Der Politikstil muss sich ändern

Bürgermeisterwahl: Der Freitags-Anzeiger stellt Grünen-Kandidat Thomas Winkler vor

FILME, BÜCHER UND MUSIK gehören zu seiner Leidenschaft wie das Radfahren: Der ehrenamtliche Stadtrat und Kinobetreiber Thomas Winkler kandidiert erstmals für das Amt des Bürgermeisters in Mörfelden-Walldorf. (Foto: Beutel)

Mörfelden-Walldorf (db). Er ist eins der bekanntesten Gesichter in Mörfelden-Walldorf. Zumindest diejenigen kennen ihn, die das Kino Lichtblick in der Mörfelder Straße besuchen. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea, Schwester Hella und Ottmar Schaffner betreibt er seit 1986 das Walldorfer Lichtspielhaus.

Politisch aktiv war er schon als junger Mann. Er demonstrierte gegen die Startbahn West und baute 1980 mit an der ersten BI-Hütte im Flörsheimer Wald. Dort lernte er seine Frau kennen, mit der Winkler seit 1988 verheiratet ist. Durch sie, den begeisterten Film-Fan, ist der 61-Jährige schließlich ins Kino-Geschäft geschlittert, wie er selbst sagt. Seit beinahe 30 Jahren ist Winkler als ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat tätig. Nun will er mehr und kandidiert für das Amt des Bürgermeisters. 

Verdichtung der Innenstadt, statt Neubaugebiete ausweisen

Geboren ist Winkler in Offenbach. Mit vier Jahren zog die Familie nach Walldorf, wo sie bis heute lebt. Damals lag das Haus in der Emil-von-Behring-Straße noch am Stadtrand. Seither hat sich viel getan: „Mörfelden-Walldorf ist kein Dorf mehr“, sagt er. Die Stadt sei aber keine klassische Zuzugskommune. Dennoch steigen hier die Mieten, bezahlbarer Wohnraum wird knapper. Seine Lösung: Verdichtung der Innenstadt, statt Neubaugebiete ausweisen. „Die Grundstücke sind groß, meist nur mit einem Ein- oder Zwei-Familienhaus bebaut. Das bietet noch Potenzial, um Wohnraum zu schaffen. Wir müssen unsere grünen Erholungsflächen nicht antasten.“ Dort würden wenn, ohnehin nur teure Neubauten entstehen. Die Kommune könne dem allgemeinen Wohnungsdruck sowieso nicht gerecht werden. Vielmehr gebe es im Rhein-Main-Gebiet noch genügend genehmigte Wohnbauflächen. „Erst 20 Prozent der erlaubten Erweiterungsflächen sind als Baugebiet ausgewiesen.“ In Mörfelden-Walldorf sind solche Flächen begrenzt. Etwa dreieinhalb Hektar gebe es im Neubaugebiet An den Eichen. Danach müsse die Stadt selbst als Bauherr auf eigenen oder angekauften Flächen tätig werden, eigene Grundstücke dürften nicht verkauft werden, wie es mit den Feuerwehrarealen gewesen wäre. 

Auch beim Thema Fluglärm will Winkler keine Ruhe geben

Vor allem die Gundwiesen und das Feld zwischen den Stadtteilen haben es dem ehrenamtlichen Stadtrat angetan. Da spricht auch der Radfahrer aus ihm. Winkler schwingt sich in seiner Freizeit regelmäßig auf sein Fahrrad und legt Strecken bis zu 100 Kilometern zurück. Das ist sein Ausgleich, so hält er sich fit. Da ist es nur logisch, dass er sich einsetzen will, dass die Stadt wieder fahrradfreundlichste Stadt in Hessen wird. Winkler ist außer im BUND in keinem Verein Mitglied, doch die Situation der ortsansässigen Vereinigungen steht auf seiner Agenda. Die finanzielle Unterstützung und die Zusammenarbeit mit der Stadt für neue Projekte müsse wiederbelebt werden. So wie beim geplanten Hallenneubau der TGS in Walldorf. „Das hätte die Innenstadtentwicklung dort um den Waldenserhof enorm nach vorne gebracht.“
Auch beim Thema Fluglärm will Winkler keine Ruhe geben, selbst wenn Flughafenbetreiber Fraport einen genehmigten Ausbauplan mit 700.000 Flugbewegungen in der Tasche hat. Vor allem im südlichen Mörfelden sei die Fluglärmbelastung dramatisch. „Das Nachtflugverbot muss ausgedehnt, Flugrouten angepasst und besser kontrolliert werden“, sagt Winkler. 

"Die Bürger werden nicht wahrgenommen"

Die eigentliche Motivation für seine Kandidatur steht allerdings nicht in seinem Programm. Winkler geht der politische Stil der vergangenen drei Jahre gegen den Strich. „Mit der derzeitigen Koalition liegt vieles im Argen. Man hat seine eigenen Pläne. Die Bürger werden nicht wahrgenommen.“ So hätten vor allem die Erhöhung der Grundsteuer und die Straßenbeiträge für Wirbel gesorgt. Dass die AfD hier aus einer Stimmung der Unzufriedenheit Fuß fassen könnte, ist für Winkler unbedingt zu verhindern. Die Stadt müsse die Verantwortung dafür übernehmen, was sie ihren Bürgern zumute und kein Wirtschaftsprüfer. Die Stadt verzeichne bei den Gewerbesteuern seit Jahren Rekordeinnahmen. „Die Stadt hätte Steuer- und Gebührenerhöhungen vermeiden können.“ Im Falle seiner Wahl wolle Winkler wieder auf die Bürger zugehen und den Zusammenhalt untereinander stärken.

 

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