Skulpturenpark: Edgar Diehl gewinnt Otto-Schaffner-Preis

Mit Hemingways Koffer: Eine neue Schule des Sehens

DER PREISTRÄGER UND SEIN WERK: Der Wiesbadener Edgar Diehl überzeugte die Jury mit seiner drei Meter hohen Skulptur Hemingways Koffer. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Hemingways Koffer, mit fast allen schriftstellerischen Werken des Autors wurde 1921 gestohlen. Fast einhundert Jahre später inspirierte dieser Verlust den Maler und Bildhauer Edgar Diehl zu einer Skulptur.

Fünf Wochen lang war „Hemingways Koffer“, ein aus gelochtem Stahlblech komponiertes Objekt, im Skulpturenpark Mörfelden ausgestellt. Am Sonntag ging die 22. Ausstellung im Bürgerhauspark mit der Finissage und der Preisverleihung an den herausragendsten Künstler zu Ende: Die Jury lobte „Hemingways Koffer“ von Edgar Diehl als Siegesskulptur aus. Der stimmungsvolle Abschluss der außergewöhnlichen Kunstserie im Park, die bis weit in die Region bekannt ist, zog noch einmal interessiertes Publikum an. Die Magic Sound Big Band umrahmte den letzten Tag der Freiluftausstellung musikalisch. Noch einmal ließen sich Besucher vom Zauber der Skulpturenschau zwischen altem Baumbestand mitnehmen, wenngleich das Bild Risse bekommen hat. Denn das Antlitz der Parklandschaft neben dem Mörfelder Bürgerhaus hat sich seit der Eröffnung der 22. Skulpturenausstellung Ende Juli deutlich verändert. „Das Sturmtief zerstörte fünf, sechs große Bäume“, sagte Bürgermeister Thomas Winkler. „Und wie durch ein Wunder blieben die Objekte der Künstler verschont“, erklärte die Kunsthistorikerin Isa Bickmann.

„Man kann es fünfmal umkreisen und sieht ständig neue Bilder“

Zwei Werke nahmen leichten Schaden, konnten jedoch restauriert werden. Wie ein Mahnmal ragt der Doppelstamm einer Akazie in die Höhe, von dem einst trutzigen Baum, den die Künstlerin Felicithas Arndt mit ihren keramischen Pigmenten dekorierte, blieben nur Rumpf und einige Äste. Das Werk Arndts blieb unversehrt. Wenige Meter daneben leistete Hemingways Koffer den Elementen Widerstand. Das drei Meter hohe Stahlmonument mit seinem industriellen Lochmuster sei Impulsgeber für eine neue Schule des Sehens, erklärte der Wiesbadener Künstler. „Man kann es fünfmal umkreisen und sieht ständig neue Bilder“, so der Schöpfer der Skulptur, für die er mit dem Otto-Schaffner-Preis ausgezeichnet wurde. Um das Engagement des verstorbenen Mörfelden-Walldorfers Otto Schaffners zu würdigen, wurde die Auszeichnung nach dem verdienten Bürger und Bildhauer benannt. Schaffner, Vater des Mörfelder Skulpturenparks und Mitbegründer der Kommunalen Galerie, verstarb am 8. Juli.

100 Besucher gaben diesmal ihr Votum ab

Rund 100 Besucher der mehrwöchigen Freiluftausstellung gaben diesmal ihr Votum ab, um ihren Liebling zu küren. Der Publikumspreis ging nun an den Bildhauer Faxe M. Müller. Der Künstler aus dem Josgrund formt aus schwerem Cortenstahl abstrakte Körper, die trotz des Grundstoffs eine gewisse Leichtigkeit vermitteln. Zehn renommierte Künstler verwandelten in diesem Jahr den Park in eine fantastische Freilichtgalerie. In Kooperation mit dem Sport- und Kulturamt und dem Förderverein gelang es dem Team der Kommunalen Galerie über fünf Wochen Bildhauerei und die Objektkunst eine besondere Bühne zu bieten. Letztmals hatte Otto Schaffner an diesem 22. Skulpturenpark mitgewirkt. „Eine großartige Tradition, die die Stadt auszeichnet“, sagte Preisträger Edgar Diehl, der im Herbst 2020 sein Werk in der Kommunalen Galerie ausstellen wird.

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