Unterrichtsbeginn an der Bertha-von-Suttner-Schule Mörfelden

Das Treppenhaus wird zur Einbahnstraße – Herausforderung für Lehrer und Schüler

SCHULSTART UNTER STRENGEN AUFLAGEN: Nach sechs Wochen Corona-Pause hat am Montag der Unterricht wieder begonnen. In der Bertha-von-Suttner-Schule bereiten Nicole Dexheimer und Anthony Amokwe das Treppenhaus auf die neue Laufwegeregelung zur Wiederaufnahme des Schulbetriebs vor. (Foto: Schüler)

Mörfelden-Walldorf (msh). Rund 1900 Schüler besuchen die Bertha-von-Suttner-Schule in der Regel. Seit Beginn des Versammlungsverbots und der Schulschließung waren dort nur noch die Schüler der Notbetreuung und die Abiturienten zu ihren Prüfungen anzutreffen.

Online wurde der Lehrstoff allen Schülern vermittelt, was der Schule von Seiten Eltern Lob einbrachte, diese aber auch vor große Herausforderungen stellte. Seit vergangenem Montag gibt es an der BvS wieder „Präsenzunterricht“, aber noch lange keine Rückkehr in die schulische Normalität. Die Schüler der Klassenstufen neun bis zwölf kommen nun wieder täglich, um unter veränderten Bedingungen zumindest ein Stück (Schul-)Alltag wiederzugewinnen.

„Wir haben überall Schilder angebracht"

Um alle gesetzlichen Vorgaben einzuhalten, hat sich die Schule etwas einfallen lassen und einen Lauflenkungsplan erstellt. Dieser betrifft sowohl das Schulgelände, als auch die einzelnen Schulgebäude. Denn um die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten, wurden nun die Treppenhäuser zu Einbahnstraßen umfunktioniert, um diese potenzielle Engstelle auszuschließen. „Wir haben überall Schilder angebracht. So ist es ersichtlich, wie viel Platz 1,5 Meter ist und an welchen Stellen man das Treppenhaus nach oben und nach unten nutzen darf“, erklärt Schulleiterin Ute Zeller.
Auch in der Pausenhalle sind die Sitzgelegenheiten gesperrt, weiterhin wird darauf geachtet, dass nicht so viele Schüler gleichzeitig die Toiletten aufsuchen. An die Vernunft der jungen Menschen appellieren die Verantwortlichen dabei und dies scheinbar erfolgreich.
Für die Schule ist der reduzierte Unterricht aber auch eine Herausforderung. Alleine die Schüler der zwölften Klassen belegen nun das gesamte Haupthaus. „Wir dürfen nur maximal zwölf Schüler pro Klasse haben, damit die Abstände zwischen den Sitzen eingehalten werden können“, schildert Zeller. In Grenzen hält sich ihre Begeisterung zum Vorschlag der Kultusminister allen Schülern noch in diesem Jahr den Schulbesuch zu ermöglichen.

Hoher Raumbedarf durch die Limitierung auf zwölf Schüler pro Klassenzimmer

Schon die Fortführung des Unterrichts der Klassen neun bis zwölf unter den momentanen Voraussetzungen beschreibt Zeller als große Herausforderung an die Schulen. „Wir haben momentan in den Klassenstufen neun bis zwölf 28 Klassen. Die Schulgebäude sind voll besetzt. Ich wüsste gar nicht, wo wir die Schüler der Klassen fünf bis acht unterbringen könnten. Durch die Limitierung auf zwölf Schüler pro Raum haben wir einen hohen Raumbedarf, außerdem haben wir keine Waschbecken in den Räumen mehr.“
Dankbar ist die Schulleiterin daher, dass die Schüler selber bereits wissen, wie sinnvoll der Schulbesuch für sie ist. So besuchen derzeit 227 Schüler die zehnte Klasse. „Die Schüler, die im Abi-Zweig sind, die kommen nicht in die Schule, sondern nur die, die ihren Realschulabschluss machen wollen“, erklärt Nicole Dexheimer, Stufenleiterin des Jahrgangs zehn. Daher sind es momentan 93 Schüler, die in die Bertha-von-Suttner-Schule kommen müssten, 27 davon werden allerdings weiter von zu Hause aus lernen. „Sie gehören einer Risikogruppe an oder haben Angehörige aus den Risikogruppen. Daher lassen sie sich von der Anwesenheitspflicht befreien“, führt Zeller weiter aus. Für die Schulleiterin ist es daher positiv, dass etwa 70 Prozent aller Schüler der BvS das Abitur machen werden. „Ich bin nur auf die Zahlen gespannt, wie viele nach der zehnten Klasse weitermachen, denn für dieses Jahr ist die normal notwendige Qualifizierung ausgesetzt.“

Online-Unterstützung für die, die Zuhause bleiben müssen

Den Hauptschulabschluss machen an der Bertha in diesem Jahr 87 Schüler, nicht wenige davon aber den qualifizierenden Hauptschulabschluss, mit dem sie im kommenden Jahr den Realschulabschluss machen können. „2019 hatte ich bei der Abschlussfeier nur 20 Schüler, die mit dem Hauptschulabschluss die Schule verlassen haben“, fügt Dexheimer dazu. 
In der zwölften Klasse sind es 130 Schüler, von denen 20 aus den bekannten Risiko-Gründen weiter zu Hause lernen werden. „Wir unterstützen sie dadurch, dass alle Lehrer ihnen die Arbeitsblätter per Post oder per E-Mail schicken und sie diese uns dann wieder zukommen lassen können“, erklärt Anthony Amokwe, der die notwendige IT für den Online-Unterricht koordiniert.
„Hier in der Schule versuchen wir die Schüler dann mit der Kursdifferenzierung zu trennen und haben unsere Hygiene- und Sicherheitsvorschriften“, erklärt er. Dass der Unterricht online an der Schule so gut angenommen wurde, freut ihn. „Wir hatten aber schon vor Corona einige Kollegen, die Online-Unterricht als Zusatzangebot angeboten haben. Dennoch war es eine Herausforderung, die gesamte Schule mit all ihren Kursen und Angeboten abzubilden.“
Anstatt den starren Lehrplan zu befolgen, will das Trio lieber die Kompetenzen der Schüler stärken und das Eigeninteresse am Lernen fördern. Denn dass es keine normalen Zeiten sind, ist allen bewusst. „Es ist eine große Herausforderung. Aber Herausforderungen haben uns an der Bertha schon immer zusammengeschweißt“, zeigt sich Schulleiterin Ute Zeller zuversichtlich.

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