Parzellen werden zur Partyzone

Kleingärten am Gundhof: Ärger mit einigen Pächtern – Stadt verteilte Abmahnungen

WO DRÜCKT DER SCHUH: Auf ihrer Tour „SPD vor Ort“ nahmen die Sozialdemokraten der Doppelstadt diesmal die Kleingartenanlage Am Gundhof samt Problemen in Augenschein. (Foto: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf (ula). Kleine Gärten, großer Verdruss: In der Kleingartenanlage „Am Gundhof“ drückt der Sorgenschuh.

Rund 50 Prozent der Parzellen am idyllischen Ortsrand erhielten von Verwaltungsmitarbeiterin Birgit Gruber, zuständig für kommunales Gebäudemanagement, das Prädikat ungenügend. Die Beanstandungen reichten von großen (ungepflegt, verwahrlost, nicht bewirtschaftete Gärten) bis hin zu kleineren Kritikpunkten (ein fehlendes Schildchen an der Parzelle). Die Sozialdemokraten nahmen die Kleingärten in ihre Tour „SPD vor Ort“ auf, um sich die Probleme anzuhören und Lösungen anzubieten. Von den beiden städtischen Kleingartenanlagen in Walldorf ist jene Am Gundhof die kleinere. Rund 50 Parzellen mit Größenordnungen zwischen 250 und 400 Quadratmetern werden hier von der Stadt verpachtet, 147 Gärtchen umfasst die größere Anlage Am Schlichterfeld. Die Nachfrage ist groß, Wartezeiten von mehreren Jahren die Regel. „Zur Zeit stehen rund 200 Bewerber auf der Warteliste“, sagte Birgit Gruber auf Nachfrage des Freitags-Anzeiger, die Wartezeit für eine Parzelle betrage „acht bis neun Jahre“.

"Manche Gärten sind nur Spielwiese oder werden zum Feiern genutzt.“

Seit rund einem Jahr steht ein neuer Vorstand an der Spitze des Kleingartenvereins Am Gundhof, der sich vor Ort kümmert – die Mitgliedschaft, so fixiert im Pachtvertrag mit der Stadt, ist verpflichtend. „Wer einen Garten pachtet, muss ein Drittel davon mit Obst und Gemüse für den Eigenbedarf bewirtschaften“, sagte Nicola Perra, Vorsitzender des Vereins, „manche Gärten sind nur Spielwiese oder werden zum Feiern genutzt.“
Auch ungepflegte Wege, verwahrloste Parzellen, heruntergekommene Wirtschaftsbeete und aufgetürmter Sperrmüll sind dem Trägerverein ein Dorn im Auge. „Manche Leute wissen nicht mal, wie man eine Blume gießt“, sagte Kassiererin Iris Brown. Auch holten sich diese Leute keinen Rat von den außerordentlich hilfsbereiten Nachbarn.
Seit einem halben Jahr setzt der Verein auf intensive Kommunikation – einerseits zur Fachfrau im Amt, andererseits zu den Pächtern. Birgit Gruber unternahm mit den Kleingärtnern im Frühjahr eine Ortsbegehung und formulierte etliche Hinweise und Abmahnungen. Der Erfolg ist durchwachsen. In einem Fall führe das uneinsichtige Verhalten eines Pächters jetzt wohl zur Kündigung, glaubte Giovanna Müller, zweite Vorsitzende des Kleingartenvereins. Beim Versuch, mit Pächtern ins Gespräch zu kommen, stößt der Vorstand an Grenzen. Perra: „Wir haben bei manchen Leuten keine Chance sie zu erreichen“, dies sei auch Unkenntnissen der deutschen Sprache geschuldet.

Kleingartenverein am Auswahlverfahren beteiligen?

„Ich sehe zwei Arten von Problemen“, brachte es Stadtverordnetenvorsteher Werner Schmidt auf den Punkt: „Zum einen das Fehlen von Obst- und Gemüseflächen, zum anderen verwahrloste Anlagen. Eine Kleingartenanlage ist ein Ort der Ruhe und keine Partymeile – das ist eine besonders unerwünschte Entwicklung.“ Dass der Verein inzwischen eine „Checkliste“ entwickelt hat, die relevante Punkte von der Gartenpflege über den Nachweis von Toiletten bis zum Gemüsebeet aufweist und Parzelle um Parzelle zum Einsatz kommt, wurde begrüßt. „Jeder Pächter muss diese Liste gegenzeichnen, wenn wir da waren“, erklärte Iris Brown. Gleichwohl wollen die drei anwesenden SPD-Magistratsmitglieder die aufgelisteten Probleme in den Stadtrat tragen. SPD-Chef Baldur Schmitt regte an, den Kleingartenverein grundsätzlich am Auswahlverfahren für ein Pachtverhältnis teilhaben zu lassen – dies ist bisher ausschließlich städtische Angelegenheit. Auch eine weitere Ortsbegehung mit der zuständigen Verwaltungsmitarbeiterin könnte eine positive Dynamik ins Thema bringen.

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