„Müssen knallhart wirtschaften“

Claudia Vietmeier-Kemmler berichtete über die Situation im Tierheim

Mörfelden-Walldorf. Nicht nur Hunde und Katzen finden im Rüsselsheimer Tierheim ein neues Zuhause. Auch zwei Tiger sind auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Gelände untergekommen. Im Umweltausschuss des Stadtparlaments berichtete Claudia Vietmeier-Kemmler über die aktuelle Situation im Tierheim, in dem sich fünf Festangestellte, eine Tierärztin, vier Aushilfen, rund 20 Ehrenamtliche und vier Ein-Euro-Jobber um rund 430 Tiere kümmern.
 

Etwa 500 000 Euro benötige der Tierschutzverein Rüsselsheim und Umgebung jährlich, um das Heim betreiben zu können, führte die Vereinsvorsitzende Vietmeier-Kemmler aus. Nur ein geringer Teil davon sei sicher abgedeckt. So steuerten die Kommunen etwa 70 000 Euro bei, weitere 65 000 Euro kämen über die Beiträge der 1300 Mitglieder zusammen.
 „Wir müssen knallhart wirtschaften. An ein Minus auf dem Konto haben wir uns schon gewöhnt“, erklärte Vietmeier-Kemmler. Um das Geld zusammenzubekommen sei viel Klinkenputzen notwendig. Glücklicherweise unterstütze die Familie Friebe das Tierheim schon seit Jahren mit großzügigen Spenden. So konnten zuletzt einige Baumaßnahmen angegangen werden. „Unsere Gebäude steht jetzt so weit gut da“, sagte Vietmeier-Kemmler.
Derzeit sind rund 90 Hunde, 90 Katzen, 250 Kleintiere und die beiden Tiger in Rüsselsheim untergebracht. Die Raubkatzen wurden auf einem Parkplatz in einem Transporter ausgesetzt und landeten zwischenzeitlich in einem Lübecker Zoo, bevor sie in das Tierheim kamen. Fünf Kilo Fleisch verputzt ein Tiger am Tag. Die Kosten für die Nahrung übernimmt die Brigitte-Bardot-Stiftung. Am liebsten wäre Vietmeier-Kemmler, wenn die Tiger so schnell wie möglich in einen großen Tierpark kämen. Da die Herkunft der beiden sechs Jahre alten Raubkatzen aber unklar ist, sei eine Vermittlung schwierig.
Wenn ein Tier in das Heim komme, stecke oft eine sehr emotionale Geschichte dahinter, weiß die Vorsitzende. Häufig liege es an einer Scheidung oder Trennung. Aber auch hohe Kosten für Medikamente oder Operationen seien ein Grund, ein Tier nicht länger behalten zu können. Schwierig könne es außerdem werden, wenn eine Familie ein Baby bekommt und das Haustier sich nicht mit diesem vertrage.
Damit nicht noch mehr Katzen ins Heim kommen, sei es notwendig, die eigenen Tiere zu kastrieren, um so ungewollten Nachwuchs zu verhindern. „Das ist ganz wichtig“, bekräftige Andrea Winkler von den Grünen. Außerdem sei es ratsam, Katzen mit einem Mikrochip zu markieren, damit sie leichter gefunden werden können, wenn sie mal Reißaus nehmen. Gleichzeitig biete sich eine Registrierung bei der Tierschutzorganisation Tasso an.
Wer ein streunendes oder ausgesetztes Tier findet, kann sich über die Notfallnummer 0170-5853885 an das Tierheim Rüsselsheim wenden. Weitere Informationen stehen auf der Homepage www.tierheim-ruesselsheim.de bereit. Das Heim liegt in der Stockstraße 60 und hat dienstags, mittwochs und freitags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Samstags sind die Öffnungszeiten von 11 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 13 Uhr. Für Spenden steht folgende Bankverbindung bereit: Kreissparkasse Groß-Gerau, Bankleitzahl 508 525 53, Kontonummer 102 32 41. (seb)

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