Etwas mehr als 700 Kilometer steuerte der Rathauschef in diesen drei Wochen zum Ergebnis bei, das für die Doppelstadt im kreisweiten Vergleich Platz zwei bedeutet, rund 10 000 Kilometer hinter Rüsselsheim. „Das zeigt wieder einmal, dass das Stadtradeln fest verankert ist in Mörfelden-Walldorf. Trotz der widrigen Umstände in diesem Jahr haben über 600 Bürger mitgemacht. Im vergangenen Jahr ohne Corona waren es 700. Das zeigt mir, dass ein Jahr ohne Stadtradeln in dieser Kommune nur schwer vorstellbar ist und dass es richtig war, es jetzt eben in diesen drei Wochen zu organisieren. Wir hätten es nie ausfallen lassen können, zumindest nicht ohne Widerstand gegen die Entscheidung“, freute sich der Bürgermeister. Er lobte die vielfältigen Tourangebote der Vereine und weiteren Veranstalter, zudem ließ er es sich nicht nehmen, die Abschlusstour über rund 25 Kilometer durch den „Wilden Osten“ selbst anzuführen.
Stammteilnehmer Geo Schöneberger fuhr diesmal 1222 Kilometer
Dass 700 Kilometer für ihn ein gutes Ergebnis sind, weiß der Verwaltungschef, der gespannt war, auf wie viele Kilometer Stammteilnehmer Geo Schöneberger in diesem Jahr kommt. Dies war schnell offensichtlich, denn Schöneberger hatte bereits sein neues Stadtradel-T-Shirt an, auf dem die beeindruckende Distanz von 1222 Kilometern für das Jahr 2020 ausgewiesen war. „Ich habe vor drei Tagen aufgehört, zu zählen“, gab Schöneberger zu, ehe er seinen Dokumentationszettel an den Bürgermeister übergab. Die organisierten Touren nimmt er jedoch weniger wahr. „Ich fahre lieber alleine und habe meinen Spaß daran. An drei Tagen waren es mehr als 100 Kilometer“, berichtete er.
Winkler und ein paar andere Teilnehmer forderten ihn indes auf, doch zumindest noch die Abschlusstour zu seinem Ergebnis hinzuzuziehen. Nicht ganz unpolitisch war auch die Abschlusstour des Stadtradelns, denn als erste Station hatte sich Winkler das Gebiet im Norden von Walldorf ausgesucht, das vom Waldbrand und der Explosion zweier Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg Anfang vergangenen Monats betroffen war. Winkler vermittelte den Teilnehmern, wie sich der Einsatz der zahlreichen beteiligten Feuerwehren an dieser Stelle abgespielt hatte und lobte die Leistung der Einsatzkräfte.
Kiesgrube, Munitionsbunker und Kläranlage als Zwischenstopps
Weiter ging es zur Kiesgrube Sehring, wo die Stadtradelteilnehmer sowohl die neue Auskiesung als auch die renaturierten Teile in Augenschein nehmen konnten. Auch die US-Installationen im Osten der Doppelstadt waren ein Ziel. Winkler verwies auf die alten Munitionsbunker und die Radaranlage. „Da spielt die CIA mit dem Datenschutz Klavier. Das ist wohl die hochmodernste alte Radarstation, die es gibt“, merkte Winkler an.
Der „Nauheimer Urwald“ – ein nicht bewirtschaftetes Waldgebiet der Gemeinde Nauheim – war ebenso eine Station dieser Abschlusstour wie die Kläranlage im Süden der Doppelstadt. „Leider explodieren hier bei den Baumaßnahmen die Kosten, und wir müssen gerade die neuen Auftragsvergaben auf den Weg bringen“, sagte Winkler und erläuterte die notwendigen Maßnahmen, wobei vornehmlich die Wasserhaltung während der Bauzeit als Problem gesehen wird. Auch den trockenen Hegbach überquerte die Gruppe, ehe sie nach Mörfelden hineinfuhr, um noch gemeinsam zum Ende ein Eis zu essen – als kleine, abgespeckte Version der sonst üblichen Abschlussfeier zum Stadtradeln.