aufhören, mahnte Tolksdorf. Vor allem normale Winterkleidung sei aktuell nachgefragt.
Die Helfer der Kleiderkammer ärgern sich aber, dass immer öfter Abfall sowie verdreckte und kaputte Kleidung im Sammelcontainer landet. „Die Leute verwechseln uns mit einem Müllcontainer“, sagte Ingrid Weber, eine von zehn ehrenamtlichen Helfern, die wöchentlich die Kleiderberge sortieren. „Wenn man dann mit den Fingern reingreift, ist man begeistert“, ärgerte sich Weber. 
Mindestens drei blaue Säcke mit Müll, darunter leere Farbeimer, Souvenirs und schmutzige Kissen, finden die Helfer bei jeder Leerung im Container. Für die Entsorgungskosten von bis zu 500 Euro pro Jahr muss das DRK dann selbst aufkommen. Laut Schatzmeisterin Renate Wolf, die auch die Arbeit in der Kleiderkammer koordiniert, ist der Betrag nur dank einer Sondervereinbarung mit der Stadt so niedrig. „Müssten wir das voll tragen, würden wir das Drei- oder Vierfache zahlen“, so Wolf. 
Wie Tolksdorf informierte, muss das DRK ähnlich wie Sportvereine die Nebenkosten der Unterkunft und Anschaffungen über die Mitgliedsbeiträge finanzieren. In den letzten Jahren ist die Zahl der DRK-Mitglieder von über tausend auf rund 870 Unterstützer gesunken. 
Dazu kommt die Unsicherheit, was mit dem städtischen Gelände in Zukunft passiert und ob es möglicherweise verkauft wird. Als das DRK seine alte Unterkunft in der Waldstraße verlassen musste, sei die Unterstützung von öffentlicher Seite her gering gewesen, bedauerte Steckenreiter. 
Vor vier Jahren hat die Hilfsorganisation ihre Unterkunft auf das Gelände an der Okrifteler Straße verlegt und auf eigene Kosten einen Raum für die Jugendarbeit und die Bereitschaft gebaut, der allerdings noch nicht fertig ist. „Nun haben wir Angst, dass wir in ein paar Jahren raus müssen“, fasste Steckenreiter die Sorgen der aktiven Mitglieder zusammen, die sich nur eine sichere Perspektive für ihr Ehrenamt wünschten. (nad)

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