Eine Muschel als Primaballerina

Hans-Jürgen Enkelmann hat am Computer surreale Meereswelten erschaffen

MEERESWELTEN einmal anders: Hans-Jürgen Enkelmann zeigt im Wasserturm seine außergewöhnlichen Fotomontagen. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf (seb). Alles fing mit einer Nautilusschale an. Hans-Jürgen Enkelmann schwärmte schon lange für die Kopffüßer und ihr Zuhause aus Kalk, als er schließlich ein Exemplar geschenkt bekam.

 

Der passionierte Fotograf machte sich daran, die Schale ins rechte Licht zu rücken, entschloss sich dann aber für eine Montagetechnik. Es existieren bereits abertausende Bilder einer Nautilus, da brauche es kein weiteres, erzählte Enkelmann. Sechs Jahre ist das her, und mittlerweile sind eine ganze Reihe solcher Montagen entstanden. 
Die surrealen Meereswelten sind aktuell im Mörfelder Wasserturm zu sehen. Die hochwertig gedruckten Bilder zeigen Muscheln als Primaballerina an einer Ballettstange, einen Hummer als imposante Skulptur, Meeresfrüchte, die zum Lampenschirm, Kopfschmuck oder Globus transformiert sind. Alles sorgsam in Szene gesetzt, über viele Stunden am Computer komponiert und stets so unwirklich wie phantastisch. 
Es sind kleine, in sich geschlossene Räume, in denen selbst Licht- und Schattenverläufe perfekt sitzen, betonte Heinz Jürgen Huxhorn in seiner Eröffnungsrede. Der Vorsitzende des Fotoclubs Mörfelden-Walldorf übernahm die Vorstellung des Künstlers und seiner Werke, ist er damit doch bestens vertraut. Im Fotoclub arbeiten beide schon lange zusammen und präsentieren ihre Fotografien regelmäßig bei den Clubausstellungen.
Als Besonderheit der Meereswelten hob Huxhorn hervor, dass sie aus einer Vielzahl von Einzelbildern entstanden sind, aber nicht wie eine typische Collage wirken. Alles wurde in nächtlichen Arbeitssitzungen so lange bearbeitet und zusammengefügt, bis es ein stimmiges Ganzes ergab, erzählte Huxhorn. Nichts wirke aufgesetzt oder fehl am Platz.
Die Montagen scheinen kleine Geschichten zu erzählen, sind dabei aber spontane Produkte. Denn wenn Hans-Jürgen Enkelmann beginnt, weiß er selbst nicht, wie das fertige Bild später aussehen wird. Am Anfang steht jedes Mal ein Meerestier, das vor einen Hintergrund gesetzt wird. Alles weitere ergibt sich im Schaffensprozess, erzählte der Fotokünstler. 
Sämtliche verwendeten Details, wie alte Tankstellenzapfsäulen, Fassadenfronten und Skulpturen, stammen aus dem riesigen Archiv von Hans-Jürgen Enkelmann. Rund 300 000 Bilddateien liegen auf seinem Computer und dienen als schier endlose Quelle für seine Montagen.
Schicht um Schicht werden einzelne Elemente in das Bild eingebaut. Nimmt man jeden veränderten Farbverlauf und Lichteffekt hinzu, können es bis zu 250 Bildebenen werden, erzählte Hans-Jürgen Enkelmann. 
Die 18 großformatigen Werke sowie zwölf kleinere Bilder sind noch an den nächsten beiden Sonntagen im Wasserturm zu sehen. Die Ausstellung des Vereins Projekt Wasserturm öffnet am 14. sowie am 21. Oktober von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 

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