Psychotherapeut Erik Schneider über das Spannungsfeld Trans und Jugend

Gleichstellung ist das Ziel

PLÄDIERT FÜR FLEXIBLE rechtliche wie auch gesellschaftlich akzeptierte Geschlechterkategorien: Erik Schneider referierte zum Thema „Trans und Jugend – zwei, die sich nicht gut kennen.“ (Foto: Koch)

Mörfelden-Walldorf (ako). Die Unterstützung für Kinder und Jugendliche, deren Geschlechtsempfinden von dem bei ihrer Geburt zugeordneten Geschlecht abweicht, war das Thema eines Vortrags von Erik Schneider im Treffpunkt Waldenserhof in Walldorf.

Hierbei stellte sich der Psychiater, Psychotherapeut und Autor auch einer regen Gesprächsrunde mit dem Publikum. Schneider, der deutscher Staatsbürger ist, war zum Vortrag extra aus Luxemburg angereist, wo er wohnt und arbeitet. Mehr als 30 Personen waren am Montag in den Treffpunkt Waldenserhof gekommen, darunter viele, die im Bildungs- und Erziehungsbereich arbeiten sowie Eltern, deren Kinder ein anderes Geschlechtsempfinden gegenüber dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht haben. Drei Veranstalter hatten den Vortrag organisiert, nämlich das städtische Integrationsbüro, das von Anette Keim vertreten wurde, die Beratungsstelle MöWa Queerbeet, für diese war Falk Fleischer präsent, sowie das Frauen- und Gleichstellungsbüro, das von Doris Schöneberger repräsentiert wurde. Der Vortrag war eine der letzten Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Tage des Integrationsbüros, die am 3. Oktober zu Ende gingen. 

„Jeder Mensch hat ein eindeutiges Geschlecht: sein eigenes.“

Schneider ging in seinem Vortrag auf eine Vielzahl von Begriffen und Definitionen zum Thema Geschlecht ein. Hierbei wandte er sich entschieden gegen eine rein biologische Bestimmung des Geschlechts. „Jeder Mensch hat ein eindeutiges Geschlecht: sein eigenes.“ Inzwischen sei die Gesellschaft etwas toleranter geworden, doch sei noch ein weiter Weg zurückzulegen. „Jede Unterstützung ist ein Halt.“ Wichtig sei vor allem die Akzeptanz durch Bildungsinstitutionen, die häufig leider noch fehle. Zudem werde Mobbing, das die ohnehin große Selbstmordgefahr weiter erhöhen könne, oft nicht entschlossen genug vorgebeugt. Auch die Familien bräuchten häufig Unterstützung, Elterntreffs seien daher hilfreich.
Die derzeit verwendeten binären Kategorien würden Menschenrechtsverletzungen, etwa bei trans- und intergeschlechtlichen Menschen, verursachen. „Es geht nicht darum, zu leugnen, dass es Geschlechtsunterschiede gibt, jedoch aufzuzeigen, dass sie sich nicht auf zwei klar abgrenzbare Kategorien reduzieren lassen“, sagte Schneider. Daher seien flexible rechtliche wie auch gesellschaftlich akzeptierte Geschlechterkategorien unabdingbar. Diese könnten nur auf der alleinigen Selbstbestimmung eines Menschen, unabhängig von seinem Alter, basieren. „Ziel ist die Gleichstellung von Menschen aller Geschlechter, die zur Gleichberechtigung aller Menschen führt“, betonte Schneider abschließend.

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