Nach der Redd’ geht’s auf den Rummel

Für die Kerwepartys hätte man sich mehr Resonanz gewünscht

BESTENS GELAUNT fuhren die Walldorf Kerweborsch und Mädels am Samstag zum Baumstellen vor. Zahlreiche Schaulustige erwarteten die Kerwegesellschaft am Festplatz und verfolgten, wie der Baum mit einem gemeinsamen Kraftakt in die Senkrechte kam. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Fünf Tage wurde die Walldorfer Kerb mit einem großen Programm aus Partys, Livemusik und Frühschoppen gefeiert. Den größten Andrang erlebte man am Samstag, als der Kerweverein zum traditionellen Baumstellen eingeladen hatte. Zahlreiche Schaulustige erwarteten die Kerweborsch und Mädels am Festplatz.

Mit vereinten Kräften musste der Baum erst vom Wagen und dann in Position gebracht werden. Tatkräftige Unterstützung kam von der Walldorfer Feuerwehr, bei deren Gerätehaus der Baum zuvor mit roten und weißen Bändern geschmückt wurde. Als es schließlich daran ging, den Kerwebaum aufzurichten, packten weitere Helfer an den Seilen mit an.
Als der gemeinsame Kraftakt geschafft war, begab sich auch schon Kerwevadder Maurice Coutandin auf die Leiter. Im Frack und mit Zylinder auf dem Kopf holte er zum Rundumschlag aus, kam auf die Fußballweltmeisterschaft in Russland und die große Koalition in Berlin zu sprechen. Nicht fehlen durften Themen aus dem Ort, über die jeder spricht und zu denen wohl jeder eine Meinung hat. Am Bürgerentscheid zur Feuerwehr und der Bürgermeisterwahl im März führte so in der Kerweredd’ kein Weg vorbei. 
Der Kommunalpolitik gedachte die Kerwegesellschaft außerdem mit ihrer Kerwebobb, die diesmal als Jutesack daher kam. „Stadtparlament“ war auf dem Sack zu lesen, den ein Hammer malträtierte.
Zum Abschluss sprachen die Pfarrer Jochen Mühl und Paul Nieder den Kerwesegen, dann strömten die Schaulustigen auf den Platz, wo der Duft von gebrannten Mandeln in der Luft lag.
Gefeiert wurde aber nicht nur auf dem Volksfest mit seinen Fahrgeschäften, Spielbuden und Essensständen. Von Freitag bis Montag hatten Kerweverein, Flying Dragon Bar und allen voran die Buschspatzen ein Programm organisiert. Partys, Livemusik und Frühschoppen standen in der SKG-Halle an. Allerdings zeigte sich, dass die Walldorfer Kerb längst nicht mehr so stark im Ort verankert ist.
Über die letzten Jahre wurde es immer schwieriger, die Tradition am Leben zu erhalten. Auf den letzten Drücker organisierte man 2017 gemeinsam mit den Buschspatzen eine Notkerb. 
Das Heimatfest soll weiter hochgehalten werden, und so steckte man in den letzten Wochen und Monaten viel Herzblut und Engagement in seine Wiederbelebung. Mit mäßigem Erfolg, wie vor allem die Party am Freitag zeigte. Entsprechend enttäuscht waren Denise Drewes von den Buschspatzen und der Kerwevereinsvorsitzende von der Resonanz. 
„Wir haben diesmal wieder bei Null angefangen“, meinte Sebastian Goll. Daher gehe man mit einer langfristigen Perspektive an die Sache heran und lasse sich nicht entmutigen. Die Stimmung unter den neuen Kerweborsch und Mädels sei gut, schon jetzt gebe es weitere Interessenten für 2019. Dann wolle man mit neuen Ideen frischen Wind in die Kerb bringen und die Party gemeinsam attraktiver gestalten, sagte Goll. 
Ein Problem werden die Aktiven dabei nur schwer lösen können. Durch Hitze, Trockenheit und den letzten großen Sturm rechnet Walter Klement vom Kerweverein nicht damit, dass weiterhin ein traditioneller Baum geschlagen werden kann. Viele Fichten seien extrem spröde geworden, ihre Kronen abgestorben.
Schon diesmal habe man lange nach einem passenden Baum gesucht. Und den bewachte dann Davud Thiel bis spät in die Nacht. Nachdem der Kerwebaum vor zwei Jahren bei einer nächtlichen Aktion umgesägt wurde, wollte man auf Nummer sicher gehen.
Wie es grundsätzlich mit der Kerb weitergeht, will der Kerweverein bei einer Mitgliederversammlung in den nächsten Wochen besprechen, kündigte der Vorsitzende an. Dabei hofft er auch auf die Unterstützung der Altkerweborsch, damit das Traditionsfest wieder größer gefeiert werden kann.

 

 

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