Schon vor der offiziellen Eröffnungsrede nehmen Besucher im „verzauberten“ Bürgerpark die diesjährigen „Schätze“ in Augenschein. Man darf staunen, es ist eine Vernissage der Superlative, und das meint nicht nur den mannshohen Dürerhasen XXL des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl, der streng in die Menge schaut, oder die meterhohe Installation „Transhuman“ von Roger Rigorth und die Riesenaxt, die Ingrid Honneth im Korpus einer Waschmaschine platziert hat.
Werke aus Eisen, Stahl, Holz, Glas, Kunststoff und Stein interagieren mit dem alten Baumbestand im Park. Ein „Best-of“, das meint Werke von 22 ehemaligen Preisträgern des Skulpturenparks, ist diesmal zu erleben. Auch die Anzahl der Gäste bei der Vernissage dürfte einen neuen Rekord markieren – trotz hochsommerlicher Hitze.
Nicht nur, dass sie durchgehalten haben, sondern dass sie einst überhaupt mit moderner Bildhauerei und Objektkunst in einer mehrwöchigen Freilichtgalerie gestartet sind – das ist der Verdienst des unterdessen verstorbenen Otto Schaffner. „Er war die Seele des Skulpturenparks – aber nie allein“, sagt die Galeristin Barbara von Stechow, und ergänzt: „Kultur hat nur eine Chance, wenn sie unterstützt wird von Bürgern und Politik.“ Zeit, Energie, Einsatz, Geld und Gönner – all das passt hier. Die Melange von Unterstützern aus der Kommunalen Galerie mit dem ehrenamtlichen Dreigestirn Gabi Jancke, Elke Behrens und Haiko Emmel, des Sport- und Kulturamts und des Fördervereins Skulpturenpark – das sind die Macher im Hintergrund.
„Weit mehr als 250 Künstler haben im Vertrauen auf uns hier ihre Kunstwerke aufgebaut – ohne Aussichten auf das große Marketing“, spannt Gabi Jancke den Bogen zu den Kunstschaffenden, von denen etliche von weiter weg angereist sind. Vertrauen hatte auch E.R. Nele 1998 in das Projekt des Visionärs Otto Schaffner.
Weder ihn, noch Mörfelden-Walldorf habe sie gekannt, bekennt die älteste Teilnehmerin der Jubiläumsschau. „Aber er kannte offensichtlich mich“, schmunzelt die 91-jährige Wahl-Frankfurterin, die Schaffners „spontane intuitive Vitalität begeistert“ hatte. „Das musste man unterstützen“, beharrt die Künstlerin, die 1998 gemeinsam mit Kathrin Gordan, Christfried Präger und Schaffner selbst die allererste Skulpturenausstellung im Park bestückte.
Kunsthistorikerin Ina Bickmann stellt sich am Sonntag der Aufgabe, im Schnelldurchlauf 22 Menschen vorzustellen, die mit ihrer installativen Arbeit und Objektkunst eine kontrastreiche, lebendige Jubiläumsschau gestalten. Das diesjährige Leitmotiv ist das Thema Natur. Gezeigt werden Arbeiten der ehemaligen Preisträger: E.R. Nele, Kathrin Gordan, Peter Weber, Armin Göhringer, Ortrud Sturm, Roger Rigorth, Hans-Michael Kissel, Vera Röhm, Christine Hach, Ottmar Hörl, Herbert Mehler, Christiane Erdmann, Stephan Guber, Ingrid Honneth, Pia Grambart Delalic, Jürgen Heinz, Elvira Chevalier, Marco Poblete, Elizabeth Thallauer, Edgar Diehl, Maximilian Verhas und Christoph Jakob.
Wie nun am Mittwoch bekannt wurde, müssen die Veranstalter und Künstler des Skulpturenparks jedoch Sachbeschädigungen an drei Werken verkraften, unter anderem wurde das Axt-Kunstwerk von Ingrid Honneth zerstört. Das Sport- und Kulturamt hat Anzeige erstattet (Mehr dazu in der kommenden Ausgabe).
Hingegen vertiefende Einblicke und viel Kultur erwarten Besucher in den kommenden Wochen, und auch das ist rekordverdächtig – zu dieser Jubiläumsschau gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Jazz oder Rockballaden im Park, eine vertanzte Kunstinterpretation, Theater, Kurzfilme, Gespräche mit den Teilnehmern und mehr werden geboten. Nach längerer Pause lässt der Förderverein Skulpturenpark auch den Kinderkunstworkshop neu aufleben, und mit der Finissage am 3. September dann geht die diesjährige Open-Air-Schau zu Ende. Besucht werden kann die Freilichtschau jederzeit, ohne Eintritt. ula
Infos im Internet
Informationen zu den Künstlern sowie das Begleitprogramm sind online zu finden auf: kommunalegalerie.de.