Sandhasen in der Stadt der Liebe

Rund 400 Besucher erlebten im Bürgerhaus eine rasante Prunksitzung

NÄRRISCHER FRONTMANN: Bestens gelaunt moderierte Klaus Huber zum fünften Mal die Prunksitzung der Sandhasen. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. „Sandhas hopp hopp, Merfelle Helau!“ – den närrischen Schlachtruf anstimmend legten rund 400 Gäste im Bürgerhaus mit dem Narrenboot der Sandhasen ab.

Der Mörfelder Carnevalsverein, der sich vor 50 Jahren gründete, um in der fünften Jahreszeit gute Laune zu versprühen, stemmte am Samstagabend ein gut sechsstündiges Programm. Sitzungspräsident Klaus Huber gab als Kapitän des Narrenschiffs die Bühne frei für Büttenreden, Showtänze, Sketchparaden und Balletteinlagen.
Die Akteure legten sich mächtig in die Riemen. Allen voran die tanzenden Gnome der Sputnix, die mit wunderschönen Kostümen und einem bezaubernden Vortrag begeisterten. „Gnomeo und Julia“ war die vermutlich putzigste Umsetzung der Shakespeare-Idee auf einem Tanzparkett. 
Die Sandhasen hat diese Kampagne nach Paris verschlagen, die Stadt der Liebe, der Mode, des guten Essens und der Clochards. Im Schatten des Eiffelturms setzten die Gardemädchen der Melodies das Prickeln des Verliebtseins tänzerisch um. Als tragische Liebe ist die Geschichte der schönen Esmeralda mit ihrem Glöckner von Notre Dame in Erinnerung. In der Version des Männerballetts, der Hechbachgörls, buhlten gleich sechs Quasimodos um die Gunst des Rasseweibs, das Klaus-Peter Engel mit schwarzer Lockenpracht mimte.
Gut 200 Sandhasen bringt der Verein auf die Beine, um die Fastnachtszeit auch in Mörfelden mit kurzweiligem Programm zu füllen. Vor und hinter den Kulissen wirbelten die Akteure aus dem Narrenbau hervor und strickten eine Bühnenshow – zum Großteil aus heimischen Kräften.
Klaus Huber, zum fünften Mal im Präsidentenamt, moderierte, wie ihm der Schnabel gewachsen war – was den besonderen Charme der mitunter flapsigen Reden ausmachte.
Vorgänger Klaus-Peter Lechner sprach als gepeinigter Zwangskonsument der allgegenwärtigen Werbung manchem aus dem Herzen. Auch Bianca Stehr klagte aus der Bütt’ über die Not, sich dem Diktat des Schönheitswahns zu unterwerfen. „Schön sein soll’n wir und nicht prüde“, beklagte sie das Zeitalter von Push-Up-BHs und Faltencremes, in dem sich jedoch auch manches Mannsbild schwer tut, besonders wenn die Viagrapille nur das Nasenwachstum fördert.
Endlich wurde das Publikum in die Feinheiten der Pariser Haute Couture eingeweiht. Heidi Dumb (Monika Heinl) und Claudia Pfifferling (Uschi Lechner) machten die Bühne zum Laufsteg. Einmal Prinzessin – die Disney-Girls der Mini-Playback-Show erfüllten sich mit Krönchen und Rauschekleid einen Mädchentraum. Und die Kadetten, kleine Tänzer im Grundschulalter, bezauberten mit ihrer Polka. Ein Wiedersehen gab es zu fortgeschrittener Stunde mit den Dalles-Sängern – eine Sandhasen-Institution, die in ihrer Playback-Show eine Reise nach Paris unternahm.
Dass die Merfeller Fastnachter mit tanzbegeisterten Sandhasen bestens aufgestellt sind, zeigte sich auch diesmal wieder. Doch die ein oder andere hat weitere Talente. Anna Zischka und Alina Dell’Aquila machten auch als Sängerinnen eine gute Figur. Und wer sich jemals nachts ins Museum traut, könnte dort die Backfische antreffen, die mit dem gleichnamigen Tanz eine rasante Bühnenshow entfachten. (ula)

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