Museum war von Anfang an ein Ziel

Der Heimat- und Museumsverein feiert sein 40-jähriges Bestehen

WASSERRATTEN: Zur Eröffnung des Waldschwimmbads 1988 verhübschten die Damen des Heimatvereins die Feier im historischen Gewand. (Repro: Friedrich)

Mörfelden-Walldorf. Wer hat da an der Uhr gedreht? Es ist der Heimat- und Museumsverein Mörfelden, der am kommenden Wochenende, 29. September und 1. Oktober, zum Erntedankfest einlädt und mit seinen Gästen in die Vergangenheit eintaucht.
Zum beliebten zweitägigen Fest öffnen sich das Museum und sein rückwärtiger Garten, es dreht sich das Nostalgie-Karussell, die Hayner Reitschul’, im Hof des Goldenen Apfel. Und viele Präsentationen und Mitmachaktionen entführen in jene Zeit, als Pferdekutschen durch ungepflasterte Straßen rollten und das Internet noch nicht erfunden war.

Diesmal gibt es doppelten Anlass zum Feiern, denn der Verein wird 40 Jahre alt. Am 26. Februar 1977 gründeten 24 Männer und Frauen in der Gaststätte „Zum grünen Haag“ den Heimatverein. Die Absicht mag man ahnen: Die Mörfelder Geschichte für nachfolgende Generationen zu bewahren.
„Unser Ziel war es aber auch von Anfang an, ein Museum zu gründen“, berichtet Anneliese Krichbaum, die rührige Vorsitzende, die selbst erst einmal überlegen muss, seit wann sie den Vorsitz stemmt. „1996“, die Zahl ist gefunden, seither steht sie an der Spitze des Vereins, der heute den Namen Heimat- und Museumsverein trägt. 
Unter Bürgermeister Bernhard Brehl zeichnete sich ab, dass ein Standort für das Museum gefunden war. Die Stadt hatte Ende der 80er Jahre die Hofreite des Goldenen Apfel angekauft. In der verstaubten Scheune lagerten die Vereinsaktiven bereits ihre Schätzchen ein, Exponate aus dem 19. und 20. Jahrhundert, die darauf warteten, im rechten Licht präsentiert zu werden.
1988 wurde der Kooperationsvertrag mit der Stadt unterzeichnet. Ein Dokument, das beiden Parteien zur Hälfte die Trägerschaft des neuen Museums bescheinigte. Bei dessen Aufbau war auch Historikerin Cornelia Rühlig im Boot. Eine Auswärtige, die eigentlich die NS-Geschichte des Ortes aufarbeitete, und für die Brehl eine feste Stelle schaffen wollte.
Auch wenn zunächst der ein oder andere kritische Ton zu hören war, die Einbindung der engagierten Fachfrau war eine echte Bereicherung. Und das Jahr 1990 war ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte: Nach 13 Jahren Arbeit der ehrenamtlichen Heimatforscher, Hobbyrestauratoren und Exponate-Sammler wurde das Museum eröffnet.
Es dokumentiert auf zwei Ebenen die Ortsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, NS-Zeit und Arbeiterleben, bis zurück in die Römerzeit. Die alte Dorfkneipe, in der das Bier nur ein paar Pfennige kostete, die urige Schusterwerkstatt, eine Schmiede, die feine Stube und weitere atmosphärische Ecken und Räume des Museums öffnen das Fenster in die Vergangenheit.
Es folgte ein weiteres großes Projekt, um das sich besonders die handwerklich versierten Vereinsaktiven verdient machten. Das alte Schulhäuschen, genauer ein Anbau der alten Merfeller Schul aus der Schulgasse, wurde in Klein-Gerau wieder entdeckt. Inzwischen zerlegt, sollte das Holz als Gartenlaube dienen – der Rückkauf nach Mörfelden gelang jedoch.
Der Wiederaufbau in Eigenregie war ein Kraftakt, doch heute ist das Schulhäuschen Schmuckstück im Museumsgarten. Sonderausstellungen und Aktionen, vom Dreschtag über das Schlachtfest bis zur Modenschau haben die kreativen Aktiven veranstaltet. 
Inzwischen mussten sie einen Gang zurückschalten. Der Heimat- und Museumsverein hat zwar noch immer fast 200 Mitglieder, doch die tüchtigen Aktiven sind älter geworden. (ula)

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