Schritte sollen traumhaft sicher sein

300 Tänzer kamen zur „Square-Dance-Student-Party“ in die TGS-Halle

WESTERNTANZ IN WALLDORF: Die Dancing Diamonds der TGS hatten zur „Square-Dance-Student-Party“ eingeladen und konnten sich über 300 Gäste aus ganz Deutschland freuen. (Foto: A. Keim)

Mörfelden-Walldorf. Gut 300 begeisterte Tänzer aus der gesamten Republik reisten am Samstag zur „Square-Dance-Student-Party“ der TGS Walldorf an. Zu Country- und Westernmusik flogen die Petticoats, klackerten die Cowboystiefel.

Die „Square-Dance-Student-Party“ wandte sich nicht etwa an junge, tanzfreudige Studenten, wie der Laie glauben mochte. „Students“ seien Auszubildende, die sich im Square-Dance üben, erläuterte Matthias Rücker (68). Der Leiter der „Dancing Diamonds“ trägt nach amerikanischem Vorbild den Titel „President“. Ein Namensschild am Revers seines bestickten Westernhemdes macht dies deutlich, wie generell bei den Fans des Square-Dance auf Tradition und Etikette geachtet wird.
„Line-Dance und Clogging gehören auch dazu – Tanzformen, die das acht Personen starke Rechteck, das jede Formation bei Square-Dance bilden muss, etwas auflockern“, so der „President“. Matthias Rücker wirkt keinesfalls wie ein angehender Siebziger, ist seit jeher ein sportlich aktiver Mann. „Extrembergsteigen und Radfahren sind weitere Hobbys“, verrät er, berichtet beiläufig vom „Sechstausender“, den er noch vor zwei Jahren bezwungen habe
„Ich kam vor 20 Jahren relativ spät zum Square-Dance, hörte von einem Arbeitskollegen davon, dachte: Was ist das für ein Blödsinn und wurde dann eines Besseren belehrt“, erzählt er am Samstagnachmittag, während in der Halle munter getanzt wird. „200 Gäste hatten sich angemeldet, mittlerweile sind es 300“, so Rücker erfreut.
Die Damen tragen Petticoats, steife, weite Glockenröcke, die durch Tüllunterröcke zusätzlich aufgebauscht werden. Das erinnert an die 50er Jahre, lässt an Rock’n’Roll denken. Getupft, geblümt oder pastellfarben bauschen sich die kniekurzen Röcke oder Kleider, während aparte Stiefeletten die Füße zieren. „Anfangs müssen die Mädchen und Frauen lernen, wie man sich mit solchen Röcken hinsetzt“, scherzt Rücker und weist dabei auf die Cafeteria hin, wo von fleißigen Helfern ein stärkender Imbiss angeboten wird.
400 Square-Dance-Clubs gebe es bundesweit, so der „President“, 36 im Rhein-Main-Gebiet. „Abwechselnd laden wir zu Tanzveranstaltungen ein.“ Heute sind die Students dran, jene, die ein halbes Jahr trainieren, um die 600 Figuren, die traditionell aus den USA überliefert sind, zu erlernen. „Wer bei uns mittanzen will, sollte mindestens 300 aus dem Effeff beherrschen“, so Rücker.
Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin, Vizepräsidentin Susi Müller, sieht er den Tanzenden zu. Müller tanzt Line-Dance, der am späteren Abend drankommt. Nur Clogging, der amerikanische Stepptanz, sei auf dem Hallenparkett nicht möglich. „Bei Line-Dance brauch ich keinen Petticoat, es ist legerer“, so die begeisterte Jeansträgerin. Früher habe sie in einer klassischen Tanzschule Standard getanzt, berichtet sie. „Square-Dance oder Line-Dance macht viel mehr Spaß. Und es ist nicht zuletzt ein Tanz, bei dem die Kulturen zusammenfinden, auch wenn sie verschiedene Sprachen sprechen“, schwärmt sie.
Rücker bestätigt: Ob auf Teneriffa, in Ägypten, an der Riviera oder beim Square-Dance-Festival auf Zypern – stets seien die überlieferten Tanzfiguren die gleichen. „Caller“, Ausrufer, werden die Herren genannt, die jeweils die Schrittfolgen ansagen.
„Die Schritte im Achterteam müssen klappen wie im Traum“, so Rücker, der die Befolgung der Choreographien durch die Students genau beobachtet. „Heute haben wir Zehnjährige ebenso zu Gast wie Siebzigjährige“, sagt er. Und: „Square-Dance ist nicht nur Körperfitness, denn du läufst an einem Tanzabend mindestens acht Kilometer. Es ist auch Gehirnjogging, hält dich jung“, lacht er. Die Petticoats fliegen, die Cowboystiefel klackern. (cha)

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