Dass dabei reihum jeder mal sein Fett weg bekam, kam weder für seinen Elferrat überraschend noch für das bunt kostümierte Publikum im Saal. So war es der Präsident, der den Protokoller mimte und gegen alle Kandidaten schoss, die bei den anstehenden Bürgermeisterwahlen um den Sessel des Amtsinhabers buhlen. Auch Bürgermeister Heinz-Peter Becker kam in der Redd´ nicht ganz ungeschoren davon: „Mein Chef, soll ich es wagen?“, sagte Huber, der im bürgerlichen Leben in den Diensten der Stadt steht, aus der Perspektive des Narren jedoch dessen Freiheiten auskostete. Flugbetreiber, Politiker und Mitmenschen wurden durch den Kakao gezogen und das Stammtischgebabbel gipfelte im Schlachtruf: „Es grüßt der Präsi mim kahle Kopp´, darauf ein dreifaches Sandhas‘ hopp-hopp.“ Aus der illustren Runde eines Biergartens feuerten die Sandhasen diesmal ihre Narrensitzung ab. Dem Sponsor Braustübl sind Kampagnenmotto und Bühnendesign gewidmet.
Professor Grzimek mit seinem Mett-Igel
Die größte Stärke des Mörfelder Fastnachtsvereins liegt in seinen Tanz- und Gardeshows. Und wo es an Rednern fehlt, werden Auswärtige auf die Bürgerhausbühne geholt. Mit dem richtigen Riecher für Unterhaltung mit garantiertem Zwerchfellalarm buchte der närrische Senat auch diesmal Schwergewichte der lokalen und hessischen Fastnacht für seine Sitzung im Sandhasenbau. Jürgen Leber bot als Professor Grzimek mit seinem Mett-Igel (Igulus Haktus Zwiebelensus) zwar kein neues Programm, hatte den Sketch jedoch pfiffig „aufgepimpt“.
Als Blattbabbler sorgte Jürgen Vollhardt schon im Vorjahr im ganzen Saal für Tränen des Lachens. Und auch diesmal wurden spitze Pointen im hessischen Dialekt treffsicher auf Frauen, Walldorfer und weitere Zeitgenossen abgefeuert.
Mit gutem Gespür für eine durchweg gelungene Choreografie mixte die Regie einen abwechslungsreichen Fastnachtscocktail. Garde- und Showtänze wechselten mit Büttenreden, Gesangs- und Unterhaltungseinlagen. Ein Höhepunkt war Bauchredner Markus Wissel, der sich mit seinen Puppen tolle Wortduelle lieferte. Sechs Tanzgruppen boten die Sandhasen auf, fast 140 Akteure des CVM stemmten das Bühnenprogramm. Allein 90 Tänzer können Mörfeldens Fastnachter aufbieten. Darunter die kleinsten Sandhäschen, etwa die Sputnix, Knirpse ab drei Jahren, eroberten die Herzen des Publikums im Sturm. Sie vertanzten ein ganzes Blumenbeet und ernteten mit Minigärtner Felix tobenden Applaus.
Backfische in Lederhosen preschten zur Hüttengaudi auf die Bühne
Als Tanzmariechen bieten Julia Kessler und Josefine Mihalic augenscheinlich Jahr um Jahr rasantere Soloeinlagen. Auch die Polka der Melodies ließ es nicht an schneller Beinarbeit und geschmeidigen Körpern fehlen. Das närrische Programm rundeten die Kadetten mit einer synchronen Darbietung ab, der Polka Hullapalu. Die Backfische in zünftigen Lederhosen preschten zur Hüttengaudi auf die Bühne. Und das Damenkomitee, das eine ganze Zeitreise in eine Bühnenshow packte. Eine Klasse für sich: das Männerballett. Im Arbeiterdress mit viel Hopfensaft im Gepäck ging es auf die Bühnenbretter, wo eine turbulente Bierpause eingelegt wurde. Dazu entführte das Mini-Playback-Ensemble in sprichwörtlich fantastischen Kostümen in Alice’ Wunderland.