Tür zu seinem Büro soll offen sein

Erste Arbeitswoche für Burkhard Ziegler – „Keine fertigen Vorschläge in der Tasche“

BILDER AUFGEHÄNGT: In der letzten Woche hatte Burkhard Ziegler seinen ersten offiziellen Arbeitstag als Erster Stadtrat. Neben dem besseren Kennenlernen der Verwaltung muss auch sein Büro im Rathaus Walldorf noch eingeräumt und hergerichtet werden. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. „Es geht direkt los“, sagt der neue Erste Stadtrat Burkhard Ziegler (Freie Wähler) angesichts seiner ersten Arbeitswoche. Am 1. März hat er sein Büro im Rathaus Walldorf bezogen, seitdem stehen täglich eine ganze Reihe Termine im Kalender.

 Bei Treffen mit den Amtsleitungen ging es um Informationen über die laufende Arbeit und erste inhaltliche Ausrichtungen, berichtete der 48-Jährige im Gespräch mit dem Freitags-Anzeiger. Es gab aber auch schon Treffen mit der Industrie- und Handelskammer zum Thema Innenstädte und einen Austausch mit Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD) und dem ehrenamtlichen Stadtrat Steffen Seinsche (FDP). 
Außerdem läuft die Konzepterstellung für die zukünftige Wirtschaftsförderung an, die neu ausgerichtet und intensiviert werden soll. „Für mich geht es jetzt noch darum, eine Alltagsroutine zu finden“, so Ziegler.
Da die Verwaltung gut aufgestellt sei, funktionierten alle eingespielten Abläufe weiterhin gut. Da gelte es, sich erst einmal mit allem vertraut zu machen, wobei die eigenen Dezernate im Fokus stehen. Daneben möchte der Erste Stadtrat so schnell wie möglich die Kreisverwaltung und zuständige Aufsichtsbehörden kennen lernen. „Das ist eine Mammutaufgabe“, findet Ziegler.
An seinem bisherigen Arbeitsplatz, der Frankfurter Börse, meldete sich der Bankfachwirt in der letzten Woche ab. „Ich war 25 Jahre dort, da schwingt natürlich Wehmut mit.“ Allerdings sei er im Rathaus sehr offen aufgenommen worden und freue sich auf die neue Herausforderung.
Während sich Kommunalpolitiker oftmals über Jahre an ein Amt herantasten, muss der Gründer der Freien Wähler mehr oder weniger einen Kaltstart hinlegen. Ganz zufällig kommt dies aber nicht. Hinter dem Wahlerfolg vom letzten Frühjahr stecke auch der Gedanke, dass Menschen Verantwortung übernehmen sollten, die bislang außerhalb des Politikbetriebs standen, meinte der Erste Stadtrat.
Die meisten städtischen Mitarbeiter dürften Burkhard Ziegler daher bislang lediglich aus der Zeitung gekannt haben. Nun möchte er das persönliche Gespräch suchen. Denn es gelte, vieles zu lernen und sich mit Strukturen vertraut zu machen. Von den rund 500 Angestellten fällt etwa die Hälfte in seine Zuständigkeit. Ein Großteil davon arbeitet in den Kindertagesstätten. 
Neben dem Sozial- und Wohnungsamt ist der Erste Stadtrat für Finanzen und die Stadtwerke zuständig. Außerdem übertrug ihm Bürgermeister Becker die Wirtschaftsförderung und das Stadtmarketing. Der zuständige Mitarbeiter Stephan Neubacher zieht daher vom Mörfelder Rathaus nach Walldorf um. Im Gegenzug wechselt das Umweltamt aus dem Bereich des bisherigen Ersten Stadtrats Franz-Rudolf Urhahn (Grüne) zum Bürgermeister.
„Ich habe keine fertigen Vorschläge in der Tasche, die ich jetzt nur noch zur Abstimmung stelle“, betonte Ziegler auf mögliche Veränderungen und neue Konzepte angesprochen. Ihm gehe es vielmehr darum, Themen mit allen Beteiligten zu diskutieren. Um als Ansprechpartner bereitzustehen, möchte er die Türen zu seinem Büro möglichst offen halten. 
Auf die inhaltliche Arbeit mit den Ämtern angesprochen, stellte Burkhard Ziegler bei der Kinderbetreuung eine Anpassung der Module in Aussicht. Allerdings werde es keinen Schnellschuss geben. „Das Produkt Mörfelden-Walldorf ist noch nicht zu Ende definiert“, erklärte er angesichts der Wirtschaftsförderung. Es brauche daher ein Gesamtkonzept für die Gewerbepolitik. 
Mit der Kläranlagensanierung gelte es, das bislang größte und teuerste Projekt der Stadtwerke zu stemmen. „Und vor dem Haushalt ist nach dem Haushalt“, weshalb in den Ämtern bald Planungen für den Etat 2018 anliefen.
Auch wenn einiges ansteht, rechnet Burkhard Ziegler nicht mit einer Schonfrist von hundert Tagen. Und blickt man auf die Zeit seit dem Überraschungserfolg der Freien Wähler zurück, fiel die Kritik an den Politikneulingen schon nicht gerade leise aus. (seb)

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