Wird nichts aus dem großen Wurf?

Wohnungen und eine neue Kita könnten an der Nähe zur Stromtrasse scheitern

AUF DIESEM GEWERBEGRUNDSTÜCK in der Langener Straße soll eine neue Aldi-Filiale entstehen. Ob auch eine geplante Kita und Wohnungen möglich sind, ist derzeit noch offen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Eine Supermarktfiliale, Wohnungen und eine neue Kindertagesstätte wollen die Stadt, der Discounter Aldi und ein Investor im Osten von Mörfelden realisieren. Den Plänen kommt nun aber eine neue Vorgabe in die Quere, nach der ein solches Projekt in der Langener Straße wohl nicht mehr möglich ist. Denn das Grundstück liegt zu nahe an einer Hochspannungsleitung.

 

Derzeit befindet sich auf dem Grundstück am Stadtrand von Mörfelden die Niederlassung eines Abschleppdienstes. Gemeinsam mit einem Investor plant Aldi, seine derzeitige Filiale aus der Opelstraße hierher zu verlegen, berichtete Bürgermeister Heinz-Peter Becker bei einem Pressegespräch. Der Discounter will in der Langener Straße einen modernen Markt eröffnen und erhofft sich aufgrund des Durchgangsverkehrs zusätzliche Kunden.
Bürgermeister Becker hob hervor, dass es im Nordosten von Mörfelden dann eine neue Einkaufsmöglichkeit gebe und die Anwohner kürzere Wege hätten. 
Da Bauland knapp ist, soll es kein typischer Supermarkt-Flachbau mit nur einem Geschoss werden. Vielmehr hat der Investor nach Absprache mit der Stadt mehrere Stockwerke vorgesehen, in die neben Wohnungen auch eine neue Kita für bis zu hundert Kinder einziehen sollte.
„Wir hatten schon alles in trockenen Tüchern“, so der Bürgermeister. Mittlerweile ist aber der Landesentwicklungsplan geändert worden. Die planungsrechtlichen Vorgaben verbieten nun eine Bebauung oder eine Nutzungsänderung von Grundstücken, die sich in einem Radius von 400 Metern um Hochspannungsleitungen befinden, führte Becker aus.
Die Änderungen seien eineReaktion auf die Energiewende und den Bau neuer Stromtrassen. Nun rege sich aber in vielen Kommunen Widerstand: „Das schlägt quer durch das Rhein-Main-Gebiet wie eine Bombe ein“, meinte Becker. Denn der Landesentwicklungsplan verhindere nun an manchen Orten die Ausweisung neuer Baugebiete.
Ungeachtet der neuen Vorgaben schlägt der Magistrat dem Stadtparlament vor, eine für das Projekt notwendige Änderung des Bebauungsplans anzugehen. Der Investor stehe hinter diesem Vorgehen, auch wenn es wahrscheinlich sei, dass der Regionalverband einem geänderten Bebauungsplan nicht zustimmt, sagte der Bürgermeister.
Die Hoffnung von Verwaltung und Investor sind Ausnahmen und ein gewisser Spielraum der zuständigen Instanzen. Auch sei denkbar, dass nach der Landtagswahl eine neue Regierung in Wiesbaden sitzt und den Landesentwicklungsplan wieder ändert, so Becker.
Allerdings würde ein solches Verfahren wohl mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen. 
Ohne die Vorgaben bezüglich der Stromtrassen hätte der Gebäudekomplex in der Langener Straße in etwa vier Jahren eingeweiht werden können. Wie lange es nun dauert, ist offen.
Da die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen weiterhin hoch ist, gebe es für den Bau einer neuen Betreuungseinrichtung einen Plan B, so Bürgermeister Becker. Allerdings wolle man zunächst abwarten, wie sich die Situation entwickelt.
In einem nächsten Schritt muss Ende Oktober eine Parlamentsmehrheit für den vom Magistrat beantragten Beginn einer Bebauungsplanänderung stimmen. Sollte es dazu kommen, sind die übergeordneten Stellen gefragt.
Lasse sich das Bauprojekt nicht wie beabsichtigt realisieren, werde Aldi den Neubau und einen anschließenden Umzug wohl dennoch angehen, kündigte Becker an. Denn ein Supermarkt ist auf dem Gewerbegelände weiterhin zulässig, der neue Landesentwicklungsplan betrifft nur eine Wohnbebauung und die Kinderbetreuung.

 

Noch keine Bewertungen vorhanden


X