Die Ultraschall-Spezialisten: Emag AG feiert 20-jähriges Bestehen

Gründer und Inhaber Bülent Emekci über die Anfänge

ÜBER 20 PATENTE hängen mittlerweile im Flur neben dem Büro von Bülent Emekci. Für den Gründer und Inhaber der Emag AG hat alles im Keller seiner Eltern in Mörfelden. (Foto: Beutel)

Mörfelden-Walldorf (db). „Nicht der Große schlägt den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen“, so lautet das Lebensmotto von Bülent Emekci, dem Gründer der Emag AG. Das Mörfelder Unternehmen das sich auf die Entwicklung, Herstellung sowie den Vertrieb von Ultraschallgeräten und Zubehör für Nagelmodellage spezialisiert hat, feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. 

Doch vor Geschwindigkeit musste Emekci seinen Mut und seine Beharrlichkeit beweisen und sich seinen späteren Erfolg als Gründer und Erfinder mit rund 20 Patenten erarbeiten. Schon seine Kindheitsjahre verliefen für den 1968 in Ankara geborenen Emekci turbulent.
Mit sechs Jahren kam der 51-Jährige nach Deutschland und besuchte die Bürgermeister-Klinger-Schule, bis 1979 der Vater zum Bürgermeister in der Heimatstadt gewählt wurde. Nach nur einem Jahr kehrte die Familie wegen eines Militärputschs ohne Hab und Gut nach Mörfelden zurück.

Vom Wachstumspotenzial überzeugt

Eine harte Zeit für die Familie, die von vielen Mörfelder Institutionen unterstützt wurde und es dem jungen Bülent Emekci ermöglichte, sich auf die Schule zu konzentrieren. Nach dem Besuch der Bertha-von-Suttner-Schule absolvierte er in Frankfurt sein Fachabitur und studierte danach Elektrotechnik. „Zu dieser Zeit hatte ich keine Ahnung, wohin es mich verschlagen würde“, sagt Emekci, der etwa eineinhalb Jahre als Disponent bei Lufthansa arbeitete, ehe er selbstständig in der Finanzdienstleitung tätig wurde und so mit Hugo Hosenfelder in Wiesbaden Kontakt kam. Hosenfelder, ein Entwickler für Ultraschallreinigungsgeräte mit eigener Firma, gab Emekci eine feste Stelle und damit die Eintrittskarte in die Ultraschall-Branche. Emekci wurde zum Marketing-Manager, während Hosenfelder in Eisenach eine Produktionsstätte errichtete, um Ultraschall-Reinigungsgeräte zu produzieren.
Vom Wachstumspotenzial überzeugt, investierte Emekci mit Anfang 20 sogar privat in die Firma und sicherte sich Anteile. Doch das Unternehmen musste etwa eineinhalb Jahre später in die Insolvenz. Obwohl er das eigene Elternhaus verpfändet hatte, trieb Emekci noch einmal etwa 60 000 DM auf und kaufte das Werkzeug und Produktionsmittel einer Dependance in Tschechien auf. Emekci: „Das war die Stunde Null der Emag AG. Diese Pleite lehrte mich, dass ich nie wieder selbst produzieren würde. Es gibt Firmen, die das besser können, dafür kann ich besser verkaufen.“ 

Siemens und Ferrari als Exklusivkunden

Emekci glaubte weiter an den Erfolg der Ultraschall-Reinigung und rüstete seine Geräte fortan digital aus. Im Gegensatz zu den analogen Vorgängern erzwingt diese Technik eine immer gleichbleibende hohe Frequenz. „Das war das Kernelement unserer Produkte. Damit habe ich weitergekämpft und bin Klinken putzen gegangen. Von Zahnarztpraxis zu Zahnarztpraxis, von Werkstatt zu Werkstatt.“ Damals noch wurden alle Geschäfte in Emekcis Elternhaus in der Wolfsgartenstraße abgewickelt. Dort arbeitete und verpackte er die ersten Ultraschallreinigungsgeräte. „Das haben wir ein Jahr gemacht, bis es draußen feucht wurde und wir die Ware dort nicht mehr lagern konnten“, erinnert sich der Gründer. „Irgendwann war es nötig, dass wir expandierten. Wir brauchten zusätzliche Büroräume und entschieden uns für Wiesbaden.“ Eine intensive Zeit, in der Emekci über zwölf Stunden am Tag gearbeitet hatte. Für drei Jahre siedelte man in die hessische Landeshauptstadt um, bis Emekci 2003 das alte Baumarkt-Gebäude von Dammel und Dörr kaufte, wo er den Verkauf von Ultraschall-Reinigungsgeräten fortsetzte unter anderem exklusiv für Siemens.
Tatsächlich hatte der 51-Jährige beim Technologiekonzern, der auf eine effiziente Reinigung von Maschinenteilen angewiesen ist, schnellen Erfolg. „Für damals 2500 Euro habe ich für das Unternehmen ein Gerät gebaut, das dann mit 3000 Stück in Serie ging.“
Auch bei Ferrari gelang Emekci ein schneller Durchbruch mit seinem Produkt. Die Mechaniker nutzen damals noch Drahtbürsten, um Motoren und Getriebe mit immensem Aufwand sauber zu machen. „Natürlich war ich damals nervös, aber ich war immer diszipliniert und konnte verkaufen.“ Emekci erkannte die Gelegenheit und baute dem Formel-1-Stall auf eigene Kosten ein Ultraschallgerät. „Nach zwanzig Minuten kam der Motorblock wie neu aus dem Gerät. Der Geschäftsführer war begeistert. Ultraschall reinigt, ohne die Oberfläche anzugreifen.“ Mittlerweile beliefert die Emag AG Ferrari und Ford mit bis zu 3 000-Liter-Behältern zur Motorenreinigung.

2011 Start der Ultraschall-Zahnbürsten

Während Emekci sich mit seinen Ultraschall-Reinigungsgeräten etablierte, kam er durch einen Zufall 2004 mit einem Kelkheimer Verkäufer von Lichthärtungsgeräten in Kontakt. „Ich habe ihm ein Gerät für weitaus geringere Herstellungskosten entwickelt und verkauft“, so Emekci. Allerdings blieb er auf den meisten Geräten sitzen und war gezwungen, diese selbst bei Nagelkosmetik-Unternehmen zu verkaufen. Ebenfalls mit Erfolg: Mittlerweile gehört die Produktion zum festen Kern des Unternehmens. Etwa 8000 Lichthärtungsgeräte für Nagelkosmetik werden heute pro Monat bei Emmi-Nail gefertigt. „Da sind wir ungewollt schwanger geworden.“ Mehr noch: Emekci baute die Nageldesignsparte aus. Emekci: „Wir beliefern bis zu 8000 Nagelstudios mit unseren Produkten. Unser Sortiment umfasst 2600 unterschiedliche Artikel und Designs. Im Hauptsitz in Mörfelden werden 35 000 Nagelgele pro Monat produziert und abgefüllt. Im Jahr 2011 setzte Emekci die Entwicklung seiner Ultraschallgeräte fort und konzipierte die Dentalsparte der Emag AG. Auf die Idee einer Ultraschall-Zahnbürste kam der 51-Jährige wegen eines persönlichen Problems. „Ich litt eine Zeit lang unter Zahnfleischbluten und wollte das vermeiden. Wir wussten, dass Ultraschall reinigt, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Also habe ich mich an die Herstellung einer Zahnbürste gemacht.“
In den Anfängen gab es die Emmi-Ultraschall-Zahnreiniger noch ohne einen Bürstenkopf. „Das haben die Kunden aber nicht verstanden. Also haben wir das Erscheinungsbild an eine herkömmliche Bürste angepasst, der Optik willen.“ Denn Emekcis Zahnbürsten funktionieren ohne Berührung, sondern mit Kaviation, also dem Bilden und Auflösen von Hohlräumen in Flüssigkeiten, in diesem Fall einer speziellen Zahncreme, mit der die Ultraschall-Zahnbürsten funktionieren. Diese Idee hat der Firmengründer ausgebaut und kürzlich eine Ultraschallzahnbürste für Hunde auf den Markt gebracht. 

Jahresumsatz: Rund 15 Millionen Euro

Heute beträgt der Jahresumsatz in den drei Kernbereichen Ultraschall-Reinigung, Nageldesign und Ultraschall-Zahnreinigung rund 15 Millionen Euro. Und die Zukunft ist gesichert. Die beiden Söhne Can und Deniz, beide Anfang 20, sollen in ein paar Jahren den Betrieb übernehmen. „Ich selbst sehe die Emag die nächsten 20 Jahre hier am Ort bestehen. Zum einen weil die Mitarbeiter die Firma zu dem machen, was sie ist und weil wir lösungsorientiert arbeiten. Heute verkaufen wir Ultraschall-Zahnbürsten. Kann sein, dass wir in fünf Jahren etwas für E-Scooter anbieten. So lange es Öl gibt und Motoren gibt, wird es die Ultraschall-Sparte geben.“

 

„Unternehmen im Dialog“

In Mörfelden-Walldorf und Kelsterbach sind zahlreiche innovative Dienstleister, Produkthersteller und Familienbetriebe angesiedelt, die auch auf internationalen Märkten erfolgreich sind. Mit der neuen Rubrik „Unternehmen im Dialog“ möchte der Freitags-Anzeiger künftig diese Firmen in unregelmäßigen Abständen vorstellen.

 

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