Schafe laufen auf die Bahngleise

Zwölf Tiere sterben – Auch wegen der Trockenheit ist die Herde vorerst umgezogen

EIN VERTRAUTER ANBLICK: Die Schafherde zwischen den Stadtteilen. Nach einem tragischen Zwischenfall, bei dem zwölf Tiere von einem Zug erfasst wurden, und angesichts der großen Trockenheit ist die Herde vorübergehend zu den Schwanheimer Dünen gezogen. Ende des Monats wird sie zurückerwartet. (Archivfoto: Keim)

Mörfelden-Walldorf (mki/gk). „Wir sind alle sehr geschockt“, sagt Katharina Diergarten, die Leiterin des Umweltamts, über das Unglück: Mehrere Tiere aus der Schafherde, die wieder auf den Streuobstwiesen zwischen den Stadtteilen weidete, waren aus ihrer Umzäunung ausgebrochen und zum Teil Richtung Riedbahnstrecke gelaufen. Zehn starben, nachdem sie von einem Zug erfasst wurden. 

Zwei weitere Schafe mussten aufgrund ihrer Verletzungen eingeschläfert werden. Die gesamte Herde, rund 200 Tiere, wurde vorerst aus Mörfelden-Walldorf weggebracht. Da Schäfer Ben Klepp als sehr gewissenhaft im Umgang mit seinen Tieren gilt, geht man im Umweltamt von einer Beschädigung der Zäune durch Dritte aus.
Schäfer Ben Klepp habe der Verlust emotional schwer getroffen. „Die Tiere sind seine Schätze – dementsprechend ist er fix und fertig“, berichtete Diergarten im Gespräch mit dem Freitags-Anzeiger. „Es ist für ihn besonders schwer, weil wir davon ausgehen, dass die Zäune mutwillig umgelegt wurden.“
Schon in den vergangen Jahren habe es ähnliche Vorfälle gegeben, bei denen auch Hunde in das Gehege gelangt waren und die Tiere aufgescheucht hatten – allerdings sei dabei kein Unglück geschehen, so Diergarten weiter. 
Am frühen Samstagmorgen, 7. Juli, waren die Schafe aus noch ungeklärter Ursache über ihren Weidezaun ausgebrochen und liefen womöglich in Panik umher. Eine Gruppe geriet auf die Bahngleise in Höhe der Brücke nahe der Turmstraße und wurde dort von einem Güterzug erfasst. Es waren noch weitere Tiere ausgebrochen, die aber eingefangen werden konnten. 
Bereits seit mehreren Jahren werden die Schafe zwischen Mörfelden und Walldorf zur Landschaftspflege eingesetzt. Das geschützte Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ist besonders artenreich und ökologisch wertvoll. Der wertvolle Magerrasen und die Streuobstwiesen bleiben durch die Pflege mit den vierbeinigen Rasenmähern dauerhaft erhalten. Logistische Unterstützung erhält Schäfer Klepp daher durch den BUND und die Stadt.
Derzeit sei die Futtersituation auf dem Gebiet allerdings sehr schwierig, meinte Ben Klepp auf Nachfrage. Der ausbleibende Regen habe auf dem allgemein spärlich bewachsenen Gebiet zu großer Trockenheit geführt. So musste der Schäfer Futter für seine Tiere hinzukaufen. 
Nach dem Vorfall hat Ben Klepp seine Schafe vorerst zu den Schwanheimer Dünen gebracht. Dort sei die Futtersituation besser. Ende Juli/Anfang August soll ein Teil der Herde nach Mörfelden-Walldorf zurückkehren. Dann ist geplant, entlang der Bahnlinie einen zweiten Schutzzaun aufzustellen. 

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