Sechs-Stunden-Lauf der SKV Mörfelden

93 Starter sind diesmal dabei / Sieger legt fast 80 Kilometer zurück

Kilometer schrubben heißt es beim Sechs-Stunden-Lauf, den die SKV Mörfelden seit 2017 ausrichtet. Die Läufer versuchen dabei, in diesem Zeitraum so viele Runden wie möglich durch Stadion und Wald zu laufen. (Foto: Koslowski)

Mörfelden-Walldorf (rko). Emilia Hildebrandt erreicht die Start-Ziel-Linie. Sie wirkt relativ frisch, dabei hat sie gerade die Marathon-Distanz von 42,195 Kilometern hinter sich. Zum ersten Mal in ihrer Laufkarriere, auch wenn sie regelmäßig läuft. Am Rand der Tartanbahn empfangen sie jubelnd ihr Mann Daniel und ihre Tochter Luisa, die stolz das selbst gebastelte Schild mit dem Schriftzug „Auf geht’s, Emilia!“ hochhalten. 

An diesem Sonntag geht es aber nicht um die Marathon-Distanz. Vielmehr richtet die SKV Mörfelden einen Sechs-Stunden-Lauf, einen sogenannten Ultra-Marathon aus. Die 93 Teilnehmer müssen innerhalb von sechs Stunden auf dem 2,815 Kilometer langen Kurs durch das Stadion und einen Waldabschnitt so viele Runden wie möglich zurücklegen. 
Seine Frau habe gar nicht gewusst, dass sie sich für einen Sechs-Stunden-Lauf angemeldet habe, erzählt Daniel Hildebrandt schmunzelnd. Ihr Ziel sei die Marathon-Distanz gewesen. „Ich bin superglücklich“, freut sich die Läuferin denn auch über ihre Leistung. Die Strecke hatte sie zuvor noch nie geschafft. Jetzt aber habe sie noch Kraft und wolle weiterlaufen, sagt sie. Das Laufen sei für sie eine Grenzerfahrung, ändere ihre Ansichten im Leben, stärke ihre Denkweise. Der Besuch ihres Mannes und ihrer fünfjährigen Tochter war übrigens eine Überraschung. Die Familie lebt in Thüringen, Vater und Tochter sind erst später die zweieinhalb Stunden von Ohrdruf nach Mörfelden-Walldorf gefahren, um die Mutter zu unterstützen. Auch solche Geschichten schreibt der Sechs-Stunden-Lauf der SKV Mörfelden. Nachdem am Samstag noch schlimmes Schmuddelwetter geherrscht hatte, ist nun rund um den Sportpark allenthalben Erleichterung wahrzunehmen. Hans Hormel, der Leiter der Leichtathletikabteilung, hatte tags zuvor noch befürchtet, den Lauf am Sonntag absagen zu müssen. An jenem Morgen ist er dann jedoch froh über den Wetterumschwung. 

Lauf durch den Wald sorgt für etwas Abwechslung 

Mustafa Celik hatte es am Morgen noch etwas kühl gefunden, zieht aber nach der zweiten Runde bereits die Jacke aus. Der 47 Jahre alte Läufer aus Wallerstädten hat nach 15 Runden die Marathon-Distanz zurückgelegt und steigt dann, wie geplant, aus. Er habe für den Dämmer-Marathon in Mannheim trainieren wollen, sagt er. Vier Stunden und zwei Minuten war er auf den Beinen. Erst im Alter von 41 Jahren hat Celik mit dem Laufen angefangen. Dabei könne er gut abschalten und lerne darüber hinaus bei den Laufveranstaltungen Menschen kennen, sagt er. Die Herausforderung? Eben so viele Kilometer wie möglich zurückzulegen, sein Tempo zu halten. Zufrieden fährt Celik nun nach Hause, wird duschen, seine Muskeln entspannen und seiner Frau von dem Lauf erzählen. 
Einen Sechs-Stunden-Lauf richtet die SKV Mörfelden bereits seit dem Jahr 2017 aus. In den vergangenen beiden Jahren musste allerdings wegen der Corona-Pandemie pausiert werden. 2019 war der Verein sogar Veranstalter der Deutschen Meisterschaft, erzählt Hormel. Die SKV integriert den Wald in die Strecke, weil ein Lauf nur durch das Stadion ein wenig langweilig wäre. Mit den Anmeldungen ist Hormel durchaus zufrieden, 120 sei eine „normale“ Anzahl. Absagen seien ebenfalls üblich – vielleicht dieses Mal auch durch das Wetter am Samstag bedingt. Sportwart und Organisator Elmar Sistermanns hatte den Sechs-Stunden-Lauf vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Heute nun moderiert er den Lauf, liest am Bildschirm die zurückgelegten Runden ab und informiert die Läufer darüber: „Christian: 20 Runden“, „Elena: 14 Runden“, „Walter: 18 Runden“, spricht er in sein Mikrofon.

 „Erst tut es weh, aber dann kommt man in den Flow.“

Sistermanns läuft selbst ebenfalls Ultra-Marathons. Es gebe verschiedene Disziplinen und Distanzen. Seine große Leidenschaft sind Gebirgs- und Wanderwege. In den kommenden Tagen holt er im Altmühltal alles aus seinem Körper heraus. Auch er nennt den Reiz, viele Kilometer zu laufen. Im Gebirge stehe dagegen das Erreichen des Ziels im Fokus. 
Wer im Stadionrund Zuschauer sucht, braucht nicht viele Finger, um sie zu zählen. Es sei zu kalt, meint Sistermanns. Wer bleibe schon sechs Stunden?, fragt Hormel, der gleichwohl ergänzt, dass zum Start ein paar Fans im Stadion gewesen waren. 
Auch Angelika Stopp hat ihre Strecke hinter sich gebracht. Sie bildet mit Nina Stagge, Larissa Waid und Karin Hoffelner eine Staffel des SKV-Team Möwathlon – jede läuft anderthalb Stunden. Für die 38-Jährige ist es der erste Ultra-Lauf, bisher lief sie Halbmarathon. Sie war die dritte Läuferin und schaffte 15 Runden. Das Laufen bereite ihr gute Laune. „Erst tut es weh, aber dann kommt man in den Flow.“ Bei den Männern gewinnt Jan Kaschura vom Salomon Running Team/Run Artist Holzminden mit 79 545 Metern, bei den Frauen Viola Stras vom LFT Theeltal mit 63 101 Metern. Bei den Staffeln siegt das Dreierteam Möwathlon mit Thorsten Paulusch, Tanja Schiefer Linn und Wolfgang Rubarth mit 70 033 Metern. 

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