Starker Anstieg bei Corona-Neuinfektionen in Mörfelden-Walldorf und seine Folgen

Vor allem eine Hochzeitsfeier in Kelsterbach hat wesentlichen Anteil an den steigenden Zahlen

Das Corona-Virus hat auch die Bertha-von-Suttner Schule erreicht: Dort wurden drei Klassen und zwei Lehrkräfte in Quarantäne geschickt. (Foto: Schüler)

Mörfelden-Walldorf. Ein größerer lokaler Corona-Ausbruch durch eine türkische Hochzeitsfeier im Congresium – Conference & Event Center in Kelsterbach beschäftigt seit Tagen das Kreisgesundheitsamt. Er hat Folgen für das gesellschaftliche Leben in der Doppelstadt, da ein großer Teil der Hochzeitsgesellschaft in Mörfelden-Walldorf zu Hause ist. 

Am Hygienekonzept des Veranstalters war nichts auszusetzen

Wie am Mittwoch vergangener Woche bekannt wurde, haben laut Kreisverwaltung „eine oder mehrere Personen“ eine Hochzeitsfeier in Kelsterbach besucht und waren infiziert „ohne es zu bemerken“. Die standesamtliche Trauung war am 4. August in Mörfelden-Walldorf, in Kelsterbach wurde dann am 7. August ein Henna-Abend gefeiert, eine Art Junggesellinnenabschied bei dem etwa 100 Besucher zu Gast waren. Genau diese 100 Menschen waren ebenfalls bei der eigentlichen Hochzeitsfeier am 14. August anwesend. Auf Nachfrage berichtet die Kreisverwaltung, dass es sich insgesamt um 189 Gäste handele, die alle mit Namen erfasst und unter Quarantäne gestellt wurden. Am Wochenende war die Kreisverwaltung noch von 160 Gästen ausgegangen. Weil beide Feiern unterhalb der damaligen Grenze von 250 Personen lagen, mussten sie nicht angemeldet werden. Am Hygienekonzept der Veranstalter sei nichts auszusetzen gewesen, teilte der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer bei einer Pressekonferenz vor einer Woche mit. Seit Dienstag ist nun bekannt, dass 41 Personen der Hochzeitsgesellschaft positiv auf Covid-19 getestet wurden, am Sonntag waren es noch 33. Auch das Brautpaar und eine Mutter des Paares soll unter den Infizierten sein. Noch liegen nicht alle Testergebnisse vor. „Die Personen haben zum Teil selbstständig einen Test veranlasst. Die Testungen wurden in verschiedenen Testzentren oder auch beim Hausarzt durchgeführt. Deshalb dauert es unterschiedlich lang, bis die Ergebnisse eintreffen“, erläutert Ute Kepper vom Kreisgesundheitsamt.

Über 700 Reiserückkehrer haben sich gemeldet

Der Corona-Ausbruch hatte enorme Folgen: Am Freitag vergangener Woche wurde die Kita VI in der Parkstraße bis 1. September geschlossen, weil dort ein Kind positiv getestet wurde. Von der Schließung sind 67 Kinder betroffen. Aufgrund des offenen Konzepts der Kita sei es laut Kreisgesundheitsamt nicht möglich, Kontaktpersonen von Personen zu unterscheiden, die keinen relevanten Kontakt zu dem Kind hatten. Zudem wurde es den Eltern untersagt, untereinander oder mit anderen eine sogenannte familiäre Betreuungsgemeinschaft zu bilden.
In der Kita V, Heidelberger Straße, und der Kita XI, Nordring, wurde eine Betreuungsmitarbeiterin und eine Köchin positiv getestet. Beide Einrichtungen bleiben geöffnet. Hier wurden laut Kreisgesundheitsamt nur die Kinder unter Quarantäne gestellt, die direkten Kontakt mit den infizierten Personen hatten. Das Virus hat auch die Bertha-von-Suttner-Schule erreicht. Dort sind drei Klassen und zwei Lehrkräfte in Quarantäne geschickt worden, nachdem bekannt wurde, dass eine Lehrerin und ein Schüler die Hochzeit besucht hatten.
Schon vor Bekanntwerden des Infektionsgeschehens auf der Hochzeit, hatte der Kreis auf steigende Corona-Zahlen durch positiv getestete Reiserückkehrer reagiert. „Unter dieser Personengruppe befinden sich auch viele Familien mit schulpflichtigen Kindern. Etliche Schulkinder sind symptomlos infiziert. Allein in der vergangenen Woche haben sich über 700 Reiserückkehrer bei uns gemeldet“, berichtet Gesundheitsamtsleiterin Angela Carstens. Bereits dadurch stieg die Inzidenz – eine wichtige Kennziffer für die Entwicklung der Pandemie – über den Wert 20. Das bedeutet Eskalationsstufe zwei des fünfstufigen Plans. Die Kennziffer gibt Auskunft über die Neuinfektionen binnen sieben Tage pro 100 000 Einwohner. Am Dienstag lag dieser Wert bei 30,1.

Viele symptomlose Fälle

Die Kreisverwaltung reagierte vor Beginn des ersten Schultages nach den Sommerferien mit einer Allgemeinverfügung bis 30. August: Bereits am Montag vergangener Woche wurde an allen Schulen im Nord-Kreis eine Pflicht zum Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen während des Präsenzunterrichts im Klassen- und Kursverband angeordnet. Schulsport wurde untersagt. Ohne weitere Schutzmaßnahmen sei der Regelunterricht nach dem Wegfall der Abstandsregel und in gewohnten Klassengröße zu riskant, hieß es. Zudem wurde die Teilnehmerzahl bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen von 250 auf 150 bis zum 30. August reduziert. 
Am Dienstag reagierte die Doppelstadt. Bis zum 30. August sind alle städtischen Hallen geschlossen. Weitere Maßnahmen seien nicht geplant, teilte Bürgermeister Thomas Winkler mit. Bei einem weiteren Anstieg der Fallzahlen sei dies aber nicht ausgeschlossen. Am heutigen Donnerstag und Freitag sollen alle Kinder der drei Schulklassen sowie 26 Kita-Kinder, die zu den Kontaktpersonen Kategorie I zählen, auf Covid-19 getestet werden. „Weil wir aktuell viele symptomlose Fälle haben, wollen wir sichergehen, dass unter den Kindern kein solcher Fall ist. Wir wollen verhindern, dass nach Ende der Quarantäne das Virus doch wieder in den Einrichtungen verbreitet wird“, sagt Kepper vom Kreisgesundheitsamt. 

Von Dirk Beutel

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