Ökologie und kulturelle Bildung

Eine-Welt-Ausstellung unterstützt Projekt in Bolivien – Gut besuchte Eröffnung

MIT FLOTTER MUSIK aus Südamerika eröffneten Sängerin Nira Pumahualca und Gitarrist Ivan Rodriguez vor über 70 Besuchern die Eine-Welt-Ausstellung. (Foto: Scherer)

Mörfelden-Walldorf. Mit flotter Musik aus Südamerika wurde die 42. Eine-Welt-Ausstellung im evangelischen Gemeindezentrum eröffnet. In diesem Jahr wird mit den Einnahmen aus dem Verkauf von fair gehandelten Waren und Kunsthandwerk ein ökologisches Jugendzentrum in Bolivien unterstützt. 

Einstimmen konnten sich die über 70 Gäste bei der Ausstellungseröffnung mit landestypischen Speisen. So servierten die Mitglieder der Eine-Welt-Gruppe neben einem Quinoa-Auflauf auch Empanadas ( gefüllte Teigtaschen). Dazu genossen die Gäste fair gehandelten Wein oder Bionade. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Nira Pumahualca und Ivan Rodriguez, die mit schwungvollen südamerikanischen Liedern für gute Laune unter den Besuchern sorgten.
Stellwände informierten über die Flora und Fauna Boliviens mit seinen Faultieren, Ameisenbären und bis zu 15 Meter hohen Säulenkakteen, die über tausend Jahre alt werden können. Im Hochtal von Cajamarca, rund 30 Kilometer von der Hauptstadt Sucre entfernt, pflanzte Annelie Dehmel 1992 auf rund 3800 Metern Höhe die ersten Kiefernsetzlinge und forstete mit den Menschen vor Ort das karstige Bergland auf.
Mittlerweile ist auf der Hochebene ein 400 Hektar großer Wald entstanden, der das Mikroklima positiv verändert hat und in dem sich neue Vögel- und Pflanzenarten angesiedelt haben. Parallel zur Aufforstung wurde das Centro Ecológico Juvenil (CEJ) aufgebaut, ein Umwelt-Lernort mit Jugendherberge und Werkstätten mit Bildungsangeboten für Land- und Stadtbewohner. Unterstützt wird das Projekt vom 1964 gegründeten Verein Jugend-Bildung-Hilfe in Bolivien mit Sitz in Alsbach.
„Uns hat begeistert, dass hier aus eigener Kraft praktische Ökologie betrieben wird“, sagte Uwe Harnisch, Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Neben der Renaturierung werde parallel in die Ausbildung der Jugend investiert, weswegen man das spannende Projekt als Hilfe zur Selbsthilfe mit den Einnahmen der Ausstellung unterstütze, so Harnisch. Dafür wurden im Gemeindezentrum fair gehandelter Wein, Schokolade und Tee sowie Kunsthandwerk und Schmuck verkauft.
Zwar frage man sich angesichts der Probleme in der Welt, was man als kleine Gruppe bewirken könne, sagte Harnisch. „Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche einmal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist“, zitierte er dazu den Dalai Lama. „Vielleicht kann unser kleiner Flügelschlag Großes bewirken“, hoffte Harnisch mit Verweis auf das Projekt, das die Eine-Welt-Gruppe 2015 unterstützt hatte. Auch dank der Fördergelder aus Mörfelden-Walldorf wurde der Neubau der Schulküche der „Springs Of Life International School“ in Kumasi in Ghana kürzlich fertiggestellt.
Für das Jugendzentrum in Bolivien gibt es 3000 Euro aus dem städtischen Etat für kommunale Entwicklungshilfe. Stadträtin Ilona Wenz hob das Engagement der Eine-Welt-Gruppe in schwierigen Zeiten hervor. Mit der Ausstellung werde gegen den Egoismus angegangen und mit Nächstenliebe eine glaubwürdige Globalisierung praktiziert – ohne Grenzen, Mauern und Zäune, so Wenz.
Über das Projekt berichtete Andres Dehmel, Sohn der Initiatorin. Zunächst, so Dehmel, hätten die Bauern die Aufforstung argwöhnisch beäugt, vor allem aus Angst vor Wildtieren, die ihren Viehherden gefährlich werden könnten. Stattdessen hätten sich aber Vögel, Insekten, darunter Bienen, sowie neue Pflanzen und Speisepilze angesiedelt – letztere seien wie die Imkerei eine zusätzliche Einnahmequelle für die Bauern, sagte Dehmel. Durch die Aufforstung würden zudem Erdrutsche verringert und jährlich rund 100 000 Tonnen CO2 gebunden. Das Leben der Bergbauern habe sich durch den Anbau von Kartoffeln, Mais und Gemüse sowie die Bewirtschaftung des Waldes deutlich verbessert.
Das Jugendzentrum mit seinen mittlerweile zehn Häusern werde von einem bolivianischen Trägerverein eigenverantwortlich geleitet. Dort gebe es Kurse zu nachhaltigem Bauen und alternativem Gemüseanbau ohne Pestizide. Da auch Bolivien unter der Landflucht leide und immer mehr Menschen in die Städte zögen, spiele in dem Jugendzentrum die kulturelle Bildung eine Rolle. So treffen sich dort regelmäßig Musik- und Theatergruppen aus der Stadt mit der Landbevölkerung. „Wir bringen so die Land- und Stadtjugend zusammen“, sagte Andres Dehmel. (nad)

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