Speisekammer Mörfelden-Walldorf verhängt Aufnahmestopp

„Werden dem Andrang nicht mehr gerecht“ / 230 Menschen nutzen Angebot

Hauptsächlich frische Ware, etwa Obst und Gemüse, erhält die Speisekammer, hier mit Saskia Akbari, Bereichsleiterin der SPV Gemeindepsychiatrische Angebote gGmbH, und den beiden ehrenamtlichen Helfern Michael Mikutta und Wolfgang Burchardt (von links). Wichtig seien vor allem aber auch lang haltbare Lebensmittel, wie Nudeln oder Reis. (Foto: Beutel)

Mörfelden-Walldorf - Mehr Bedürftige, weniger Lebensmittel: Mit dieser Herausforderung hat die Speisekammer im Steinweg Woche für Woche zu kämpfen. Weil die Zahl der Bedürftigen sukzessiv zugenommen hatte, gründete Saskia Akbari, Bereichsleiterin der SPV Gemeindepsychiatrische Angebote gGmbH, ehemals Sozialpsychiatrischer Verein, kürzlich eine neue dritte Gruppe für die Essensausgabe. 

Die Folge: Konnten die Kunden der bis dahin zwei Gruppen jeweils alle zwei Wochen mit einer Tüte nach Hause gehen, können das die Bedürftigen in den nunmehr drei Gruppen jetzt jeweils nur noch alle drei Wochen. Nun ist diese neue dritte Gruppe mittlerweile auf 70 Kunden angewachsen. Dadurch nutzen aktuell 230 Menschen das Angebot der Lebensmittelausgabe – zu viel für das gemeinnützige System. Aus diesem Grund ist Saskia Akbari dazu gezwungen, ab sofort und für drei Monate einen Aufnahmestopp für Neuanmeldungen für die Kleider- und die Speisekammer zu verhängen. „Jede Woche haben wir durchweg im Schnitt zwischen fünf bis zehn Neuanmeldungen. Wir haben nicht genug Lebensmittel für alle Nutzer und werden dem Andrang nicht mehr gerecht“, erklärt Akbari, die diese Maßnahme so lange wie möglich hinauszögern wollte. „Niemand schickt gerne Menschen weg, die Hilfe benötigen. Und wer zu uns kommt, hat diese auch nötig“, sagt sie mit Blick auf die kommenden Dienstage, dem Tag, an dem sich in der Regel neue Bedürftige anmelden können. Durch gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise denkt die SPV-Bereichsleiterin mit Sorge an die Menschen, die bislang ohne Hilfe über die Runden gekommen seien, nun aber auch mehr und mehr zu kämpfen hätten.

Im November soll entschieden werden, ob Aufnahmestopp verlängert werden muss

Im November möchte man die Situation neu bewerten und dann entscheiden, ob der Aufnahmestopp endet oder verlängert werden muss. „Das wäre natürlich in der Zeit vor Weihnachten zusätzlich bitter“, so Akbari. Schon jetzt arbeiteten die rund 30 ehrenamtlichen Helfer, die die gespendeten Lebensmittel besorgen, sortieren und Tüten packen, am Limit. Hinzu kommt, dass Supermärkte und Discounter nicht mehr in dem Umfang wie früher an Tafeln spenden – das Angebot schrumpft. 
Ein großer Teil der neuen Speisekammer-Nutzer seien Geflüchtete aus der Ukraine. Viele davon mit Kindern. Daher werden neben Lebensmitteln außerdem vermehrt Windeln und Waschpulver nachgefragt. Doch damit kann die Speisekammer nur dienen, wenn diese Produkte von den Märkten gespendet werden, was nur selten der Fall ist. Im Gegensatz dazu erhält die Einrichtung nach wie vor reichlich frisches Obst und Gemüse. Lang haltbare Lebensmittel, wie Nudeln, Reis oder Konserven, sind nur Mangelware. Saskia Akbari wird daher nicht müde, um eben jene haltbaren Lebensmittel zu bitten. Wer etwas spenden möchte, kann dies ohne Anmeldung in die Spendenkiste im Hof der Speisekammer in der Langgasse 44 legen. Von Dirk Beutel

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